Ein Kunstwerk für Glückssuchende: Elisabeth Carr, Gotlind Timmermanns, Katja Sebald
Vor lauter Asyl und Wind hatten wir vergessen, das Kunstwerk des Monats September ankündigen!
Diesmal wurde die Münchner Malerin Gotlind Zimmermanns ausgewählt – sie stellte ein „Grünes Leuchten“ zur Verfügung.
Das „Grüne Leuchten“, manchmal auch der „Grüne Blitz“ oder „Grüner Strahl“ genannt, ist ein seltenes atmosphärisch-optisches Naturphänomen, das heute aufgrund der eingeschränkten Sichtverhältnisse durch Luftverschmutzung meist nur noch auf dem offenen Meer, im Hochgebirge, in der Wüste oder an anderen Stellen mit klarer Sicht zu beobachten ist. Es entsteht beim Sonnenauf- oder -untergang und ist als „grüner Schein“ am oberen Rand der Sonne zu sehen. Manchmal erscheint auch ein „grüner Blitz“, nachdem die Sonne untergegangen ist. „Le Rayon Vert“, „Der grüne Strahl“ oder „Das grüne Leuchten“ ist aber auch ein Roman des französischen Autors Jules Verne, erstmals 1882 veröffentlicht und 1885 auf Deutsch erschienen.
In der Serie „Grünes Leuchten“ bezieht sich Gotlind Timmermanns auf diesen Roman, in dem der „Grüne Strahl“ als „unmalbar“ beschrieben wird, als ein „Grün, das kein Maler auf seine Palette bekommen kann, ein Grün, das die Natur nirgendwo sonst mehr hervorgebracht hat, weder in der Farbenvielfalt der Pflanzen noch in der Farbe der klarsten Meere“. Es sei „das wahre Grün der Hoffnung“. Am Eröffnungsabend las Elisabeth Carr die Passage aus dem Roman, in dem die Protagonistin beschließt, sich auf die Suche nach dem Grünen Leuchten zu machen, denn „derjenige, der den Grünen Strahl nur einmal gesehen hat, sich in Herzenssachen nicht mehr täuschen könne; sein Erscheinen zerstört alle Illusionen und Unwahrheiten; wer so glücklich war, ihn nur einmal wahrzunehmen, sieht dann ebenso klar im eigenen Herzen wie in dem anderer“.
Für Gotlind Timmermanns geht es in ihren Arbeiten genau um diese verschiedenen Ebenen der Farbe Grün, sie spürt der Zusprechung von Inhalten wie Hoffnung oder gar Glück nach. Sie sagt, in Ihrem Atelier waren schon mehrmals Menschen, die das „Grüne Leuchten“ in der Natur gesehen haben. Und es waren durchweg Menschen, die einen sehr zufriedenen und glücklichen Eindruck gemacht haben. Die Kuratorin Katja Sebald hingegen ist der Überzeugung, dass die Bilder von Gotlind Timmermanns denselben Effekt haben.
Wer es selbst ausprobieren möchte: Das Katharina-von-Bora-Haus ist ab 15. September wieder Dienstag, Mittwoch, Freitag jeweils von 9 bis 12 Uhr sowie während der Veranstaltungen und Gottesdienste geöffnet.
Das grüne Leuchten Alfred H. aus Berg, der das grüne Leuchten schon dreimal mit eigenen Augen gesehen hat, und zwar auf dem Meer, weist uns eben noch darauf hin, dass auch “einer der schönsten Filme von Éric Rohmer” diesen Titel trägt. Der Film stammt aus dem Jahr 1986 und gewann damals den Goldenen Löwen in Venedig. Danke für den Tipp, Alfred!