Die 19. Gemeinderatssitzung begann mit einem Gedenken an den verstorbenen ehemaligen CSU-Gemeinderat Peter Gastl-Pischetsrieder, der von 1972 an zwei Wahlperioden in diesem Gremium saß. Er war Fischer und Landwirt und der letzte Milchbauer von Leoni. Von seinen Kühen trennte er sich erst zwei Wochen vor seinem Tod.
Mit dem Bericht des Bürgermeisters ging es an die Tagesordnung:
– Baustelle Perchastraße: Hier ist man zeitlich in Verzug. Die Gemeinde gab die Anweisung, die Straße nur noch in kleinen Etappen aufzufräsen, da sonst unter Umständen größere Straßenabschnitte wegen des Wintereinbruchs unbefestigt bleiben. Spätestens ist dieses Jahr bei der Aufkirchner Straße Schluss.
– Gewerbegebiet Oberer Lüssbach: Ein Anwohner weigert sich, einen Teil seines Grundstücks freiwillig für die Erschließung abzutreten, und hat einen Anwalt beauftragt. Die Gemeinde auch.
– Etztalstraße: Mehrere Anlieger verwehrten dem Vermessungsamt den Zutritt auf ihr Grundstück. Es sollte vermessen werden, ob Hecken oder Zäune auf Gemeindegrund stehen. Es gibt auch Anwohner, die den Straßengrund freiwillig abtreten.
– Grimaldi’s: Mittlerweile liegen mehrere ernstzunehmende Bewerbungen für die Übernahme der Pacht vor, die von einem von der Gemeinde beauftragten Fachmann überprüft werden. Einige seien “sehr vielversprechend”. Bürgermeister Monn stellte in Aussicht, dass die Pacht womöglich schon in der nächsten Sitzung vergeben werden kann.
– Mediation: Bezugnehmend auf den Vorwurf des Anwalts von Herrn Genz, der Bürgermeister habe die Mediation in Sachen Mörserturm am Gemeinderat vorbei abgelehnt (der Hinweis kam angeblich von einem Gemeinderatsmitglied), verwies Rupert Monn auf TOP 308 im Protokoll. Er mutmaßte, jemand habe womöglich aus Unkenntnis eine Information falsch weitergegeben und bat darum, zukünftig zuerst das Protokoll zu lesen.
Nächster Punkt: Vorstellung der Wirtschaftlichkeitsberechnung unterschiedlicher Heizungsmodelle für das Feuerwehrhaus Allmannshausen. Dipl.-Ing. (FH) Lorenz Weidinger aus Geretsried, der selbst für die Freien Wähler im Stadtrat von Geretsried sitzt und Lehrbeauftragter für Heizungstechnik an der FH München ist, verglich vier mögliche Modelle: Flüssiggas-Brennwerttherme, Öl-Brennwerttherme, Luft-Wasser-Wärmepumpe und die dem Gemeinderat bereits vorgestellte N-Tech Stromheizkartusche.
Seine klare Empfehlung: eine Luft-Wärme-Pumpe, die zwar höhere Investitionskosten mit sich bringt, aber nicht auf fossile Energien zurückgreift. Die jährlichen Mehrkosten beliefen sich auf weniger als tausend Euro im Vergleich. Unter minus 5 Grad müsse zwar Strom zugeschaltet werden (ist also nicht der Weisheit letzter Schluss), aber anhand von Diagrammen zeigte er auf, wie selten es statistisch dazu komme. Im Anschluss führte er noch aus, wie sich eine PV-Anlage trotz der geringen Dachneigung und der Nord-Süd-Ausrichtung des Daches rechnen würde.
Und schon gab es Wind und Gegenwind: GR Dr. Haslbeck (CSU) erkundigte sich nach möglichen Grundwasserbohrungen, GR Rupert Steigenberger (BG) plädierte aufgrund der geringen Nutzung des Feuerwehrhauses für die Gasvariante; die QUH fand es irrwitzig, heute noch – und dazu als Gemeinde mit Vorbildfunktion – in fossile Energien zu investieren und schloss sich klar der Meinung des Gutachters an; GR Karl Brunnhuber (SPD) fand die Investitionskosten viel zu hoch und wollte ebenfalls den Flüssiggastank (“der Strom kommt immer noch aus der Steckdose”); GR Adldinger (Grüne) fragte nach der Optimierbarkeit und plädierte in jedem Fall für die Photovoltaikanlage. BGM Monn (EUW) bekannte sich letztlich ebenfalls zur Flüssiggaslösung, wegen der geringen Nutzung und des geringen Verbrauchs.
