wir veröffentlichen windmessdaten (aber die falschen?)

Leider ist die Lage verzwickt: Auf der einen Seite ein offizieller, bezahlter Gutachter, der außer allgemeinen Aussagen (3x der Ertrag von Fröttmanning mit neuester Technologie) keine Daten seiner 3-monatigen Messung veröffentlichen darf.

Auf der anderen Seite ein engagierter Amateur, der bereitwillig seine Messungen – allerdings in deutlich geringerer Höhe – zur Verfügung stellt, dessen über den Zeitraum von 11 Monaten gemessene Daten den offiziellen Messwerten (die allerdings bisher nicht offen gelegt wurden) wohl nicht entsprechen.


So sehen Messdaten aus: “Aviator” Januar – November 2012

Michael Stock, der “Aviator”, der übers Jahr in 6m Höhe in Farchach eine durchschnittliche Windgeschwindigkeit von 1,8 m/s gemessen hat, hat seine Daten den SWM das Jahr über zur Verfügung gestellt und jetzt an die Stadtwerke München geschrieben: “Ich war am Dienstag auf der Gemeinderatssitzung in Berg und habe mir den Vortrag des Gutachters angehört, in dem dieser auch auf die von mir zur Verfügung gestellten Daten Bezug genommen hat. Gestern wurde der Gutachter daraufhin in der Zeitung mit den Worten “Wenn ich meine Berechnungen nur auf die von Farchach stützen würde, hätte ich Verhältnisse wie an der Küste” zitiert.

Diese Aussage des Gutachters ist natürlich völliger Unsinn, wie wir beide wissen. Von den bisher ausgelesenen 470961 Meßwerten meiner Anlage im Jahr 2012 (die Sie ja auch haben) liegen lediglich 18808 (4%) über 6 m/s, alle anderen darunter. Nur 2910 (0,6%) Messungen liegen über 10 m/s (siehe Anhänge). 86379 Meßwerte (18,3%) liegen im Bereich unterhalb der Ansprechschwelle von 0,1 m/s. Daß diese Verteilung die Verhältnisse in unserer äußerst windschwachen Region richtig wiedergibt, ist offensichtlich. Nebenbei bemerkt decken sich meine Daten recht gut mit dem Bayerischen Windatlas.”


Die Verteilung der Windgeschwindigkeit Januar – November lt. “Aviator”

Die Antwort der Stadtwerke München auf Hrn. Stock: “Die Windmessung, mit der wir einen unabhängigen Gutachter beauftragt haben, ist ein wesentlicher Teil der detaillierten Standortuntersuchungen im Rahmen einer Projektentwicklung. Wir können Ihnen die gemessenen Daten daher leider nicht zur Verfügung stellen. Ich bitte hierfür um Ihr Verständnis.

Nach Rücksprache mit dem unabhängigen Gutachterbüro sind die von Ihnen gemessenen Daten vom Umfeld Ihres Messstandorts geprägt und ergeben eine bodentypische Windcharakteristik, die über den gesamten Tag gesehen nicht optimal mit den Windverhältnissen in großer Höhe (über 100 m) korreliert.

Ich als Nicht-Physiker bin momentan persönlich nicht in der Lage, diesen Streit der Experten zu entscheiden. Über die Presse wurde gestern von der Verwaltung versprochen, den zusammengefassten Bericht des Gutachters nicht nur den Gemeinderäten, sondern auch per Internet am 17.12. zur Verfügung zu stellen. Große Hoffnungen, dass damit das Chaos aufgelöst wird, habe ich nicht, aber man soll ja nicht aufgeben.

Kommentieren (1)

  1. QUH-Gast
    8. Dezember 2012 um 23:22

    Eines ist mir nicht ganz klar … … und ich wäre für eine Aufklärung hier wirklich sehr dankbar!

    1. Die QUH schreibt: “… Dr. Guttenberger für die ca 35.000 €, die seine Messung gekostet hat, der Öffentlichkeit, die ihn bezahlt hat …”, woraus ich entnehme, dass die 35.000 Euro von der Gemeinde Berg berappt wurden.

    2. Andererseits schreiben die SWM an Herrn Stock: “Die Windmessung, mit der wir einen unabhängigen Gutachter beauftragt haben …”

    => Hat’s geklackert im Oberstübchen? Oder anders: Wie passt das zusammen, dass Berg für eine Auftragsarbeit der SWM bezahlt?