Bauvoranfragen Genz

Am Wochenende erreichten die Berger Gemeinderäte zwei ebenso visionäre wie vielseitige Konvolute, die eine Petition von der Maxhöhe an den Bayrischen Landtag sowie insgesamt 7 Voranfragen enthalten. Sollten diese realisiert werden, werden sie das Berger Gemeinwesen von Grund auf verändern.


Der Briefkopf

Zentrum der Petitionen ist ein Berger Bauwerk, das bislang als “Mörserturm” bekannt ist und nun eine neue Rolle als “Noetische Plattform” bekommen soll: Es “könnte der Mörserturm als virtueller Wasserturm genutzt werden”, der “das wirtschaftliche und wissenschaftliche Zentrum eines weltweit neuen Trinkwasserprojektes sein könnte, bei dem Noetisches Wasser auf der Basis des bereits entwickelten Natürlichen Sauerstoffwassers, in Verbindung mit dem Solaren Wasserstoff, so vermarktet wird, dass die Gewerbesteuer bei der Gemeinde bleibt und die Einkommensteuer in Bayern, bzw. Deutschland. (…) Die bisher hochgerechneten Erträge liegen in der Endphase bei ca. 15 Milliarden Euro im Jahr und würden mit etwa 50 Millionen Euro pro Jahr beginnen.” Einen Haken hat die Sache: “Es könnte sich herausstellen, dass zur Unterbringung der Systeme ein weiteres Stockwerk auf dem Turm notwendig wäre.”

Um “das Reizwort ‘Mörserturm’ zu vermeiden”, wird dieser fortan “virtueller Wasserturm”, “Philosophenturm” oder “Noetische Plattform” genannt: “Angesichts der Dimension der angedachten Projekte könnte es zur vernachlässigbaren Größe werden, ob der Mörserturm an der jetzigen Stelle stehen bleibt oder an einem anderen Standort wieder aufgebaut wird. Dieser Turm sollte nicht dazu dienen, dass Teile der Verwaltung nun unbedingt das Petitionsverfahren beschleunigen müssen um den Vollzug des Abbruchs ausleben zu dürfen. (…) Man darf nicht übersehen, dass die Hochkultur der alten Phönizier vor langer Zeit untergegangen ist, nur weil die Verwaltung die Oberhand gewonnen hat. (…) Wir benötigen viele Philosophentürme um die Herausforderung der Zukunft zu bewältigen. Vielleicht wird eines Tages dieser Mörserturm noch das Wahrzeichen der Elite-Universität in Berg.”


Der Plan (das Gelände ist vom Postbiergarten aus – mit Blick Richtung Alpen – für jedermann einsehbar)

Womit wir bei der “Europäischen Elite-Universität” wären, die – neben dem “virtuellen Wasserturm” und einer neuen Windkraftanlage das Herzstück der Vorhaben ist: “Bezugnehmend auf den Petitionsantrag ist festzustellen, dass dieser Vorschlag auf breites Interesse und große Zustimmung stößt.” – Begründung: “Nachdem Europa ein Bildungsdefizit und Deutschlanddabei auch noch deutlich im Rückstand ist, muss eine Institution, ähnlich wie das Institute of Advanced Studies in Princeton, geschaffen werden.” (sic, Satzbau und Rechtschreibung wurden übernommen)


Das Vorbild: Princeton

Bis ins kleinste Detail der Fassadengestaltung wird bereits vorgeplant: “Die Universität Princeton unterscheidet sich von dem kleinen Universitätsstädtchen Princeton baulich durch die Wahl ihrer altenglisch rötlichen Auswahl von Quadersteinen (…). In Berg werden die roten Steine unnötig zu Steinen des Anstoßes. Sie könnten leicht durch den winterfesten begrünenden Efeu in den Hintergrund treten.”

Was ist das Forschungsziel der derartig begrünten “Europäischen Elite-Universität”? – “Die vorläufigen Schwerpunkte für Forschung und Lehre liegen in den Bereichen alternative und regenerative Energieversorgung, abgasfreie Fahrzeuge, noetisches Wasser auf der Basis von Natürlichem Sauerstoffwasser, gesellschaftliche und soziologische Erneuerungen in den Bereichen Familie, Wirtschaft, Rechtspflege, Altersarbeit, Altersvorsorge und viele andere Wissensgebiete.”


Die Fragen

Wie könnte die “Europäische Elite-Universität” baulich aussehen?
Zitat: “Die verschiedenen Kunstwerke auf dem Grundstück der Familie Genz sollten für die Gemeinde erhalten bleiben (…) Auf dem großen Gelände für die Universität ist neben der äußeren Erschließung eine innere Vernetzung von bequemen Fußwegen vorgesehen. Dabei sollen die Kreuzungen der Fußwege großzügig gestaltet und mit Studierbänken versehen werden. Im Zentrum dieser Kreuzungen könnten Steinmonumente, Glocken und Wegmarken ihren Platz finden. (…) Frage: Könnte man sich darauf einigen, dass eventuelle Beseitigungsanordnungen bezüglich der vorhandenen Strukturen so lange ausgesetzt werden, bis das o.g. Gesamtkonzept erarbeitet ist?”


