“Kein Grund laut zu werden!” – eine womöglich einmalige Sitzung des Berger Gemeinderates

Es war eine spektakuläre Sitzung gestern im Gemeinderat, und das lag nicht an Tagesordnungspunkt 9, nach dem der Gemeinderat beschließen möge, die Bekanntmachungen im Amtsblatt zukünftig einzusparen. Es lag auch nicht daran, dass BGM Steigenberger wegen einer Warnmeldung auf seiner CoronaApp pausierte. Als vollständig Geimpfter hätte er zwar nach seinem negativen Test die Sitzung leiten dürfen, da aber das Ergebnis des PCR Tests noch nicht vorlag, wollte er die immer noch vorhandenen ungeimpften Gemeinderatsmitglieder nicht gefährden. Auch sonst hatte Corona Lücken in die Reihen gerissen, nur 14 Gemeinderäte nahmen an der Sitzung teil, mindestens zwei waren in Quarantäne. Erstmals leitete Elke Link die Sitzung, da der 2. BGM Hlavaty im Urlaub ist. Sie begrüßte den Rat scherzhaft mit den Worten “Heute werden wir uns prügeln!” – sie hatte fast recht. 


Fliegerjacke an: Bergs “amtierende” Bürgermeisterin Elke Link auf dem Weg zu ihrer ersten Sitzung 

Dabei hatte Bürgermeisterin Link nur Gutes zu verkünden: Die  Vinzenz-Murr-Wagyu-Rinder-Zucht, die in Mörlbach geplant worden war, wird nicht kommen. Der Gutsverwalter hat informiert, dass der Antrag zurückgenommen wurde. Und das nächste Feuerwehrauto für Kempfenhausen ist bestellt. Wieso also sich prügeln?

GR Schmid (CSU) schlug ein generelles Böllerverbot an Silvester vor – BGMin Link versprach, den Vorschlag weiterzugeben. GR Dr. Ammer (QUH) wollte sichergestellt wissen, dass die Gemeinde Berg, die am 5. April 2022 ihr 1200-Jahr-Jubiläum feiern wird, in der nächsten Haushaltssitzung Mittel für Veranstaltungen bereitstellt. Es gebe bereits ein Festkomitee bestehend aus Feuerwehr, MTV und Kirche, neue Ideen seien gerne willkommen. Auch kein Grund sich zu prügeln. Aber vielleicht dieses Gebäude hier?

Das “Gebäude 19” auf Gut Biberkor

Gut Biberkor wird bekanntlich weiter umgebaut. Dafür existiert ein “vorhabenbezogener Bebauungsplan”. Jedermann möchte, dass die dortige Schule, ein Vorzeigeobjekt im Oberland, optimal arbeiten kann. Beantragt wurde, dass für dieses Gebäude – als Befreiung vom Bebauungsplan – eine behindertengerechte Rampe, ein Balkon und ein Blechdach (unter der Photovoltaikanlage) geplant werden kann. Was in der Ladung nicht erwähnt wurde: Gleichzeitig mit diesen sinnvollen Änderungen war auch eine Nutzungsänderung des Gebäudes einhergegangen, in deren Zuge 26 Büros entstehen sollen. Leider waren die Pläne dafür den Räten nicht zugegangen. “Für wen?”, fragte GR Kalinke (QUH), der darauf hinwies, das auch die Wohnungsbaugesellschaft des Biberkor-Gründers in das Gebäude gezogen ist. GRin Manninger (CSU) ärgerte sich darüber, dass niemand beantworten konnte, wieso in diese schönen Wohnungen mit Bergblick nicht das Herrn Gmell so wichtige “Inklusive Wohnprojekt” einziehen könne, das derzeit noch im Außenbereich geplant ist. GR Dr. Ammer (QUH) verstieg sich gar zu der Aussage, dass er sich “hinters Licht” geführt sehe. Die Bürgermeisterin (bekanntermaßen seine Ehefrau) rief ihn streng zur Raison: “Kein Grund, laut zu werden, Dr. Ammer!”

Schließlich hagelte es eine Niederlage für den Bauwerber: Zwar stimmten noch 13 Räte für die behindertengerechte Rampe, der Balkon wurde dann schon mit 10 Stimmen abgelehnt. sogar das Blechdach unter der Photovoltaikanlage wurde mit 7:8 Stimmen (darunter  Stimmen von den Grünen) abgelehnt. BGMin Elke Link warb vergeblich mit einem “Vorschlag zur Güte”, die Abstimmung zu verschieben, bis alle Fraktionen die fehlenden Pläne studiert hätten. Gegen ihre eigene (zögerliche) Stimme wurde der Antrag zur Nutzungsänderung des Gebäudes mit 26 Büros  mit 14 Stimmen abgelehnt. Nun gut, es war keine Prügelei, aber es ging hoch her.

Gut Biberkor: Was passiert hier wirklich?

Demgegenüber verblassten die anderen Aufreger der Sitzung: die Aufstellung eines Bebauungsplanes für einen gesetzlich vorgeschriebenen Lagerplatz für den Aushub der vielen Berger Baustellen. Eigentlich wäre in der privat betriebenen Höhenrainer Kiesgrube dafür Platz, der fehlt aber selbst noch die Genehmigung dafür.

Dann zu den “Brennpunkten” der Gemeinde: Ein parkhausähnliches Gebäude in Leoni wurde dann ebenso abgelehnt wie eines in der Waldstraße.

Und die “neue” Bürgermeisterin? – Bekam nach einer turbulenten Sitzung verdient Applaus von allen Fraktionen.