Asyl in Berg – eine neue Serie: Paten-Paare – 1 – Roma und Renate

Der Asylhelferkreis Berg hat uns eine kleine Reihe über die Patenschaften angeboten – wir fanden, das ist eine schöne und interessante Idee und veröffentlichen sehr gerne die uns zugeschickten Texte, dieser hier über Roma und Renate, verfasst von Susanne Polewsky. Wir posten ihn hier ungekürzt.

Renate und Roma

„Patenschaften“ sind ein Kernstück unserer Aktivitäten im Asylhelferkreis Berg. Dabei ist ein intensives 1:1-Unterstützungssystem entstanden: Möglichst jeder Gast hat seinen persönlichen Ansprechpartner. Wir stellen Ihnen in nächster Zeit einige dieser „Paare“ vor, damit Sie einen Eindruck von den Aufgaben und Möglichkeiten der Unterstützung bekommen. Und vielleicht haben Sie ja Lust, mitzumachen – wir brauchen immer Helfer!

Roma & Renate

Nach ihrer sehr plötzlich ausgelösten, dramatischen und langwierigen Flucht kam Roma mit ihrem Mann, dessen kleiner Schwester und ihren beiden eigenen Kindern vor knapp zwei Jahren nach Berg. Zuerst lebte sie in der Zeltstadt, jetzt im Containercamp. Die Afghanin ist 23 Jahre alt. Ihre Tochter Roza kam am Nikolaustag 2016 in Starnberg zur Welt.

Roma und Roza

Seit gut einem Jahr ist Renate Jacob ihre Patin. Zu Beginn ging es vor allem um das Deutschlernen, dann, während der Schwangerschaft, begleitete Renate Roma zu allen ärztlichen Untersuchungen. Höhepunkt für Renate war dann das Miterleben der Geburt. Klar, dass sie Großmuttergefühle hegt für die Kleine!

Roma und Renate sehen sich zwei- bis dreimal pro Woche, lernen und sprechen miteinander, meist bei einer für die afghanische Gastfreundschaft typischen Tasse Tee. Nach Rozas Geburt gab es zudem erst mal viel Papierkram zu erledigen, und Renate stellte überrascht fest, dass auch das Baby einen Antrag auf Asyl stellen muss. Zum Glück gibt es im Helferkreis inzwischen viel Expertise, was Anträge und Bescheide angeht!

„Mein Ehrgeiz ist es, Roma und ihre Familie zu integrieren, ohne dass sie ihren kulturellen Hintergrund aufgeben müssen“, sagt Renate. Da Roma und ihr Mann noch recht jung sind, hat sie die Hoffnung, dass das klappt. Und bei den Kindern der Familie ist die Integration in unsere Gemeinde sowieso schon weit vorangeschritten: ihre Tochter und ihr Sohn besuchen mittlerweile den Kindergarten in Berg und machen täglich große Lernfortschritte. Die 9-jährige Schwester von Romas Mann spricht fließend Deutsch, besucht die 3. Klasse der Grundschule in Aufkirchen und spielt begeistert Fußball in der Mädchenmannschaft des FSV Höhenrain.

Aber Renate versucht sich auch mit der Vorstellung zu arrangieren, dass Roma, Roza und die anderen vielleicht wieder zurück müssen nach Afghanistan. Derzeit hat die Familie Abschiebeverbot, befristet auf 1 Jahr, mit der Möglichkeit einer Verlängerung. Auch bis dahin war es kein einfacher Weg. Die Familie hatte für ihren Asylantrag zunächst eine Ablehnung erhalten und gegen diesen Bescheid geklagt. Bei dem Verhandlungstermin vor dem Verwaltungsgericht war Renate als Babysitter für Roza und den damals 2-jährigen Sohn dabei. Das Verfahren dauerte zwar nur eine halbe Stunde, aber, so Renate: „Die habe ich von Anfang bis Ende durchgezittert.“ Gott sei Dank wurde die Ablehnung zumindest in ein Abschiebeverbot umgewandelt.

Und wie erlebt Roma den Kontakt zu Renate? Noch immer ist es nicht leicht, sich zu unterhalten. Roma muss nicht nur Deutsch lernen, sondern auch Lesen und Schreiben von Anfang an. Sie ist so gut wie nie zur Schule gegangen. Dazu kommt Romas große Zurückhaltung. Aber wenn man die beiden zusammen sieht und die gegenseitige Zuneigung in ihren Augen, ist eigentlich alles gesagt …