Der Titel der BR-Sendung “Jetzt red i” vermittelt das Gefühl, da komme – anders als sonst im Fernsehen – der Bürger zu Wort, so wie ihm der Mund gewachsen ist und so wie er im Wirtshaus sonst auch redet. Früher, in schönen Zeiten des Fernsehens, war dies auch mal der Fall. Am Mittwoch wurde aus Höhenrain hingegen ein nur halbprofessionell durchgeführtes, vorab abgesprochenes Spiel gesendet, dessen größte Irritation daraus bestand, dass sich tatsächlich jemand zu Wort meldete, der nicht vorab gecastet worden war, … der aber dann natürlich nicht zu Wort kam.
Live, aber spannungsarm: “Jetzt red i” aus dem “Alten Wirt” in Höhenrain
Oft im Bild: die Höhenrainer Gemeinderäte. Ihnen kam es entgegen, dass das Publikum nicht zu Wort kam, konnten sie doch so ihre erfolgreiche Gemeinderatsarbeit 1:1 im Fernsehen fortführen.
Währenddessen im Fernsehen: Berger Gemeinderäte stumm
Die Hälfte der Sendezeit widmete der BR dem Berger Mittelstand. Bäcker Anton Lidl berichtete über die große Hilfe, die ihm in seiner Bäckerei Mitarbeiter aus dem europäischen Osten sind. Vorbildlich! Sendetechnisch wurde das Thema allerdings reichlich breitgetreten.
Vorbildliche Integration bei der Bäckerei Lidl
Eher abgedroschen war das Thema Hühnerzucht bei Friedingers, deren Hühnerstall so vorbildlich ist, dass er noch öfter im Fernsehen war als Höhenrainer Gemeinderäte. Bei “Jetzt red i” wurde er noch einmal mit einem Einspielfilm gewürdigt. Ebenfalls vorbildlich, aber weder originell noch “live”.
Den Fernsehprofi erkannt man in Berg am Bart: Politiker Gauweiler und Bauer Friedinger
Fast absurd wurde es, als EU-Kritiker Gauweiler dem behördengeplagten Biobauern Friedinger vorschlug, doch einmal gemeinsam zu einer Beratungsstelle zu gehen. Da hätten sich die starken Frauen im Hintergrund vielleicht besser ausgekannt:
Weise Frauen hinter lauten Männern: Eva Gauweiler mit Elke Link
Fazit: schlechtes Fernsehen mit guten Protagonisten. Die Einschaltquote war mit 7,2% (360 Tausend Zuschauern) – dank der prominenten Gäste – ganz beachtlich.
BR-Moderator Tilmann Schöberl mit den wunderbaren “Alten Wirten”, der Familie Karcher und dem Unterberger Peter Gauweiler
Alle Photos: Baby Immerlos
Was heißt halbprofessionell? Grottenschlecht und nahezu erbärmlich war Inhalt und Moderation der Sendung aus der Sicht eines distanzierten Fernsehzuschauers. Erstaunlich, dass Gauweiler und Aiwanger bei diesem Schmarrn mitgemacht haben. Aber es ist Wahlkampf und da nutzt man jede Gelegenheit eines Auftritts.
dann doch lieber die muppets-show.
Europa-Jetzt red I Selten habe ich eine so schwache und schlechte Sendung gesehen.Dass die Themen und Akteure vorher gecastet wurden, macht es auch nicht besser.
Wen interessieren denn nicht nur bayernweit sondern überall, wo der BR empfangen wird, Herr Lidl mit seiner lobenswerten Vorzeigemigrantin und die wohltemperierten Eier von Herrn Friedinger oder seiner Frau?
Wichtig gewesen wäre die Frage, was die EU mit dem deutschen EEG anstellen wird und auf welche Weise man das drohende Unheil abzuwenden gedenkt.
Stattdessen machen die Herren Gauweiler und Aiwanger ein bisschen Wahlkampf. Das war nicht der BR, den man sich informativ wünscht.