Letzten Mittwoch fand in Berg eine Ortsbegehung zum Thema Barrierefreiheit im öffentlichen Raum statt. Vom Wohnzentrum Etztal zog man unter der Leitung der Berger Inklusionsbeauftragten Sissi Fuchsenberger los, um das nähere Umfeld zu inspizieren.
Anja Biethahn von der Abteilung Hoch- und Tiefbau in der Gemeinde Berg mit Willi Neuner, Beisitzer im Inklusionsbeirat des Landkreises Starnberg
Die Gruppe machte sich vom Wohnzentrum Etztal aus am Kreisel vorbei auf den Weg zur Fußgängerampel. Die ersten Fragen kamen schon zur Querungshilfe zum neuen Rathaus und der Radwegfühung. Bürgermeister Steigenberger erläuterte die Planung für Radweg, Bushaltestelle und Kreisel.
Gemeindemitarbeiterin Anja Biethahn lieh sich spontan den Stock von Willi Neuner aus und machte eine taktile Probe. Wir fragten sie, was sie von der Begehung mitgenommen hat:
Treffen dieser Art empfinde ich für mich als sehr aufschlussreich. Insbesondere der direkte und praktische Austausch mit Menschen mit Einschränkungen hilft beim Perspektivwechsel. Die Teilnehmer der Begehung haben mit Offenheit und Konstruktivität dazu “eingeladen”. Ich habe gelernt, wir können auch schon mit kleinen Änderungen am Bestand unser urbanes Umfeld für Menschen mit Behinderungen deutlich verbessern.
Bürgermeister Steigenberger, die Berger Inklusionsbeauftragte Sissi Fuchsenberger und Friedel Mollerus, ehemalige Gemeindearchivarin
Die Berger Inklusionsbeauftragte Sissi Fuchsenberger hatte zu der Begehung geladen, um auf Schwachstellen auf dem Weg zur Barrierefreiheit aufmerksam zu machen. Sie begrüßte die Anwesenden und moderierte den Rundgang, bei dem Straßen- und Gehsteigbeläge sowie die Übergänge zum Straßenraum betrachtet – oder vielmehr erspürt -wurden.
Gruppenbild mit Dame
Mit dabei – auf dem Bild von links nach rechts: Franz Sailer, Vorsitzender des Sozialverbands VdK Berg/Höhenrain, in Grün Max Mayer, Behindertenbeauftragter für den Landkreis Starnberg, Willi Neuner, Anja Biethahn, Iradj Teymurian, Sprecher der Bewohner des Wohnzentrums Etztal, Bürgermeister Steigenberger, Herr Schubert, Bewohner des Wohnzentrums. (Nicht auf dem Bild: Sissi Fuchsenberger und Elke Link)
Wir stellten Max Mayer, oben in der grünen Jacke, ein paar Fragen:
QUH: Max, du bist hauptamtlicher Behindertenbeauftragten für den Landkreis Starnberg. Wie setzt sich deine Arbeit zusammen?
Max Mayer: Meine Bestellung als kommunaler Behindertenbeauftragter ist nach Art. 19 BayBGG (Bayerisches Behindertengleichstellungsgesetz) geregelt. Ich bin Bindeglied zwischen den Interessen behinderter Bürgerinnen und Bürger in unserem Landkreis und den öffentlichen Stellen und Institutionen. Ich berate die politischen Gremien sowie die Landkreisverwaltung in sämtlichen Fragestellungen der Inklusion von Menschen mit Behinderung. Außerdem betreibe ich proaktiv Öffentlichkeits- und Sensibilisierungsarbeit, um auf die Lebenslagen von Menschen mit Behinderungen hinzuweisen und deren Teilhabechancen zu maximieren.
QUH: Ab und zu gibt es Begehungen in Kommunen – worauf wird da geachtet? Was kann man bei einer solchen Begehung feststellen?
Max Mayer: Die Ortsbegehungen finden bereits seit 2019 statt und stehen in der Regel unter dem Motto „Lebenswerte Kommune für Alle! barrierefrei. generationengerecht. demenzfreundlich“. Das Motto deutet schon darauf hin, dass bauliche Barrierefreiheit allen nützt – z.B. Menschen mit Behinderungen, Senior*innen, Eltern mit Kinderwägen – . Alle sollen sich bei uns wohl und willkommen fühlen und die entsprechenden Voraussetzungen vorfinden. Wir achten also u.a. darauf, ob die Zugänge zu Geschäften, Arztpraxen oder Behörden stufen- und schwellenlos ausgeführt sind, ob alle die Bushaltestellen nutzen können oder ob die Bedürfnisse für z.B. Seh- und Hörbeeinträchtigte berücksichtigt sind.
QUH: Am Mittwoch warst du bei der Begehung in Berg dabei. Was ist da aufgefallen?
Max Mayer: Was immer eine große Herausforderung ist, dass auch für Menschen mit Sehbehinderungen verschiedene Funktionsbereiche im Straßenraum voneinander zu unterscheiden sind. Z.B. dass ich durch taktile und visuelle Informationen selbstständig erkenne, wo Fußgänger- und Radwege bzw. Straßenraum beginnen oder ineinander übergehen. Das lässt sich u.a. durch den Einbau genormter Bodenindikatoren verbessern. Auch wird häufig angemerkt, dass es zu wenige barrierefreie Stellplätze gibt und die vorhandenen oft widerrechtlich zugeparkt werden. Für Rollstuhlnutzer*innen ist es z.B. noch wichtig, dass ich entsprechende Bedienhöhen habe, also auch sitzend den Bankschalter, Briefkasten oder eine Kasse erreichen und auf Augenhöhe mit anderen kommunizieren kann.
Vielen Dank! Und auch danke an Sissi Fuchsenberger für die Initiative.
Wir haben jedenfalls gelernt, dass man bei Fußgängerampeln unten drücken muss, um ein akustisches Signal zu hören, wenn auf Grün geschaltet wurde.