Unbekanntes Flugobjekt auf dem Starnberger See

In den letzten Tagen war auf dem Starnberger See hin und wieder ein unbekanntes, fliegendes Objekt zu sehen. Es handelte sich dabei um ein Elektro-Tragflächenboot der kanadischen Firma Candela, das mit einem Elektromotor ausgestattet ist, der in Gilching von der Firma Torqueedo gebaut und auf dem See getestet wurde.

Was fliegt denn da? (Photo HP Höck)

Weil es einen Elektromotor hat, braucht man dafür keine Bootszulassung. Dafür ist es mit der rekordverdächtigen Geschwindigkeit von mindestens 25-30 Knoten unterwegs. Die Reichweite wird mit 93 km angegeben, was für eine Starnberger See-Tour ausreichen würde. Ob der See für solche Hochgeschwindigkeitsgefährte wirklich geeignet ist, wagen wir vorerst nicht zu beantworten.

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  1. Pips
    22. September 2020 um 1:47

    „Echt jetzt?!“ oder Plädoyer für ein Paradies

    Dieses „Ding“ habe ich dann wohl gesehen, irgendwo in der Ferne, am gegenüberliegenden Ufer auf- und abfahrend. Ich wunderte mich noch über die abnorme Geschwindigkeit. Wie auf dem Foto gut zu erkennen ist, widmet der Fahrer seine Aufmerksamkeit voll und ganz … seinem Beifahrer. Dermaßen verantwortungsvoll und mit der beeindruckenden Höchstgeschwindigkeit hat er einen Schwimmer (einige von denen gibt’s auch etwas weiter draußen) oder einen friedlich auf seinem SUP schlummernden Zeitgenossen filetiert, bevor er ihn überhaupt hätte wahrnehmen können.

    Wenn das die Zukunft hier am See ist, dann gute Nacht. Die Regelung, dass Elektroboote keine Zulassung (oder eventuell Fahrerlaubnis für den See?) benötigen, stammt offensichtlich aus Zeiten, als die Elektroquirle ein Boot auf berauschende Schrittgeschwindigkeit beschleunigen konnten. Es wäre also längst Zeit, diese Regelung anzupassen.

    Aber eigentlich ist nach meiner Auffassung schon ohne solche Speedboote die Grenze längst erreicht.
    Seit einigen Jahrzehnten bin ich selbst auf dem See unterwegs, und zwar ausschließlich mit muskelbetriebenen Sportbooten. Auf diese Weise habe ich über zwanzigtausend Kilometer zurückgelegt und in dieser Zeit sehr genau beobachten können, wie massiv der Motorbootverkehr zugenommen hat. Die Motorboot-Saison beginnt inzwischen deutlich früher im Jahr und endet deutlich später. Vor allen Dingen im Sommer fahren zahlreiche Motorboote noch bis zum Verschwinden des letzten Tageslichts. Auch Fahrten über große Distanzen, oft den kompletten See hinauf und hinunter, haben stark zugenommen.

    Die Fahrt in einem Motorboot macht sicherlich Spaß. Das will auch ich nicht in Abrede stellen. Allerdings bedeutet das Vergnügen eines Motorbootfahrers – und ggf. seiner bis zu 4 oder 5 Mitfahrer – immer das Missvergnügen und die Belästigung von tausenden Anwohnern, Erholungssuchenden und anderen Lebewesen. Und da muss ich noch gar nicht auf die ebenfalls zunehmende Rücksichtslosigkeit zu sprechen kommen (zu geringer Abstand zu anderen Booten, zu Schwimmern, bei Höchstgeschwindigkeit zum Ufer, mit Wasserskifahrer in nicht erlaubten Bereichen etc.) – schwarze Schafe (g)rasen überall.

