Am Karfreitag, morgens um 9 Uhr, ist es soweit: Die katholische und die evangelische Gemeinde begeben sich gemeinsam mit Pfarrer Johannes Habdank und Pfarrer Albert Zott auf den ökumenischen Kreuzweg. Vor einem Jahr nahmen – nach zweijähriger Coronapause – 250 Menschen teil. An den 14 Leidensstationen werden wieder Gebete und Betrachtungen gestaltet.
Der Kreuzweg 2019 (Foto: Evangelische Gemeinde Berg)
Pfarrer Johannes Habdank schickte uns – bereits vor einigen Jahren – ein paar Sätze zur Historie:
Der Brauch des Kreuzweg-Gehens entstand im 14. Jahrhundert. Der in Jerusalem übliche Pilgerbrauch wurde von den Franziskanern zu einer Art Volksandacht entwickelt. Dahinter stand das Bestreben, die Ereignisse um das Leiden und Sterben Jesu den Menschen möglichst plastisch vor Augen zu stellen.
Im 14. Jahrhundert waren es im deutsch-katholischen Raum zumeist nur sieben Stationen (Zahl der Stationskirchen in Rom), dann fügte die Volksfrömmigkeit weitere Stationen hinzu. Später verbreiteten sich die 14 Stationen über die ganze Welt. Da es nicht für alle Christen möglich war, Jerusalem zu besuchen, baute man in Europa Nachbildungen des Kreuzweges. Zuerst war es ein wirklicher Weg, der von den bildlichen Darstellungen der 14 Stationen gesäumt wurde. Dann begann man, an den Wänden im Kircheninneren die Kreuzwegstationen darzustellen. Aus dem gegangenen Kreuzweg wurde die Kreuzwegandacht. Gebetet wird der Kreuzweg vor allem in der Passionszeit. Am Karfreitag geht in Jerusalem jedes Jahr eine große Zahl von Pilgern den traditionellen Kreuzweg auf der Via Dolorosa.
In unserer Heimat in Berg hat den Kreuzweg mit seinen 14 Stationen gestiftet: Johann Ulrich Himbsel.
„Johann Ulrich Himbsel, den begabten, königlichen Baumeister, kennt man hier am See vor allem als den Begründer der Starnberger Dampfschifffahrt (1851) und der ersten Eisenbahn von München nach Starnberg (1854). Eine ganz andere Seite seines Wesens zeigt sich in seiner Stiftung von 1856: dem Kreuzweg in Aufkirchen. Johann Ulrich Himbsel war ein vielgereister, phantasievoller und dynamischer Mann, aber auch gläubig und gottesfürchtig. Nach dem Tod seiner Frau und seines jüngsten Sohnes, die 1854 an der Cholera starben, ließ er aus Trauer den Kreuzweg mit seinen 14 Stationen anlegen, der von seiner Villa am See bis hinauf zur Wallfahrtskirche St. Mariä Himmelfahrt in Aufkirchen führen sollte. Aufkirchen war von alters her ein vielbesuchter Wallfahrtsort im bayerischen Oberland. Himbsel beauftragte den Bildhauer Anton Ganser mit der künstlerischen Gestaltung der Terracotten und Medaillons und sorgte selbst für die Fertigstellung der einzelnen Stationen, so dass die feierliche Einweihung des Kreuzwegs am 16. Juli 1857 stattfinden konnte.“ (Zitat aus: Liselotte Klein „Der Kreuzweg in Aufkirchen“)