Smart City: Die Jugend gestaltet Zukunft

Her mit der Zukunftsmusik! Es war eine einzigartige Veranstaltung, ein Ideenfeuerwerk der Jugend: Zum Thema “Smart City – Zukunft mitdenken!” sollten sich Schülerinnen und Schüler von vier beteiligten Schulen aus dem Landkreis Starnberg innovative Konzepte ausdenken. In einer “Bürgerversammlung” mit Bürgermeister*innen (darunter Elke Link) sowie Mitgliedern von Stadt- und Gemeinderäten sowie dem Kreistag präsentierten sie ihre Ideen zur Gestaltung eines “smarten” Landkreises Starnberg in der Zukunft. Auch das Landschulheim Kempfenhausen war mit dabei.

Vier achte bis zehnte Klassen aus der Mittelschule Gilching, der Paul-Hey-Mittelschule Gauting, dem LSH Kempfenhausen und der Mittelschule Starnberg machten sich zwei Monate lang Gedanken zum Thema, deren Ergebnisse sie in der “Bürgerversammlung” dem Publikum präsentierten. Die Ideen wurden wie in einer echten Bürgerversammlung diskutiert – erst auf dem Podium mit Dr. Gert Bruckner, Ministerialdirigent im Wirtschaftsministerium, Marc Hilgenfeld von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Landrat Karl Roth sowie Annette von Nordeck von der gwt.

Das Thema “Smart City” wurde in vier Bereiche aufgeteilt. Die Klasse 10c des Sozialwissenschaftlichen Zweigs des LSH Kempfenhausen nahm sich mit ihrem Lehrer Christian Helfricht die “Smart Mobility” vor.

Für die Klasse 10c präsentierten Julia Rinck, Marie Auzinger und Giulia Schmid

Die Klasse aus Kempfenhausen entwickelte das “STA” – STA steht in diesem Fall für Smart Ticket Adventure. Das Prinzip: große Elektroboote als Fortbewegungsmittel auf dem See. Die Idee: In den Sommermonaten soll ein Elektroboot Badegäste direkt vom S-Bahnhof Starnberg zu den Badeplätzen im Landkreis fahren – etwa zum Percha Beach oder ans Paradies. Von Juli – August werden vier Boote/Stunde eingesetzt, im Mai und im September zwei. Dadurch soll allgemein der Verkehr verringert und das Parkplatzproblem an den Brennpunkten zumindest reduziert werden. Sogar ein Tarifsystem wurde mit ausgearbeitet – es soll Kombitickets mit dem MVV geben, Tickets für Autofahrer und Familientickets sowie eine Voranmeldungsmöglichkeit über eine App.

Mit dem Zertifikat:  Giulia Schmid, Marie Auzinger und Sozialkundelehrer Christian Helfricht

 Ein Boot mit kostenlosem WLAN soll 50 Passagiere aufnehmen können. Solarpanels dienen gleichzeitig als Sonnenschutz. Mit an Bord: ein Infoscreen mit Nachrichten, dem empfohlenen Wasserkonsum für den jeweiligen Tag, der UV-Strahlung sowie der Wettervorhersage, ein Sonnencremespender (Müllreduzierung) sowie ein Wasserspender inklusive einem eigenen Pfandflaschensystem. Die Sitzbänke sollen mit einer solarbetriebenen Klimaanlage oder mit Seewasser gekühlt werden. Für eine Bootsfahrt gibt es sog. Ökotokens.

“So einen ausgefeilten Antrag habe ich noch nie gesehen”, staunte Landrat Roth. Auch La Villa-Geschätfsführerin Andrea Rover begrüßte das Elektroschifff als Transportmittel: “Dadurch hätten wir die Möglichkeit, Hotelgäste direkt am Anlegesteg in Empfang zu nehmen – es wäre toll, wenn das Projekt auszuweiten wäre!”

Der Antrag wurde mehrheitlich angenommen.

Fühlwege von der Mittelschule Gilching

Die  Klasse 10 m der Mittelschule Gilching präsentierte Ideen zu  “Fühlwegen für Menschen mit Seh- und Gehbehinderung”. Dabei soll beim Laufen über spezielle Bodenplatten durch Induktion Strom erzeugt werden.Über die Straßenbeläge können Autos aufgeladen werden. Eine App sendet Impulse an Blindenstöcke und Rollstühle. Auf die Frage aus dem Wirtschaftsministerium nach den Kosten antwortete ein Schüler: “Es geht um die Gestaltung unserer Zukunft – wenn wir das wollen, müssen wir auch dafür zahlen.”

Der Antrag wurde einstimmig beschlossen.