    Es gibt Motorboote, deren penetrantes „Nööööööööö“ 10 bis 15 km weit zu hören ist, oft mit erstaunlicher Lautstärke auch auf Distanz – der guten Schallreflexion auf der Wasseroberfläche sei Dank. Auch das im Artikel beschriebene Superboot war über viele Kilometer sehr gut zu vernehmen. Natürlich gibt es auch etwas leisere Motorboote. Aber in Summe und aufgrund der immensen Zunahme an Fahrten ergibt sich an immer mehr Tagen im Jahr über viele Stunden eine pausenlose Kakophonie, die mich nicht nur einmal meine eigene Bootsfahrt (ohne Geräuschemission) entnervt und mit einem dröhnenden Kopf hat beenden lassen.

    Wo ist es nun, das stolz vor uns hergetragene Umweltbewusstsein, dessen wir uns alle rühmen? Wir haben ein Paradies vor der Haustür – das sei zur Erinnerung nochmal erwähnt. Und wir treten es mit Füßen. Verschmutzung umfasst nicht nur „Dreck“ im herkömmlichen Sinne (Spuren von Motoröl, Benzin im Wasser bester Qualität). Auch die akustische Verschmutzung ist Umweltbelästigung, genauso wie die abnorme Wellenproduktion. Mein Humorverständnis wird jedes Mal arg strapaziert, wenn ich an den Riesenbojen vor der Roseninsel vorbeifahre, die die Reste der Pfahlbauten schützen sollen, die – so hieß es – auch durch Wellengang gefährdet sind. In Spuckweite: die künstliche Plattform für die Wasserskifahrer. Ein Schelm, wer…

    In diesem Frühjahr brach der Corona-Lockdown über uns herein. Wer aufmerksam am oder sogar (legal!) auf dem Wasser unterwegs war, als keine Motorbootfahrten erlaubt waren, dem fiel die ausnehmend stille und friedliche Atmosphäre auf. Balsam für die Seele. Erholung pur – direkt vor unserer Nase! Für mich war es keine Überraschung, dass wenige Wochen später hier auf dem Quh-Blog zu lesen war, die Fischer hätten endlich mal wieder ein gutes Renkenjahr vermeldet. Vielleicht weil auch die Fische in der Zeit ihres Heranwachsens nicht so gestresst wurden durch Motorenlärm und durchgequirltes Wasser?

    Hier also mein Gegenentwurf:
    Überhaupt keine Motorboote mehr auf dem See, egal welche Antriebsart.
    Die Umsetzung könnte folgendermaßen aussehen: Nach einer Vorankündigungsfrist von einem Jahr keine Neuzulassungen mehr, Lizenzen von auszumusternden oder anderweitig entfernten Motorbooten entfallen und können nicht mehr neu vergeben werden. Innerhalb von zehn Jahren Entfernung aller restlichen Bestandsboote. In diesem Zeitrahmen sollte es auch Motorbootverleihern möglich sein, ihr Geschäftsmodell entsprechend anzupassen, ohne um ihre Existenz fürchten zu müssen.
    Ausgenommen natürlich Fischer, Rettungsdienste, Polizei, Vereine und Dampfschifffahrt sowie die kleinen Elektro-Trutscherl (meist Verleihboote), die in Schrittgeschwindigkeit über das Wasser zuckeln.

    Ziemlich extrem. Ich weiß. Aber der Starnberger See ist auch ein extrem schützenswertes Paradies.

  2. Bernd H
    25. September 2020 um 12:11

    Elektroboote benötigen auf dem Starnberger See eine Genehmigung und Zulassung (Antrag auf Genehmigung und Zulassung eines Elektro-Motorbootes zum Befahren des Starnberger Sees siehe, website des LRA Sta).
    Beim Fahren sind dann die Bayersiche Schiffahrtsordnung etc zu beachten, das wird auch von der Polizei kontrolliert (Uferabstand etc..)
    Man muss die Boote also nicht gleich alle komplett verbieten, falls sich manche vielleicht regelwidrig verhalten….