Von Kühen und Mücken: Die letzte Gemeinderatssitzung des Jahres 2024

Der für uns QÜHe interessanteste Wortwechsel fand zwischen Michi Friedinger und Andi Hlavaty statt. Angesichts der fälligen Erhöhung der Wassergebühren um erstaunliche 83% berichtete Michi, dass in Icking, wo es ähnlich hohe Wasserpreise gibt, die Gemeinde die Landwirte entlaste, indem sie ihnen “pro Großvieheinheit” einen gewissen Förderbetrag zubillige. Frage des 2. Bürgermeisters: Was sei denn bitte eine “Großvieheinheit”? Antwort des Landwirts: Ungefähr so was “wia a Kua”. Ihn als Wassergroßverbraucher würde die fällige Erhöhung “nur für die Kia” einen zweistelligen Betrag kosten.

Werden teurer in der Haltung: Zwei Großvieheinheiten vor Aufkirchen

Das Zauberwort hieß: WAS, was im Verwaltungsabkürzungsdeutsch (kurz VAD) für Wasserabgabesatzung steht. Erstmals seit 2021 wurde sie geändert. Die erhobenen Gebühren haben die Kosten beileibe nicht gedeckt. Bei der Preisgestaltung ist die Gemeinde nicht frei, sie muss alle vier Jahre die Kosten auf alle 2592 Anschlüsse in der Gemeinde umlegen. Einen Überschuss darf sie dabei nicht erwirtschaften. Andi Hlavaty rechnete obendrein vor, dass der Liter Wasser aus dem Hahn in Zukunft 0,00349  € kosten wird und ermahnte, dass beim Wasser “der Spaß aufhöre” und es hier nicht um uns, sondern um die ferne Zukunft gehe. Bei bleibender Grundgebühr wurde dann der Kubikmeterpreis gegen rätselhafte Stimmen der EUW und der CSU auf den errechneten Betrag von 3,49 € festgesetzt.

Der größte Aufreger der Sitzung waren eher die kleinen Tiere, die sich so wunderbar im Wasser vermehren: unsere Mücken. Die Gemeinde war vom Rat beauftragt worden, Angebote zur Kartierung der Mückengebiete einzuholen, konnte aber keines bekommen. Obendrein hätten Anfragen ergeben, dass eine (für die Einbringung des Anti-Mücken-Eiweißes Bti nötige) Kartierung nicht zielführend sei, da sich Mücken vor allem in temporären Gewässern wie Fahrspuren oder Pfützen vermehren würden. Außerdem wäre – laut Gemeinde – dafür das Einverständnis der Grundstücksbesitzer nötig, mit dem aber nicht flächendeckend zu rechnen sei. Deshalb stehe man schon der Kartierung ablehnend gegenüber. All dies bezog sich auf einen Maßnahmenkatalog, den die Gemeinde im Juli des Jahres noch selbst vorgeschlagen hatte. Siehe unseren Bericht: https://quh-berg.de/die-muecken-sitzung-samt-kreuzotter/

  1. Beschaffung von CO2-Mückenfallen für die Kinderbetreuungseinrichtungen der Gemeinde Berg. Pro Falle sind mit Kosten in Höhe von circa 200 € plus CO2 zu rechnen.

  2. Einholung weiterer Informationen zum möglichen Erhalt einer naturschutzrechtlichen- und wasserschutzrechtlichen Genehmigung zur Ausbringung von B.t.i. im Zusammenhang mit Gewässern dritter Ordnung sowie geschützter Flächen (Biotope) und Arten. Einholung eines Angebots zur Kartierung der relevanten Überschwemmungsflächen.

  3. Es soll festgestellt werden, inwiefern eine Mahd bestimmter Flächen das Problem in Zukunft mildern könnte. Bürgerinnen und Bürger können die ihnen bekannten Überschwemmungsflächen melden. Austausch mit Nachbargemeinden bezüglich des weiteren Vorgehens zu den Punkten 2 und 3.

  4. Einbestellung von Experten in den Ausschuss für nachhaltige Entwicklung am 24.September 2024. Gebeten werden sollen Vertreter der KABS (Kommunale Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage am Oberrheingraben), beteiligte Person der Projektarbeit am Chiemsee, Vertreter der zoologischen Staatssammlung Bayern und ein Vertreter vom Bund Naturschutz.

  5. Überprüfung der Möglichkeit zur Versendung von Formularen zur Einholung des Einverständnisses zur Ausbringung von B.t.i. in Kombination mit der Versendung des Grundsteuerbescheids Ende 2024/Anfang 2025.

Der Ursprung der Plage: das Hochwasserrückstaugebiet im Wald zu Münsing (Foto: Höck)

Davon ist jetzt nicht mehr viel übrig geblieben. Insbesondere die Grünen und die QUH wollten sich nicht mit der Abwieglung der Berger Bemühungen zufrieden geben. Die GRe Kalinke (QUH) & Machnik (Grün) drängten darauf, den vorhandenen Schieber, mit dem das Überflutungsgebiet schneller entwässert werden könne, auch fachmännisch zu betätigen. Dazu – so musste es in den Beschlussvorschlag aufgenommen werden – solle das Ingenieurbüro Ott, das nächstes Jahr eh das Stauwehr prüfen muss, konkrete Vorschläge zum früheren Ablassen des Wassers machen. Wörtliche Reaktion aus dem Eck der CSU: “Ihr verlagert nur Euren Scheiß zu uns!”

Während das Rathaus seine Maßnahmen darauf beschränken will, “Hilfe zur Selbsthilfe” durch einen Artikel im “Bergblick” zu geben, machte GR Ammer den Vorschlag, dass  das Rathaus an den kritischen Tagen, an denen die Mücken schlüpfen, einen gemeindlichen “Kampf gegen die Mücken” ähnlich des jährlichen Ramadamas ansetzen könnte. An die Bürger könnten Bti-Tabletten ausgegeben werden, die diese dann in alle ihnen erreichbaren Feuchtgebiete verteilen. Leider wurde der Vorschlag nicht ernst genommen.

In der Disskussion stellte sich noch heraus, dass nur bei einer vom Gesundheitsamt festgestellten “Gefährdungslage” auf die Kartierung der Mückengebiete verzichtet werden könne. Diese würde aber erst eintreten, wenn Ärzte und Krankenhäuser vermehrt mückenbedingte Erkrankungen melden würden. Es bleibt also alles beim Alten.

Beschlossen wurde hingegen ein – damit nichts zu tun habendes – Gewässerentwicklungskonzept mit Gewässerstrukturkartierung. Eine Untersuchung, die – insbesondere für den Bauhof – Anweisungen dafür geben soll, welches Gewässer wann zu reinigen sein.

Außerdem wurde die Höhe des “Erfrischungsgeldes” für die Wahlhelfer bei der Bundestagswahl beschlossen (50 € für den Einsatz am Wahltag / 70 € für die die auch bei der Einführungsveranstaltung teilnehmen.), und es wurde endlich der finanzielle Jahresabschluss des Jahres 2020 festgestellt. Es ist der erste, bei dem hauptsächlich der amtierende Bürgermeister Steigenberger verantwortlich war, weshalb zum ersten Mal auch alle Grünen der Entlastung des Bürgermeisters zustimmten (das hatten sie im Fall des Ex-Bürgermeisters Monn bisher immer verweigert).

Nach einer nicht umfangsarmen nicht-öffentlichen Sitzung gab es noch ein paar Schnittchen und einen Kasten Bier für den erschöpften Rat. Danach wünschten sich alle frohe Weihnachten.

 

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