Die Radfahrer: ratlos!

Selten hat sich eine absurde Planung in so kurzer Zeit als objektiv falsch herausgestellt. Gestern Abend – als wir gerade unseren entrüsteten Bericht über die Ortsdurchfahrt schrieben (s.u.) – wurde selbige fertiggestellt: Der beidseitige Radweg (offiziell “Schutzstreifen”) wurde eingezeichet!


Der Moment der Wahrheit: jetzt wird sich die Intelligenz von jahrelanger Planung herausstellen

Das Ergebnis einer gut 10-minütigen Stichprobe, in der sich der Straßenverkehr auf der verengten Fahrbahn durch Berg staute (mit den Rädern auf den beiden Fahrradstreifen) …

… ist ernüchternd und übertriffft die schlimmsten Erwartungen. Zugegeben, es gab einen (genau einen) Radfahrer, der sich an die Regeln hielt und brav bei der Ampel wartend die Fahrbahn überquerte. Die vernünftigen fuhren auf dem Gehweg in der einen …

… oder der anderen Richtung:

Manche hielten sich an die irrwitzigen Gesetzesregelungen und machten uns erst recht Angst …

… einige wussten einfach nicht weiter.

Manche wagten gar tollkühn die Durchquerung Bergs auf der falschen Seite in der falschen Richtung:

Unsere Lieblingssituation ist diese: 8 gesetzestreue Radfahrerinnen, die sich durchaus getreu der StVO verhalten wollten, von denen es auf diesem Bild mit dem besten Willen aber keine einzige schafft:

Von eben dieser ortsunkundigen Radfahrtruppe stammt auch der definitive Trost für diesen verordneten Irrsinn: “Das ist eine Baustelle, da geht schon mal was durcheinander!” – Nein, meine Damen. Das ist das Ergebnis von jahrzehntelanger Berger Planung!

Die Fotos entstanden Montagabend innerhalb von 10 Minuten. Hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich passiert da nichts.

Kommentieren (6)

  1. Ultraschorsch
    31. Juli 2012 um 12:48

    Wie wäre es denn wenn wir Berg in Neu-Schilda umbenennen? Also ich wäre stark dafür.

  2. volcorn
    1. August 2012 um 0:06

    Verantwortung Gibt es am Ende irgend jemand, der sich für dieses Absurdistan verantwortlich fühlt , verantwortlich ist oder gibt es am Ende niemanden, der Verantwortung
    übernimmt. Wo wohne ich?
    Volker Cornelius

  3. F.K.
    1. August 2012 um 10:50

    Radfahrerschutzstreifen Soweit ich mich erinnern kann, wurde im letzten Bericht über die jetzt realisierte Planung geschrieben, der Gemeinderat, der ursprünglich einen (neuen) Radweg haben wollte, habe sich vom Konzept einer Verkehrsplanerin überzeugen lassen, die ausgeführt habe, sog. Radfahrerschutzstreifen hätten sich bewährt.

    Diese Aussage ist schlicht und ergreifend aus der Luft gegriffen. Es liegt auf der Hand, dass ein Schutz der Radfahrer nur dann effektiv ist, wenn sie vom motorisierten Fahrzeugverkehr getrennt werden. Hinzu kommt, dass die Fahrbahn hier so schmal ist, dass Autos bei Begegnungsverkehr, der praktisch dauernd stattfindet, den Radfahrerschutzstreifen mit befahren müssen. Außerdem ist der Radfahrerschutzstreifen noch nicht einmal, so wie sonst üblich, farbig unterlegt.

    Welcher Radfahrer soll sich hier trauen, auf der Straße zu fahren? Und Richtung Norden fahrend kann er dann vor dem Kreisel die Straße wieder überqueren. So kann die Sache auf keinen Fall bleiben. Die Frage ist wirklich, wer im Gemeinderat dafür gestimmt hat. Wenigstens sollte der neue Gehweg mit einem Zusatzschild “Radfahrer frei” versehen werden, damit legalerweise unter Rücksichtnahme auf Fußgänger auf dem Gehweg gefahren werden kann. Und die Lebensmüden können dann auf der Straße fahren.