Grüne, QUH und die Hälfte der anwesenden CSU bildeten bei der Abstimmung (13:5) die Minderheit – und damit stellte der Berger Gemeinderat klar die Wirtschaftlichkeit über die Formulierung aus dem Leitbild:
Wir sind den kommenden Generationen zum schonenden Umgang mit den vorhandenen Ressourcen und dem Erhalt unserer einzigartigen Naturlandschaft verpflichtet. Wir sehen uns daher in der Rolle als Vorbild für nachhaltiges Handeln. Stärker als bisher werden eine autarke Energieversorgung (bis 2020) sowie eine Nahversorgung mit einheimischen Produkten angestrebt.
Ach so. Zumindest die PV-Anlage ging gegen eine Stimme durch.
Der Rest waren Bebauungspläne – Dr. Argirov wurde nach der Bereitschaft zum “schmerzlichen Rückbau” seines Baus in Unterberg für seine Einsicht belohnt (“er war wohl falsch beraten”) und darf nun die Grundfläche um genau 8 qm überschreiten.
Bei der gefühlt millionsten Ergänzung zum Bebauungsplan “Seeuferbereich Kempfenhausen-Unterberg” monierte GR Dr. Haslbeck erneut die mangelhafte Vorinformation des Rats und bat einmal mehr um die frühzeitige Zusendung der Beschlussvorschläge. Da hat er, auch wenn es manchmal einfach nicht geht, schon ein bisschen Recht.
Wozu ein Leitbild und warum kein Vorbild…. Schade, dass nicht einmal die Gemeinde es schafft einem Leitbild treu zu bleiben und der Vorbildfunktion gerecht zu werden – auch wenn es etwas teurer waere. Warum sollten Bauherren dies dann tun?
Wird denn im Feuerwehrhaus kein Wohnraum geschaffen, der dann auch geheizt werden muss?
Trotzdem beste Gruesse.
Vorbild für nachhaltiges Handeln? Die Auseinandersetzung um die „richtige“ Heizung im Allmannshauser Feuerwehrhaus interessiert mich, denn ich bin Energieberater in der Gemeinde Berg und aktives Mitglied der Feuerwehr Allmannshausen.
Untersucht wurden anscheinend nur einzelne Wärmeerzeuger, wie Gas-Brennwerttherme, Öl-Brennwerttherme und eben die Wärmepumpe.
Dies ist aber leider methodisch falsch, denn eine Heizungsanlage ist als System zu verstehen und besteht zusätzlich z.B aus Heizkörpern oder Fußbodenheizung zur Wärmeübergabe. Und eben hier liegt das Problem:
Der Wirkungsgrad einer Wärmepumpe hängt entscheidend von den benötigten Temperaturen ab.
Braucht man also für eine Fussbodenheizung nur 30°C Vorlauftemperatur , so ist der Wirkungsgrad einer Wärmepumpe sicherlich gut.
Benötigt man aber, wie bei uns im Feuerwehrhaus, für Heizkörper (es gibt keine Fußbodenheizung) eine Vorlauftemperatur von 55C°, so sinkt der Wirkungsgrad dramatisch ab.
Seit diesem Jahr muß man, um eine Förderungen zu erhalten, den Wirkungsgrad einer Anlage nachweisen. Eine solche Anlage dürfte nicht den Vorgaben entsprechen.
Noch eine Anmerkung: Wärmepumpen nutzen als Antriebsenergie Strom. Und eben dieser wird bei dem derzeitigen bundesdeutschen Strom-Mix zu 60,7 % aus fossilen Energien gewonnen, weitere 23% werden aus Kernenergie erzeugt.
Ein „Vorbild für nachhaltiges Handeln“ ist meines Erachtens der Einbau eines effizienten Heizungssystems, das auch im Bezug auf die Nutzung optimiert ist. Hier nur ein Beispiel:
Der Aufenthaltsbereich des Feuerwehrhauses wird nur zeitweise für Schulungen, Versammlungen o.ä. genutzt, die Raume müssten also nicht ständig temperiert sein.