Platz für die Vision: sog. “Sibichausner Feld” (sic) süd-östlich des Enzianwegs, derzeit (Photo 19.4.2011) noch unbebaut

Auch über die Vergangenheit wird nachgedacht: “Die Presse hat aufgedeckt, dass der mich zuletzt beratende Anwalt, wie schon andere Familien vor mir ins Unglück geführt hat, indem er Prozesserfolge in Aussicht gestellt und bis zur Armutsgrenze der Familien seine Honorare abkassiert hat. (…) Wir haben unsere Fehler eingesehen, bedauert und dies öffentlich bekundet. Wir verpflichten uns, keinerlei sog. Schwarzbau mehr zu errichten. Wir bitten um Duldung, der Bauteile, die notwendig sind (…). Ferner sind wir gerne bereit, für die Gemeinde, den Landkreis und das Land Bayern innovativ und zukunftssichern tätig zu sein. Mit freundlichen Grüßen …” (sic, Satzbau und Rechtschreibung wurden übernommen)

Leider entzieht es sich unserem Wissen, was es mit dem “noetischen Wasserstoff”, dem “noetischen Wasser” oder der “Noetik” genau auf sich hat. Noetik ist – laut der Petition – “das in diesem Jahrhundert wahrscheinlich wichtigste Wissensgebiet” und “wurde im Mörserturm begonnen”.

Kommentieren (14)

  1. QUH-Gast
    19. April 2011 um 16:52

    mein lieber Schwan … … nun geht es also um noetisches Wasser und die Noetik im Allgemeinen.

    Da ich nicht so bewandert bin, habe ich etwas gegoogled und bin über Begriffe wie “Grenzwissenschaft”, “wissenschaftliche Forschung über Telepathie, Psychokinese, Hellsehen und Effekte der Meditation” gestolpert und schließlich bei einer entsprechenden Wasserfabrik im Kosovo gelandet. Das absolute Highlight ist der “Hechtl Report – Neue informative Medizin zur Vermeidung und Heilung von Krebs mit Hilfe von Informationsübertragungen durch Natürliches Sauerstoffwasser und mehr oder weniger verwandte Projekte” mit seinen selbsterklärenden Grafiken (siehe insbesondere Seite 34).

    Sehr schön zusammenfassend erscheint mir die Wikipedia Beschreibung zum Intistute of Noetic Sciences “… angenommenes intuitives Bewusstsein, das auf Wissen zugreifen können soll, das über das hinausgehen soll, was den normalen Sinnen und der Vernunft zugänglich sei.”

    da ist wohl was dran

    • oskar maria graf
      19. April 2011 um 17:01

      Normale Sinne und Vernunft Danke, lieber QUH-GAST für deine weise Erläuterung. Jetzt ist mir alles klar: die Weisheit der Petition geht offensichtlich weit “über das hinaus, was den normalen Sinnen und der Vernunft” – mithin uns normalen Berger Bürgern zugänglich ist. – Wir Normalvernunftbegabte können da nur ehrfürchtig staunen. Neben dem uns unterstellten “Sozialneid” könnte da jetzt noch der “Vernunftneid” treten.

  2. Berufsflieger
    19. April 2011 um 19:41

    jetzt mal im Ernst Das ist ja ein wunderbarer April…. nein, ..halt, es ist ja schon der 19. und bald Ostern! Was nun? Es wird ernst… bei dem zu erwartenden Studenten- und Besucherandrang der Berg University, Punkt 4, sollte man vielleicht dringend noch einmal die Gestaltung des Berger Kreisels überdenken! Da wäre es doch besser er würde sechs-spuhrig gestaltet, mindestens. Oder ist man etwa schon dabei? Das würde natürlich die nicht enden wollenden Straßenbaumaßnahmen erklären. Bei Punkt 6 der Anfrage könnte es sich um eine sogenannte Gülle.., also ich meine Exit-Strategie handeln. Das wäre clever. Fragen über Fragen…, naja, also ich fliege dann morgen mal schnell nach Hause, hoffentlich kann man noch vor dem fälligen Mega-Stau am Kreisel schnell nach Berg einreisen. Man will ja schließlich Ostern daheim sein,
    herzliche Grüße aus dem Stau in Sao Paulo

  3. Hirte
    19. April 2011 um 20:00

    Hallo Dirk, da ist mal mal ein paar Tage ausser Landes und treibt sich in richtigen Staus rum und dann so etwas…
    Wahrscheinlich liegt es am einer gestörten Wahrnehmung – entweder meinerseits oder des Antragstellers.
    Allein die Formulierung: “Die Presse hat aufgedeckt, dass der mich zuletzt beratende Anwalt, wie schon andere Familien vor mir ins Unglück geführt hat, indem er Prozesserfolge in Aussicht gestellt und bis zur Armutsgrenze der Familien seine Honorare abkassiert hat.” lässt darauf hindeuten, dass diese dann eventuell doch nicht bei mir zu suchen ist.
    Ebenso herzliche Grüße aus dem fast mitternächtlichem Stau in Mumbai …