    • ammer
      1. August 2012 um 12:04

      “So kann die Sache auf gar keinen Fall bleiben” Lieber F.K., Sie sprechen uns aus der Seele. Seit diese Pläne im letzten September vorgestellt wurden (die QUH berichtete hier: /?p=2444/ ), ist (fast jedem) klar, dass die nun realisierte Lösung, häßlich, eine Absurdität und vor allem eine große Gefahr darstellt. Wenn Sie den alten Artikel lesen, werden Sie auch sehen, dass es zunächst sogar eine Mehrheit der Vernunft gegen diesen Vorschlag gab (QUH, SPD, Grüne, Teile der CSU und der BG). Es war eine der seltenen Abstimmungen, in denen der Rat NICHT den Vorschlag des Bürgermeisters folgte. Allein die Ablehnung half nichts: Im November darauf wurde der kaum abgewandelte Vorschlag nach einem langen Vortrag einer Dame des Weilheimer Straßenbauamtes dann doch mehrheitlich durchgewunken. “Eine Tragödie” kommentierte damals die QUH: vgl. /?p=2317/ .

      Ein “Radfahrer frei” erscheint auch uns als eine mögliche Lösung. Gerade diese – jahrzehntelang in Berg ohne große Probleme praktizierte Lösung – wiederspricht – lt. Aussage des Straßenbauamtes – angeblich neueren Gesetzen. Oder wie Bert Brecht einmal sagte: Wo Recht zu Unrecht wird, wird Wiederstand zur Pflicht!

      Ich persönlich habe das in einem anderen Zusammenhang ( /?p=2125/ ) einmal so kommentiert:

      “Auch wir sind entsetzt über diesen gefährlichen Schildbürgerstreich, der gegen den im Gemeinderat (über alle Fraktionen hinweg) versammelten lokalen Sachverstand der Gemeinde aufgezwungen wurde. Ich bin mir nicht sicher, wo hier der entscheidende Fehler gemacht wurde … aber es ist ein kapitaler politischer oder planerischer Fehler gemacht worden.
      Mehr noch: es ist eine vergebene Großchance, in einem Moment, in dem viel Geld in die Hand genommen wird, wo eine Straße eh saniert werden muss, etwas schönes und vernünftiges zu bauen. Jetzt wird ein Dorf zum störenden Anhängsel einer Staatsstraße gemacht. Beispiele, wie gelungen so etwas werden kann gibt es genug. Man muß nur um den See fahren und man sieht genug Dörfer, die in den letzten Jahren ihre Durchgangsstraßen intelligent und schön hergerichtet haben. Berg gehört für alle Zeit – zumindest für die Zeit unserer Lebensspanne – nicht dazu.”

      Andy Ammer

  4. jumbo
    1. August 2012 um 18:19

    Man sollte trennen Ich finde, in dieser Diskussion sollte man trennen: Einerseist die vertane oder auch nicht vertane Chance auf eine tolle Ortsdurchfahrt und andererseits die Sache mit den Radlfahrern.

    Aus der Durchfahrt hätte man sicherlich mehr machen können. Aber ich finde sie dennoch ansprechend und mit den Pflastern und Parkbuchten und den noch kommenden Bäumen schön gestaltet. Kein Vergleich zu vorher. Und wir müssen uns einfach bewußt sein, dass dies eine Ortsdurchfahrt mit einer Staatsstraße ist, ohne Beschränkungen für alle Kraftfahrzeuggrößen und -gewichte zugelassen. Für ein “charakteristisches” Berg, mit dem man sich identifiziert und wo man sich treffen kann, sollte man sich die Ortsmitte vornehmen. An einer Staatsstraße kann es diese nicht geben…

    Die Führung der Radlwege ist absurd und kann eigentlich so nicht bleiben. Solche “Schutzstreifen” gaukeln eine Sicherheit vor, die überhaupt nicht existent ist. So gesehen wäre es sogar sinnvoller, diese Markierungen wegzulassen. Denn dort, wo kein Radlweg ist, müssen die Radler auch auf der Straße fahren – ohne Streifen. Und dort sind sie sich der Gefahr eher bewußt, eben auf der Straße zu fahren.

  5. BuergerBerg
    1. August 2012 um 19:34

    Billiges Wahlkampfgetöse Das Niveau in diesem Blog hat seinen Tiefpunkt beinahe schon erreicht.
    So kurz vor der BM Wahl ein altes Thema wieder zu beleben naja, wenn es sonst an Inhalten fehlt.
    Diese Schutzstreifen sind zum einen keine neue Erfindung der Berger, und bei gegenseitiger Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer funktioniert das System auch.
    Dann bin ich auch noch verwundert, wie viele potentielle Radfahrer es auf einmal in Berg gibt. Oder sind es wieder einmal die Personen, welche am lautesten Schreien, die entweder gar nicht oder 1-2 mal im Jahr Radfahren?

    Für eine Ortsdurchfahrt ist das Bild doch nun ganz passabel, und nicht zu vergessen das Strassenbauamt hat ein sehr großes Gewicht in der Entscheidung.