Der Stammtisch in der “Post” könnte laut diesem Dokument bald verschwinden …
Das Herzstück der Gemeinde in Gefahr?
…. und der Berger Kreisverkehr doch noch schöner werden. Zuerst aber wurden im Rat nicht Argumente, sondern Geschenke ausgetauscht: “Ja, ist denn heit scho Nikolaus?” fragte GR Hlavaty angesichts der Präsente, diein der Gemeinderatssitzung verteilt wurden. Der Bürgermeister hatte den Organisatoren von “Berger Betriebe laden ein” gedankt (“in alphabetischer Reihenfolge: die Gemeinderäte Grundmann, Kaske, Link und Reiser”), und Elke Link wurde als spezielles Dankeschön ein Bildband überreicht. Elke wiederum überreichte dem Gemeindeoberhaupt eine CD mit all den Fotos, die Hans Peter Höck am vergangenen Sonntag gemacht hat. Wir werden einige davon hier im Blog veröffentlichen.
Dann wurde der im PUVE auf Drängen der QUH beschlossene Ideenwettbewerb zur Gestaltung des Berger Kreisels publik gemacht: Bis zum 31.1.11 können die Berger Bürger im Rathaus ihre Visionen für den Kreisel abgeben. Einige waren in der nicht-öffentlichen PUVE Sitzung sogar schon vorgestellt worden. Jetzt stehen auch die drastischen Auflagen des Straßenbauamtes Weilheim fest:
Seeseitig von Kunst frei zu halten: Der Berger Kreisel
Der nicht ganz geschmackssichere Wall, der ursprünglich als Provisorium gedacht war, scheint inzwischen festgemauert. Das Straßenbauamt verlangt, dass er nach Norden hin noch abgeflacht wird (damit die Autos besser darüber springen können?). Möglichst nur in der östlichen Hälfte (im Plan links und blau) dürfen Kunstwerke, die nicht höher als 80 cm sind und keine starren Hindernisse darstellen, aufgestellt werden. Der Kulturbeauftragte des Rates, Jokl Kaske, hatte bezweifelt, ob unter solchen Voraussetzungen noch an Kunst zu denken sei. Die QUH meint: Es sind schon einige große Kunstwerke unter Repressionen entstanden. Wir freuen uns darüber, dass es nunmehr wirklich einen offenen Ideenwettbewerb unter ALLEN Berger Bürgern gibt. Gleichwohl hätten wir uns – wie in einen künstlerischen Wettbewerb üblich – ein kleines Preisgeld für die prämierten Künstler gewünscht. Mal sehen, vielleicht fällt uns zu dem Thema noch etwas ein.
Dann zum größten Aufreger in der kurzen Sitzung. Der “Gasthof zur Post” soll umgebaut werden. Der Plan (1. Bauabschnitt) sieht so aus:
Der dem Gemeinderat vorgelegte Plan zum Umbau der Post
In Worten: Der alte Wirtssaal samt Stammtisch und Ehrentafel fällt weg und wird zur Küche umgebaut. An der Stelle der jetzigen Büros entsteht eine Bar. Wo jetzt Biergarten ist, soll ein Wintergarten gebaut werden und die Bühne des Saales wird als Gastraum nutzbar gemacht. Die Anzahl der Betten soll von jetzt 28 auf 51 steigen.
Nur dieser Plan wurde vom Gemeinderat diskutiert. Ein weiter reichender 2. Bauabschnitt, den der Bauwerber in die ferne Zukunft gelegt hatte, sieht den Abriß und eine Aufstockung des Saales, eine Tiefgarage und eine Erweiterung des Hauptgebäudes auf insgesamt 95 Betten vor. Er wurde nicht in Betracht gezogen.
Bei der Diskussion um dieses Thema wurde erneut ein prinzipielles Dilemma unserer Gemeindepolitik deutlich: Die Gemeinderäte Reiser (BG), Sokolowski (FDP) und Ammer (QUH) mahnten an, dass man sich doch an dieser Stelle endlich mal die Mühe für eine weitergehende Planung machen sollte. Die alten Probleme (Wo kann in Aufkirchen eine Ortsmitte entstehen? Wie soll der Verkehr geführt werden? Brauchen wir ein Kriegerdenkmal? Wie kann die “Post” endlich rentabel gemacht werden?) müßten endlich in Angriff genommen werden. Vorschläge dazu gibt es genug. Seit über 15 Jahren wird diskutiert, aber nichts in Angriff genommen! – So auch am Dienstag: Dem Eigentümer der “Post” wurde der Vorbescheid für einen Umbau der Post genehmigt, weil er am Äußeren nichts ändert. Jede weitere Bauleitplanung aber verschoben. Die QUH meint (und sieht sich darin einig mit anderen Gruppierungen): Hier müßte endlich eine historische Chance zur Gestaltung des Ortes ergriffen werden. Es muß damit aufgehört werden, immer nur den Mangel mit kosmetischen Änderungen passiv zu verwalten.
Dass in der Post ausgerechnet der Stammtisch, ein Reservat bayrischer Lebensart und Ursprung mancher großer Ideen, dem Umbau weichen wird, ist allerdings beklagenswert. Diese Entwicklung müssen wir uns erst noch an selbigem schön trinken.
Ansonsten wurde noch eine interessante Studie vorgestellt, die die gemessenen Höchstgeschwindigkeiten in einigen Ortsteilen mit und ohne “Dialog-Display” (Geschwindigkeitsanzeiger) untersucht hatte. In der Bachhauser Dorfstraße (50 km/h) betrug die Durchschnitts-Geschwindigkeit ca. 40 km/h. Ohne Geschwindigkeitsanzeige lagen die gemessenen Höchstgeschwindigkeiten (meist um die 70 km/h) weitaus höher als mit sichtbarer Geschwindigkeitsmessung (“verdeckt'” gemessene Höchstgeschwindigkeit 56 km/h). In der Attenhauserstraße in Höhenrain, wo die Anwohner unter der inoffiziellen Autobahnauffahrt leiden (30 km/h), waren die Verhältnisse weitaus extremer. Die allgemeine Durchschnittsgeschwindigkeit liegt hier mit ca. 35 km/h bereits über dem Erlaubten. Allerdings gab es ohne Geschwindigkeitsanzeige hier sogar wiederholt Spitzenwerte von über 100 km/h (!). Mit Geschwindigkeitsanzeige fuhr niemand schneller als 62 km/h. Ein klares Plädoyer für die von der Gemeinde aufgestellten “Dialog-Displays”.
Dann traten wir hinaus und hörten den Jazz!