Im hessischen Örtchen Sinn sind heute nachmittag in einer 500 Jahre alten Glockengießerei die beiden Glocken für die evangelische Kirchengemeinde nach alter Art gegossen worden. Für die mitgereisten Berger Gemeindemitglieder, die Pfarrer Habdank auf der Reise zum Glockenguß begleiteten, war es ein Erlebnis von geradezu archaischer Wucht.
Festgemauert in der Erden
Steht die Form aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden,
frisch, Gesellen, seid zur Hand!
Insgesamt eine halbe Tonne wiegen die beiden Glocken “Martin” und “Katharina”, die den neuen Glockenturm der evangelsichen Kirchengemeinde zieren sollen. Finanziert werden sie allein durch an diesen Zweck gebundene Spenden der Gemeindemitglieder.
Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
wo Starkes sich und Mildes paarten,
da gibt es einen guten Klang.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet.
Rund 20 Berger Gemeindemitglieder hatten sich auf den langen Weg nach Hessen gemacht, um dem gut halbstündigen Schauspiel beizuwohnen. Sie haben es nicht bereut. Die Urgewalt der Gluthitze, die der 1100 Grad heiße Ofen in der Gießerei verströmte, die flüssig dahinfließende Bronze, brachte alle ins Schwitzen, das sich mit dem Staunen über eine seltene Handwerkskunst, die mit den Elementen spielt, vermischte. Erst nach dem Guß wurde verraten, dass die Gießerei immer einen Sanitäter bereithält, falls die Zuschauer den Temperaturen zu Opfer fallen.
Wohl! nun kann der Guß beginnen,
schön gezacket ist der Bruch.
Doch bevor wir’s lassen rinnen,
betet einen frommen Spruch!
Stoßt den Zapfen aus!
Gott bewahr’ das Haus!
Obwohl bei dem Guß der Glocken alles ideal verlief, wird sich erst in 2 Wochen, wenn die Bronze ausgekühlt hat und der Tonmantel abgeschlagen werden kann, zeigen, ob die Glocken, die auf einen sechzehntel Halbton genau gestimmt sind und mit den Glocken der Nachbargemeinden abgestimmt wurden, gelungen sind.
Und wie der Klang im Ohr vergehet,
der mächtig tönend ihr entschallt,
so lehre sie, daß nichts bestehet,
daß alles Irdische verhallt!
Zum Abschluß spendete Pfarrer Habdank, auf dessen Idee und unermüdliche Initiative der evangelische Glockenturm zurückgeht, noch den Segen. Elke Link, Bergs 3. Bürgermeisterin, gratulierte beeindruckt.
5 Tonnen flüssige Bronze, eine 3. Bürgermeisterin, die Geistlichkeit (vlnr)
Nachtrag 18.9.: Pfarrer Habdank legt (wie auch unten die Kommentare) Wert auf die Feststellung, dass die Idee des Glockenturmes – und damit die Idee zum Glockenguß – nicht auf ihn zurückgeht. Er schrieb uns: “Ich habe die Idee nur neu aufgegriffen, weil ich sie gut fand, der Kirchenvorstand hat sie positiv aufgenommen und das Projekt dann auch für realisierbar gehalten und beschlossen.”
Nachtrag 2: Hier auf der Seite der Evangelischen Kirchengemeinde Berg finden Sie noch mehr Bilder vom Glockenguss: http://evgberg.de/pages/bildergalerie/bilder-2016.php?cat=/160916-Glockenguss_Sinn
Der Glockenturm
Die Idee zum Glockenturm stammt nicht von Pfr. Habdank, sondern ist schon viel älter. Bereits lange vor seinem Amtsantritt in den 70er und 80er Jahren wurden Ideen und Wünsche nach einem Glockenturm geäußert und Spenden dafür einbezahlt, ohne dass es überhaupt konkrete Pläne gegeben hätte. Vor einigen Jahren hat Pfr. Habdank zusammen mit dem Kirchenvorstand diese Überlegungen aufgegriffen und nach langer und ausführlicher Planung wird der Glockenturm nun verwirklicht.
Richtig ist 80er und 90er Jahre.