Viel

Buchstäblich viel los war am vergangenen Wochenende, sofern man sich für Kultur interessiert. Drei Tage voller Malerei, Kino und Musik fanden einen krönenden Abschluss drüben am Westufer, wo der Feldafinger Bügermeister Sontheim es geschafft hatte, für seine Veranstaltungsreihe “Jazz am See” eine wahre Legende in die Gemeindebibliothek (!) zu locken: den fast 70-jährigen Jazz-Blues Giganten James “Blood” Ulmer.


Stimmt die Saiten stets auf A: James Blood Ulmer in der Gemeindebibliothek (Foto: QUH)

Angesichts des größtenteils gesetzt wirkenden Publikums waren wir skeptisch, ob das Dorfpublikum die wilde, machmal laute und manchmal gar atonale Musik von James Blood Ulmers 3-Mann-Band “Odyssey” (Gitarre, Geige, Schlagzeug) goutieren würde. “Blood” Ulmer spielt eine einzigartige Mischung aus dunklem Delta-Blues und Free-Jazz, der von Ornette Coleman, mit dem “Blood” in den 70ern zusammenspielte, beeinflusst ist. Einzigartig der Stil, Gitarre zu spielen: “Blood” hat alle Saiten seiner alten Gibson auf A gestimmt und greift nicht Akkorde, sondern nur einzelne Töne. Ebenso einzigartig sind die Schuhe des Musikers, deren Material Musikerkollege Kinky Friedman wohl als “Brontosaurus-Vorhaut” bezeichnen würde. Es wurde ein vielumjubelter Abend. Wahnsinn, dass so etwas bei uns auf dem Land möglich ist.


Einzigartig von Schuh bis Stimme: James “Blood” Ulmer in Feldafing

Während “Herr Blut”, wie ihn Bernd Sontheim bezeichnete, aus den Klubs der Welt zu uns herüberschneit, geht Filmemacher Walter Steffen den umgekehrten Weg. Sein Film “Zeug & Werk”, den er Samstag und Sonntag mit organisatorischer Unterstützung der QUH beim Simmerding vorführte, funktioniere – so der Filmemacher – “am besten auf dem Land”.



Im Uhrzeigersinn: Der Ernstl, das Publikum, die Einführungsrede, die Organisatoren; kurz: Was quhckst du?
(Fotos: Höck)

Bei Vorführungen von “Zeug&Werk” in München würden die Leute viel distanzierter reagieren, weniger lachen und die Menschen und Probleme, von denen erzählt wird, nicht so recht verstehen. Auch das vielleicht ein Grund, weshalb Walter Steffen oft keine Fernseh- oder Fördergelder für seine Filme bekommt. Umso wunderbarer, dass sie dennoch entstehen und hier bei uns die Leute wahrhaft begeistern. Ein Filmemacher aus der und FÜR die Region. Wahnsinn, dass wir so etwas haben.

Und dann war da am Freitag wieder das kleine Wunder der “Haleh-Gallery” zu bestaunen, die am Freitag erstmals eine Ausstellung eines deutschen Künstlers, Michael Gerngroß, eröffnete.



Im Uhrzeigersinn: Karsten Löckemann von der Münchner Sammlung Goetz hält die Eröffnungsrede, der Ulmer Künstler Michael Gerngroß vor einem Werk, selbiger mit der immer charmanten Galeristin, Detail einer “Horizontalen Struktur” (so auch der Titel der Ausstellung)

Für Leute, die gegenüber vom Bäcker oder aus der Sparkasse kommen, mag die “Haleh Gallery” immer noch wie ein bißchen Wahnsinn erscheinen, auf dem Kunstmarkt beginnt sie sich hingegen zu etablieren. Trotz ihrer Lage im Dorf konnten von der letzten Künstlerin Mahboobeh Zadehahmadi mehrere Bilder verkauft werden. Die abstrakten Gemälde von Michael Gerngroß, auf denen strenge “Horizontrale Strukturen” am unteren Ende der Leinwand in Falten und Knitter aufgelöst werden, kosten zwischen 1300 und 5800 €.

