Biodiversität – dieses Wort ist gerade in aller Munde. Denn ab dem 31.1.19 ist die bayerische Wählerschaft aufgerufen, sich bis zum 13.2.19 beim “Volksbegehren Artenvielfalt – Rettet die Bienen” einzutragen. Fast eine Million Unterschriften werden benötigt – 10% der bayerischen Wählerschaft. Auch in Berg ruft ein Aktionsbündnis zum Mitmachen auf.
Guten Appetit! (Foto: Katrin Stefferl)
Jeder kennt die Bilder aus China: Da in der Provinz Sichuan keine Insekten mehr leben, müssen die Obstbäume von Menschenhand bestäubt werden. Ihren Ursprung hatte die Misere in dem von Mao initiierten Krieg gegen die Spatzen, die vermeintlich die Ernte gefährdeten, weil sie das Saatgut fraßen. Hunderte Millionen Spatzen wurden gezielt ausgerottet. Daraufhin vermehrten sich die Insekten, die nun die Ernte vernichteten. Die deswegen eingesetzten Pestizide töteten wiederum die Insekten, so dass nun der Mensch bestäuben muss.
So weit ist es hier zum Glück noch nicht gekommen. Nichtsdestotrotz sind 40 von 506 Wildbienenarten in Bayern bereits ausgestorben, fast die Hälfte der übrigen Wildbienen sind vom Aussterben bedroht. Die Honigbeinen finden immer weniger Nahrung. Auch andere Fluginsekten finden immer weniger Nahrung. Der Krefelder Entomologenverein wies in einer Studie nach, dass die “Fluginsekten-Biomasse” zwischen 1989 und 2016 um 76 Prozent (im Hochsommer bis zu 82 Prozent) zurückging. Das betraf Schmetterlinge, Bienen, Wespen, Motten etc., die wichtig sind, weil sie Wild- und Nutzpflanzen bestäuben oder zumindest Vögeln als Beutetiere dienen.
Im November wurde das von der ÖDP initiierte Volksbegehren zugelassen. Der Artenschutz soll im Bayerischen Naturschutzgesetz verankert werden. Parteien, Organisationen, Privatpersonen unterstützen mittlerweile die Forderungen wie mehr Blühstreifen, insektenfreundliche Grünflächen, die Reduzierung von Pestiziden oder den Ausbau der ökologischen Landwirtschaft.
Auch Berg ist aktiv: Die SPD lädt für Mittwoch, den 30. Januar, 19:30 Uhr, ins Müllers auf der Lüften in Farchach zu einem Vortrag des Biologen Dr. Helmut Klein, der über das Artensterben und das Volksbegehren informiert.
Gleichzeitig hat sich in Berg ein lokales Aktionsbündnis gebildet. Die Unterstützer werden ab 31. Januar an zentralen Plätzen in Berg über das Volksbegehren informieren und auffordern, im Rathaus zu unterschreiben.
Im Rathaus wurde dafür die Öffnungszeiten erweitert: Zusätzlich zu den normalen Öffnungszeiten ist am Samstag, den 2.2 von 10:00 – 12:00 geöffnet, am Donnerstag, den 7.2. von 14:00 – 20:00 und am Mittwoch, den 13.2. von 14:00 -16:00 Uhr. Alle Öffnungszeiten finden Sie hier: https://www.gemeinde-berg.de/index.php?id=3858,81&suche=Volksbegehren
Der Gesetzentwurf findet sich hier: https://volksbegehren-artenvielfalt.de/wp-content/uploads/2018/06/Antrag-auf-Zulassung-des-Volksbegehrens-Artenvielfalt.pdf
Die QUH findet: Informieren Sie sich vorab und machen Sie mit! Auf jeden Fall ist ein gültiger Ausweis erforderlich.
Wenn Sie beim Aktionsbündnis mithelfen oder z.B. “Rathauslotse” werden wollen, melden Sie sich bei Katrin Stefferl, Berg, Tel. 0172 – 53 55 609 oder kwupps@yahoo.de
Kritik am Volksbegehren
Anbei ein Kommentar von “Töchter eines Berger Bauern”, der irgendwie im System stecken blieb. Wir veröffentlichen diese Meinung gerne auf diesem Weg:
Wir Bauern wollen unseren Beitrag für die Artenvielfalt leisten. Jedoch sollte die ganze Gesellschaft ihren Beitrag ebenso leisten.
Dieses Volksbegehren wird auf dem Rücken der Landwirte ausgetragen. Jede Kommune hat die gleichen Möglichkeiten wie die Landwirtschaft und sollte diese Richtlinien einhalten. Unsere Gemeinde zum Beispiel hält alle Grünflächen kurz und mulcht ab dem Frühjahr mit dem Schlegel-Mäher die Wegränder. Dieses Gerät ist absolut insektenfeindlich.
Jeder Gartenbesitzer hätte die Möglichkeiten einen Teil seines Gartens erst später zu mähen, sowie Sträucher- und Baumabschnitte im Garten zu behalten. Diese Totholzplätze sind insektenfreundlich. In dieses Volksbegehren sollte auch aufgenommen werden, dass Mähroboter nicht mehr zum Einsatz kommen dürfen und die Gartenbesitzer heimische und bienenfreundliche Sträucher und Pflanzen anpflanzen sollten.
Unsere Eltern müssen von der Landwirtschaft leben. Der Strukturwandel der Landwirtschaft wird durch solche Volksbegehren beschleunigt und die Existenz der kleinen bäuerlichen Landwirtschaft bedroht.
Dieses Volksbegehren gehört hinterfragt.
Nicht nur die Überschrift, sondern einfach mal den ganzen Gesetzesentwurf lesen und sein Denken hinterfragen.
Töchter eines Berger Bauern