Es gehört zu den Schön- und Merkwürdigkeiten unseres Dorfes, dass es auf der Frankfurter Buchmesse einen eigenen Stand aufmachen könnte, der sich beileibe nicht hinter großen Verlagshäusern verstecken müßte. In diesem Jahr ist wieder ein bunter Reigen von Romanen, Reiseführern, Lyrikbänden, Biographien und Büchern prominenter Autoren am Start. Alle Bücher sind natürlich im Berger Laden “Schöner Lesen” bei Dini vorrätig, die am kommenden Donnerstag im evangelischen Gemeindehaus einen Abend veranstaltet, bei dem Berger Bürger ihre Lieblingslektüren verraten (Moderation: Andreas Ammer).
Wir beginnen mit einem Buch, das zukünftig in jedes Berger Regal gehört: Katja Sebalds unendlich kundiger Führer “Unbekanntes Fünfseenland” handelt “Von Fischern, Fürsten und Fantasten”, kennt all die Geschichten und Anekdoten der Gegend und erzählt sie klug. Katja, selbst als Kuratorin des “Kunstwerks des Monats” im hiesigen Kulturleben präsent, erzählt nicht nur die Geschichten von unbekannten Kleinoden (die “Kapelle St. Stephan in Mörlbach”) oder bekannten Begebenheiten (“die Seilbahn zur Rottmannshöhe”), sondern auch die Anekdote wie der Berger Säufer “Schmalzer Hans” (kennt den noch einer?) im Bett des Königs übernachtete. Außerdem fünf Dutzend weitere unerhörte Geschichten … auch von den anderen vier Seen hier herum. Und Katja erzählt nicht wie eine Kunsthistorikerin (die sie auch ist), sondern so, wie man es einem guten Freund bei einem Spaziergang durch unsere schöne Gegend erzählen würde. (Volk-Verlag)
Von der lokalen zur großen Literatur: Auch der Allmannshauser Ex-Verleger, Dichter und Präsident der Akademie der Schönen Künste Michael Krüger hat ein neues Buch vorgelegt: es heißt “Das Irrenhaus” und spielt trotz des Titels nicht im Berger Gemeinderat, sondern in einem Mietshaus, das ein ehemaliger Archivar erbt, um sich dann in der Geschichte des Hauses sich zu verfangen. (Haymon-Verlag).
Literarisch noch eine Etage höher angesiedelt ist der Lyrikband “Der Wind” des ehemaligen PEN-Präsidenten Johano Strasser. Er beinhaltet ein einziges langes Gedicht über die Kindheit “Ach die stillen Spätsommerabende meiner Kindheit / In der Senke vor dem Wald / Ein hauchdünner kaum Wahrnehmbarer Nebelstreifen / Die Ferne zitiert ein Hundegebell / Und plötzlich ganz deutlich …” – tja, das müssen Sie schon selbst lesen. Der hübsche Band ist im Verlag “Bibliothek der Provinz” erschienen und wurde von der Aufkircher Künstlerin Juschi Bannaski kongenial illustriert.
Wem das zu anstrengend ist oder wer lieber Sachbücher und Biographien liest: die Berger Schauspielerin Katerina Jacob hat im mvg-Verlag ein weiteres Erinnerungsbuch geschrieben. Es heißt “Alles nur Theater” und verspricht im Untertitel “Mein abgefahrenes Leben auf Tournee” zu erzählen. Bei Herrn Lanz war sie damit schon eingeladen.
Noch dramatischer geht es beklanntermaßen in dem Buch “Nicht gehört – fast zerstört” der Höhenrainerin Angelika Nachtmann zu, deren Geschichte unter dem Titel “Eine unerhörte Frau” bereits verfilmt und ausgezeichnet wurde und sich in der Gegend zu einem kleinen Bestseller entwickelt hat. Wir haben im Blog bereits öfters über das Buch, den Film und das Schicksal von Angelika Nachtmann berichtet: Der Kampf einer Frau oder Film über Höhenrainerin gewinnt Publikumspreis beim Filmfestival/.
Und auch Bergs 3. Bürgermeisterin Elke Link ist gen Frankfurt entschwunden. Zwar erscheint ihr neuestes, übersetztes Buch “Eisgesang” der kanadischen Autorin Kathleen Winter, das von einer eigentümlichen Fahrt durch die arktische Nord-West-Passage berichtet, die beinahe schiefgegangen wäre, erst im November bei btb / Bertelsmann … zuvor tagt in Frankfurt bei der Buchmesse allerdings der Übersetzerverband, bei dem Elke ebenfalls im Vorstand sitzt.
Fehlt eigentlich nur noch ein Krimi, der in Berg spielt. Den gibt es zwar, der ist aber so schlimm, das man ihn nicht einmal verreißen sollte. Welcher das ist wird Andreas Ammer am Donnerstag im Katharina -von-Bora-Haus verraten (20 Uhr / Eintritt frei). Mehr Infos auf evgberg.de