Kommentieren (4)

  1. quh
    7. Februar 2011 um 21:24

    Problemzone Manthal Heute erreichte uns auch noch diese mail, die auf eine wirkliche Problemzone in der Gemeinde hinweist, die sich am Wochenende wieder zeigte und die wir natürlich auch im Kopf haben:

    “Hallo Ihr Gemeinderatsmitglieder der Quh,
    das mit dem schönen Wochenende ist ja der Wink mit dem Zaunpfahl !
    Denn wir Bewohner vom Manthal und Kempfenhausen bekommen jetzt im Februar schon den Ausflugsverkehr der Münchner mit voller Breitseite ab. Ich habe heute an den Bürgermeister geschrieben und um Hilfe zur Abhilfe dieses Zustandes gebeten. Es war unmöglich am Sonntag Nachmittag das Haus zu verlassen ab 15:30 fuhren die schlauen Stauumfahrer mit Ihren Navis über Kempfenhausen ins Manthal und verbotenerweise weiter über die Harkirchner Str. die eigentlich nur Anlieger zusteht, aber das interessiert ja die kommunale Verkehrsüberwachung nicht. Meinen 5-jährigen Sohn fuhren die rücksichtslosen Stauumfahrer fast vom Radl und mir fast über die Füße.
    Die Strassen sind hier viel zu eng, ohne Gehwege und man bekommt echt Angst wenn einem 15 Autos nacheinander am Sattlerhof entgegenkommen.
    Es wäre schön wenn nicht nur der MTV und Genz auf eurer to-do-Liste stehen sondern die Probleme der ” normalen Bürger “, wir haben während der Bauarbeiten der Brücke in Percha genug Verkehr geduldet, aber jetzt reichts. Als nächstes werde ich Unterschriften sammeln, die Bürgerversammlung abwarten und an die Presse gehen.
    Ja ein schönes Wochenende haben wir da hinter uns
    Viele Grüße aus dem Manthal

    H.”

  2. jumbo
    8. Februar 2011 um 9:12

    Da sind Sie nicht allein! vielleicht ist das der Preis dafür, dass wir hier in dieser wunderschönen Gegend wohnen dürfen? Kann sein, aber es ist schwierig, sich damit zufrieden zu geben. Denn es ist ein hoher Preis, wenn wir uns und unsere Kinder gefährdet sehen. Aber Sie sind nicht allein: Kommen Sie doch bei Ausflugswetter wie zuletzt mal in die Waldstraße (Schloßpark, Marstall, Schloßhotel). Auch der vorhandene Gehweg macht die Situation nicht sicherer. Und was die Durchfahrt bestimmter Straßen angeht kann man nur sagen: Auch entsprechende Verkehrszeichen halten niemanden ab. Kontrolle schon eher, aber nur solage sie eben durchgeführt wird. Und hier ist zu sagen, dass viele ja entsprechende Verwarnungsgelder aus der Portokasse zahlen, wenn sie sie nicht ohnehin schon im Ausflugsbudget eingeplant haben. Einzige Lösung wäre eine Straßensperre. Aber da stehen die Anlieger auch wieder davor. Was also tun?

    • Kaske
      8. Februar 2011 um 13:47

      Volksbegehren und Unterschriftensammlung? Einzig wirksam ist nur eine – vielleicht auf die Monate Mai bis September zeitlich begrenzte – Strassensperre, wie bei Toni Schuster im Mitterfeldweg. Nur sie verhindert, dass smarte Ostufer-Ausflügler einen Umweg nach Percha zur Autobahn fahren. Dafür bekommt man fast jede Unterschrift in Kempfenhausen.

    • jumbo
      8. Februar 2011 um 13:59

      Eine Strassensperre… wäre ja ganz in Ordnung. Ich frage mich nur immer, ob es nicht eine Möglichkeit der Unterscheidung gäbe: Diejenigen – die Ausflügler, die für den Wahnsinnsverkehr und die Staus in erster Linie “verantwortlich” sind, sollen auch darin stehen und warten. Aber was ist mit uns Bergern, die mal kurz in Richtung Starnberg wollen oder müssen? Wir sind ja die Leidtragenden, wir können nichts dafür, dass schönes Wetter und kein Vorwärtskommen mehr ist. Könnte man nicht z. B. die Manthalstrecke nach Percha nicht nur für Anlieger, sondern generell für Gemeindebürger freigeben? Die Kontrolle ist dann wie oben gesagt wieder ganz etwas anderes.