In astronomischen Dimensionen sind 103,5 Millionen Kilometer so gut wie nichts. Dies ist der geringste Abstand, den der gerade erst im März entdeckte Komet mit dem poetischen Namen Komet C 2020 f3 Neowise am 23.Juli zur Erde halten wird. Gelegenheit genug, die seit letzter Woche endlich wieder geöffnete Berger Sternwarte zu besuchen. Aber auch mit bloßem Auge kann man den Kometen frühmorgens im Nordosten über den Wadlhauser Gräben beobachten. Seit letzter Woche ist er auch am Abend im Nordwesten zu sehen. Ja, ist denn heut schon Weihnachten?
Komet C/2020 F3 Neowise am Morgenhimmel des 9.7. über den Wadlhauser Gräben (Foto: Stefan Schmid)
Fast heimlich hatte die Sternwarte in dieser Woche versuchsweise und unter strengen Sicherheitsvorkehrungen zum ersten Mal wieder geöffnet. Auf Nachfrage berichtet uns Stefan Schmid von der Volkssternwarte:
Nach fast viermonatiger Zwangspause wollten wir die Wiederaufnahme der öffentlichen Beobachtungsabende langsam anfahren und erste Erfahrungen mit den Sicherheitsmaßnahmen machen.
Unser „Testlauf“ mit 15 Besuchern verlief sehr erfolgreich. Die Gäste zeigten viel Verständnis für die Sicherheitsvorkehrungen (Anmeldung per Email/Telefon, 1,5m Abstand, Maskenpflicht und Verwendung von Schutzgläsern an den Teleskopen).
Auf jeden Fall werden wir ab jetzt wieder jeden klaren Dienstag und Freitag Abend öffnen.
Zur astronomischen Attraktion des Sommers schreibt er uns:
Der Komet Neowise sollte auch in der nächsten Woche noch mit bloßem Auge oder Ferngläsern am Nordwest-Himmel zu sehen sein. Er steht zwar jeden Tag höher über dem Horizont, wird jedoch immer schwächer. Mit den Teleskopen der Sternwarte sollte man aber auch im August noch etwas erkennen können.So richtig sicher kann man sich bei Kometen aber nie sein. Sie verhalten sich selten so, wie man es von ihnen erwartet.Der Kometenentdecker David H. Levy hat schon gesagt: “Comets are like cats: they have tails, and they do precisely what they want.“Eines ist aber sicher: Er wird der Erde nicht gefährlich werden! Am 23. Juli wird er mit einem sicheren Abstand von 100 Millionen Kilometern an unserem Planeten vorbeiziehen.”
Als Weihnachtsstern von Bethlehem kommt der Komet übrigens nicht in Betracht. Zwar haben die Astronomen ihn erst im März entdeckt, können aber schon ausrechnen, dass er das Sonnensystem zum letzten Mal um das Jahr 2470 v. Chr. durchquert hat. Durch die Anziehungskraft der Planeten, insbesondere durch relativ nahe Vorbeigänge an Jupiter und Saturn, wird er beim nächsten Mal weiter aus dem Sonnensystem herausgetrieben, sodass sich seine Umlaufzeit von 4490 Jahren auf etwa 6830 Jahre erhöht. Wenn er um das Jahr 5433 dann den sonnenfernsten Punkt seiner Reise erreicht, um zu uns Erdlingen zurückzukehren, wird er etwa 108 Mrd. km von der Sonne entfernt sein. (Ok, das haben wir alles abgeschrieben und glauben es jetzt einfach, persönlich überprüfen können wir es nicht.)
Wenn Sie den Kometen oder all die anderen Sterne unter solch fachkundiger Anleitung beobachten wollen, melden Sie sich ein paar Stunden vor Ihrem Besuch per Email (info@sternwarte-berg.de) oder Telefon (0176-99028684) bei der Sternwarte an und teilen Sie die gewünschte Teilnehmerzahl mit. – Die Plätze sind begehrt, denn: Es dürfen sich maximal 20 Personen (Gäste + Mitglieder) gleichzeitig auf der Sternwarte aufhalten.