Hätte man eine Heizungssteuerung mit Modem, bei der man durch einen Anruf die Raumtemperatur vor einer anstehenden Nutzung erhöhen kann, könnte die Heizung standardmäßig im Absenkbetrieb laufen.
Solch einfachen Maßnahmen sparen wirklich Energie und damit, was ich gar nicht verwerflich finde, auch Geld.
Gegengutachten Lieber Ralf, danke für deine kompetente Einschätzung der Lage – die Empfehlung des von der Gemeinde beauftragten Gutachters lautete anders, wahrscheinlich wegen des von ihm in Aussicht gestellten geringen Stromanteils. Der Beschluss für die Gastherme ist ja gefasst, aber vielleicht kann man zumindest noch rechtzeitig für ein solches Modem plädieren – schlag das doch gleich auf dem Richtfest vor!
Eine kleine Antwort S.g.H. Mock,
haben Sie besten Dank für Ihren Beitrag. Schade, dass Sie meine Ausführungen nicht selbst hören konnten, sonst wäre Ihnen bestimmt aufgefallen, dass nicht nur die Wärmeerzeuger betrachtet wurden, sondern das gesamte Heizungssystem. Für die vier Varianten wurde eine Vollkostenrechnung nach VDI 2067 vorgetragen und die Jahresergebnisse gegenüber gestellt. Selbstverständlich haben Sie Recht, dass die Effizienz einer Wärmepumpe von den Heizsystemtemperaturen abhängig ist. Man spricht hier allerdings von einer Jahresarbeitszahl und nicht von Wirkungsgrad. Falls Sie darüber mehr erfahren wollen, darf ich Ihnen empfehlen hier in die Technik ein wenig tiefer einzudringen. Die Seite http://de.wikipedia.org/wiki/Wärmepumpe ist da sicherlich hilfreich.
Ob der Einsatz eines Modems Erfolg verspricht hängt in erster Linie ab, wer dieses dann bedient und auslöst. Den gleichen Zweck erfüllt ein Taster in der eingebauten Regelung der nur zu drücken ist, damit die Heizung aus dem Absenkbetrieb in den Normalbetrieb fährt. Durch das Heizkörpersystem ist eine schnelle Aufheizung gewährleistet.
Nix für ungut Sehr geehrter Herr Weidinger,
in meinem Kommentar war ich bemüht, mich so auszudrücken, dass der Leser auch ohne Wikipedia mein Anliegen nachvollziehen kann. Daher habe ich mir erlaubt, den Fachbegriff Jahresarbeitszahl durch Wirkungsgrad zu ersetzen. Dies ist meines Erachtens zulässig, da beide Begriffe im weiteren Sinne das Verhältnis zwischen der abgegebenen Wärmeleistung zur aufgenommenen Antriebsleistung (Strom) beschreiben.
Dennoch würde mich als Fachmann tatsächlich die Jahresarbeitszahl interessieren, mit der Sie bei der Luft-Wärmepumpe in Kombination mit Heizkörpern rechnen.
Ich befürchte, meinen Vorschlag mit dem Modem war nicht klar genug. Ich meinte nicht, das jemand ein Modem bedient, sondern dass z.B. die Gruppenführer mittels eines Anrufes mit ihrem Telefon/Handy die Heizung steuern können. Die Variante mit dem Taster hat einen entscheidenden Nachteil: wenn niemand extra ins Feuerwehrhaus fährt, kann auch keiner den von Ihnen beschriebenen Taster drücken. Dies bedeutet wiederum, dass die Heizung wie bisher kontinuierlich läuft.
Sie haben sicherlich recht, dass ein Heizkörpersystem eine schnelle Aufheizung gewährleistet. Jedoch nur unter der Voraussetzung, dass man hohe Vorlauftemperaturen hat. Doch genau dies war mein Kritikpunkt, da man dadurch die Jahresarbeitszahl (vulgo Wirkungsgrad) der Wärmepumpe extrem nach unten drückt und so eine ungünstige Ökobilanz bekommt.
P.S Ich möchte das Forum nicht für einen öffentlichen Schlagabtausch nutzen. Wenn Sie möchten, stehe ich Ihnen gerne für ein persönliches Gespräch zur Verfügung.
Die QUH wird … … diesen persönlichen Kontakt, der ja nur zum Guten der Gemeinde (und des Allmannshauser Feuerwehrhauses) gereichen kann, herstellen.