    • ammer
      19. April 2011 um 20:50

      Hallo Mumbai, hallo Sao Paolo … … also Provinzialismus kann man uns zumindest nicht vorwerfen. Hier ist die Sonne gerade untergegangen, sie kommt also bald auch zu Euch. Der Urheber obiger Zitate ist wahrscheinlich gerade in Nigeria. Feine kleine Welt

      andy

    • Berufsflieger
      21. April 2011 um 18:15

      Servus Andre,
      schon wieder zurück im wunderbaren Berg!
      Komm gut nach Hause+ happy landing! Dirk

    • Hirte
      21. April 2011 um 19:53

      Moin Dirk, ist ja schon ein bisschen grotesk 😉
      Danke für die guten Wünsche und: mein Neid ist mit Dir!
      Ich freu mich aufs Eiersuchen im Berger Garten! Wenn Deine LH-Kollegen es richtig machen, bin ich auch pünktllich da!
      Delhi heisst der Abflughafen am Samstag …

  4. Einanderer
    20. April 2011 um 0:24

    Fachhochschüler Auf dem Briefpapier, geschmückt mit Wappen und Titeln, fehlt der Hinweis (FH), nach dem Dipl.-Ing…. und was ist mag. jur. verena? Ist das sowas wie Guttenbergs Doktorarbeit? Man wird, in dieser Hinsicht, den Eindruck nicht los, als ob ein Teil der Gemeinde Berg nunmehr als Außenstelle der Klinik Haar genutzt wird und zwar aus folgendem Grunde: Unter dem Begriff Wahn versteht man in der Psychiatrie eine inhaltliche Denkstörung, die in erster Linie bei endogenen (= körperlich noch nicht begründbaren) Psychosen vorkommt, jedoch findet man sie auch bei exogenen (= körperlich begründbaren) Psychosen. Der Wahn ist eine inhaltlich falsche, die Lebensführung behindernde Überzeugung, an der der Patient trotz der Unvereinbarkeit mit der objektiv nachprüfbaren Realität unbeirrt festhält. Somit liegt eine Störung des Urteilens vor. Bei einer Manie mit psychotischen Symptomen sind Größenwahn und überwertige Ideen typisch: Menschen mit Größenwahn sind entgegen der Auffassung ihrer Umwelt der Überzeugung, sie seien zum Beispiel eine wichtige Persönlichkeit. Naja, wenn das so ist…

    • oskar maria graf
      20. April 2011 um 0:31

      wenn das so ist … …. dann scheint es so zu sein.

    • QUH-Gast
      20. April 2011 um 4:14

      Wer lesen kann hat mehr vom Leben Lieber Einanderer,

      Sie fragen sich und uns, was ein mag. jur. verena sein mag. Es ist der Titel und der Vorname der Ehefrau. Also bitte ruhig noch einmal durchschnaufen und und Ihre Ferndiagnose überdenken.

    • Einanderer
      20. April 2011 um 19:46

      In der Tat…ein Mißverständnis, das ich zu verzeihen bitte… durchgeschnauft und überdacht möchte ich mich dahingehend erläutern, daß mit der Außenstelle Berg nicht die Gemeinde Berg als solche gemeint war, um Gottes Willen, sondern lediglich ein bestimmtes Grundstück bzw. die diesbezüglichen ausgedehnten Liegenschaften. Was die insoweit von Ihnen angesprochene und von mir vermeintlich erstellte “Ferndiagnose” betrifft, so bin ich auch insoweit etwas mißverstanden worden. Mir fielen lediglich, im Rahmen der Schilderung der Tatbestände, auch verursacht durch den nicht ganz klar erkennbaren, wunderbaren Briefbogen auf dem blog, ganz unwillkürlich, also ohne jemanden direkt ansprechen zu wollen – auf gar keinen Fall, das liegt mir nun wirklich fern – die Definiton von bestimmten Verhaltensweisen ein, die sich mir nunmehr unwillkürlich, in diesem Zusammenhang, aufdrängten. Sollten sich Personen irgendwie davon betroffen fühlen, dann bitte ich das noch einmal zu verzeihen. Eigentlich, ja, eigentlich hatte ich vergessen den Satireschalter zu bedienen…

  5. quh
    21. April 2011 um 12:24
    • Einanderer
      24. April 2011 um 22:04

      Wie geil ist das denn? “…Bislang, so heißt es in dem Papier aus dem Hause Genz, laufe die Gülle der 30 Rinder und 20 Jungstiere “unmittelbar über den Vorfluter in den Starnberger See”.”
      Gülle so einfach in den See ableiten? Wie bitte? Ja, wo samma denn?

  6. 28. Mai 2011 um 21:02

    soll das jetzt der Versuch der Nachlegalisierung des schwarzgebauten “Wasserturms” sein?
    Da mach ich aus meinem Schwarzbau schnell mal das Herzstück einer Eliteuni und schon wird sich das Landratsamt nicht mehr trauen das Ding abreissen zu lassen.
    Tja,genz schön schlau gemacht!