Die Präsentation der Paul-Hey-Mittelschule Gauting

Die 9b und 9c der Paul-Hey-Mittelschule Gauting empfahlen eine Ausstattung von Schulen und Betrieben mit VR-Brillen und Smartwatches. Eine spezielle Schoolwatch soll den Stundenplan und die Notenübersicht enthalten sowie an Hausaufgaben und  Proben erinnern. Auch eine digitale Fahrkarte könnte integriert werden. Vorbestellungen für den Pausenverkauf werden damit möglich, und auch eine Bezahlfunktion ist vorgesehen. In Geschichte, Biologie und Erdkunde können die Schüler*innen mit Hilfe von VR Brillen eintauchen. In Betrieben können damit schwierige Arbeitsprozesse mit Maschinen geübt werden.

Der Antrag wurde mehrheitlich angenommen.

Die Ideen der Mittelschule Starnberg

Viele praktische Ideen lieferten die 8. Klassen der Mittelschule Starnberg auf die Fragestellung: Wie können wir im Jahr 2040 im teuren Starnberg leben? Ihr Vorschlag: Eine Webseite wird erstellt, in der mehrere Funktionen zusammengefasst werden: Food Find für übriggebliebene Lebensmittel oder für Direktvermarktung, generationenübergreifende Wohngemeinschaften, ein Happy Store mit Kleidertausch- und Reparaturbörsen.

Happy hour, happy store …

Landrat Roth lobte die Schüler, weil es das Weiterverwertungssystem aus dem Bereich der Sozialhilfe heraushebe und zu etwas Alltäglichem mache. Auch Andrea Roever kann sich vorstellen, mit diesem System die Mengen an zwangsweise weggeworfenen Lebensmitteln zu reduzieren. Gautings Bürgermeisterin Dr. Brigitte Kössinger lobte die Idee der großräumigen Vernetzung ausdrücklich – denn viele dieser Initiativen gebe es bereits, allerdings nur in einzelnen Gemeinden. In manchen Bereichen wie dem generationenübergreifenden Wohnen sei die Nachfrage da, aber kein Angebot – das sei keine Frage der Politik, sondern der Kommunikation.

Der Antrag wurde einstimmig angenommen.

Fazit der 3. Bürgermeisterin von Berg Elke Link: “Das war eine Bürgerversammlung der anderen Art – eine tolle Sache. Die Jugend steckt voller Ideen, wenn man sie sie entwickeln lässt und ihnen dann auch noch zuhört.”

Kommentieren (3)

  1. 23. November 2019 um 17:09

    Super Idee mit den Fährbooten, wann geht’s los? Sommer 2021? Man müsste jedoch gleichzeitig die Parkplätze reduziert, dann könnte das wirklich den Trubel auf den Straßen einschränken.

  2. Gast
    28. November 2019 um 11:19

    Ich finde es doch sehr befremdlich bis beängstigend was hier passiert.

    Ein Vorschlag der rein der Spassgeselschaft dient…. Elektroboote die die Badeplätze verbinden sollen werden hoch gelobt…

    Hingegen eine wirklich gute Idee, die den Alten und Kranken, also diejenigen die es eh schon in unserer schelllebigen Zeit schwer haben sehr dienen würde… kommt als erste die Frage… und wie soll das ganze Finanziert werden… Für einen anderen Personenkreis haben wir doch auch Milliarden übrig….

  3. tom1980
    28. November 2019 um 19:20

    Hallo Gast,
    die Idee mit den Elektrobooten ist doch super – und absolut auf der Höhe der Zeit! Es würde sicher nicht schaden, den touristischen Ausflugsdampfern (“Linienschiffe”) etwas zur Seite zu stellen, das eher in Richtung “schwimmender ÖPNV” geht (und kostengünstiger, flexibler und nicht so zeitlich eingeschränkt ist).
    Dann wäre es wieder ein Vorteil, dass der Bahnhof in Starnberg direkt am See liegt (von Berg nach München – entweder mit dem Bus in Percha im Stau stehen, oder direkt mit dem Schnellboot zum Bahnhof?).
    Von Ammerland nach Tutzing fährt man > 35 Minuten / 30 km mit dem Auto… das wären 10 Minuten mit einem Boot.
    Man muss damit nicht unbedingt nur Badeplätze verbinden. Aber wenn man nur 30% der Badegäste die sich in Ambach tummeln dazu bringt, mit der S6 nach Starnberg und mit dem weiter zu fahren, ich vermute, die Anwohner der Straßen am Ostufer hätten nichts dagegen.
    (Vergleiche Hamburg – die Hafenfähren gehören zum HVV, können also mit der normalen Tageskarte für die U-Bahn genutzt werden, und ergänzen die Busse & Bahnen sehr gut)

    Die Idee mit den Fühlwegen ist auch nicht schlecht! Aber vermutlich wirklich sehr aufwendig. Eventuell gibt es da in wenigen Jahren bessere Möglichkeiten, die man den betroffenen Personen “an die Hand” geben kann – anstatt viele Induktionsplatten zu verbauen, die eventuell gerade nicht da sind, wo die Personen entlanggehen möchten. Aber ich finde es großartig, dass Jugendliche solche Ideen entwickeln – und wie der junge Mann reagiert hat: “Es geht um die Gestaltung unserer Zukunft – wenn wir das wollen, müssen wir auch dafür zahlen.”