Ostufermuseum in der Diskussion

Kann Franz Graf von Pocci die Initialzündung für ein Ostufermuseum liefern? Wenn es nach Michael Köhle, den Vorsitzenden der in unserer Nachbargemeinde Münsing ansässigen Pocci-Gesellschaft ginge, dann wäre das immerhin eine Überlegung wert. Schließlich war Pocci Literat und Stückeschreiber, Komponist, Karikaturist, Maler, Zeichner und der Erschaffer des Kasperl Larifari. 


Der “Kasperlgraf” Pocci verfasste mehr als
40 Stücke für das Marionettentheater

Engagiert diskutierten Pocci-Verehrer, Kulturschaffende, Pressevertreter und Gemeinderäte gestern Abend im Irschenhausener Hollerhaus die Idee eines solchen Museums. Bekanntlich lebten und wirkten entlang des Ostufers eine Vielzahl an renommierten Künstlern. Das geht los mit Richard Wagner, der in seiner Villa in Kempfenhausen für Ludwig II. komponierte, über Oskar Maria Graf in Berg, Franz von Pocci in Ammerland und Vicco von Bülow in Münsing bis zu Herbert Achternbusch, der zeitweise in Ambach lebte und arbeitete. 

Ganz zu schweigen von der regen zeitgenössischen Kunstszene. Wir freuen uns schon jetzt wieder auf die Berger Ateliertage, die dieses Jahr allerdings erstmals im Herbst stattfinden. 

Was wäre der Sinn und Zweck eines Ostufermuseums? Sollte es der Kulturgeschichte am Ostufer dienen, also das Erbe von Graf, Pocci und Loriot pflegen, oder Veranstaltungsforum der aktuellen Kunst- und Kulturszene sein? Sollte diesbezüglich über Gemeindegrenzen hinweg gedacht werden oder jede Gemeinde ihr eigenes Erbe pflegen? Und wie sieht es mit der Akzeptanz eines solchen Museums in der Bevölkerung aus?

Klar, dass an diesem Abend erst einmal nur Denkanstösse gesammelt werden konnten. Schließlich handelt es sich um ein großes Projekt, dem es sich maßvoll zu nähern gilt. 

Die Pocci-Gesellschaft tut dies nun erst einmal aus dem idyllischen Hollerhaus heraus. Wo bis vor einem Jahr noch der Bulle von Tölz gedreht wurde, sind vier Räume dem Andenken Franz von Poccis gewidmet. Das Museum ist schon jetzt mittwochs und sonntags von 14-17 Uhr geöffnet.

Offizielle Einweihung ist am 21. Juli ab 14 Uhr mit einem fröhlichen Kinder-Sommerfest. 

Kommentieren (3)

  1. QUH-Gast
    12. Juli 2012 um 11:09

    Wenn auch die Kräfte fehlen… Was soll denn bitte neben den Kasperlefiguren der Pocci-Gesellschaft ausgestellt werden in diesem Ostufermuseum? Die Zahnbürste von Loriot? Die Unterhose von Herbert Achternbusch? Oder gar der Potschamber von Oskar Maria Graf? Die gleichrangige museale Darstellung der Arbeit von Künstlern unterschiedlicher Genres ist so vielfältig wie schwierig, also quasi unmöglich. Ohne ein durchgängiges Ausstellungskonzept mit einem qualifizierten gutbezahlten Kurator wird das schönklingende Projekt ein Schuss ins Ofenrohr, wenn es nicht nur ein reines Pocci-Museum werden soll. Die Starnberger Leiterin des Heimatmuseums hat wegen Unterbeschäftigung und geringer Besucherzahl frustriert gekündigt. Gott bewahre, dass einzelne Interessensgruppen dann bestimmen sollen, wer und was auf welcher Fläche im Ostufermuseum ausstellen darf. Gibt es eine finanzielle Vorstellung über den Ort, ein geeignetes Gebäude und den laufenden Betrieb? Und dann der Wille zur politischen Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden Münsing und Berg! Für den Berger Amtsinhaber im Rathaus ist solch ein Projekt ein Kropf und damit völlig überflüssig und das wird auch so bleiben, wenn er ab September noch einmal 8 Jahre im Amt bleiben sollte. Er hat genug zu tun mit seiner Art von Kultur und der Pflege des Brauchtums in Höhenrain. Er wird sicher einen Weg finden, dass Berg sich an dem Projekt finanziell nicht beteiligen wird. Ähnliches kann man in Münsing vermuten. Unter Ausschluss der Politik bleibt es deshalb nur einer privaten Initiative überlassen, ein solches Projekt zu stemmen. Wenn hier auch die Kräfte fehlen, so ist dennoch der gute Wille zu loben!

  2. QUH-Gast
    13. Juli 2012 um 12:50

    Um die Liste der … bedeutenden Ostufer-Ereignisse noch zu verlängern (gibt es eine Gegend, die noch unbedeutender ist?): Auch Max Reger seelig hat dermaleinst in Berg einen Sommerurlaub verbracht (dazu ist eine Postkarte erhalten), man höre und staune! Aber wehe, wenn dann das Westufer dagegen hält: Brahms in Tutzing, H. Bischoff in Bernried, R. Strauss in Pöcking: das sind keine Peanuts! Wenn man dagegen das elde Höhenrain mit seinen zahlreichen Gründerzeitvillen und hochherrschaftlichen Bewohnern betrachtet (harhar ….) Also gut Nacht, Ostufer …

  3. volcorn
    13. Juli 2012 um 23:39

    Wurstfabrik oder…. Berg hat im Zentrum eine Wurstfabrik, etwas ungewöhlich für eine “Ortsmitte”.
    Wer zB Bilder ausstellt, tut dies zwischen tausend Broschüren, Flyern, Ratschlägen, Formularen und …im Flur des Rathauses. Wer anderes vorhat macht dies in der Post Aufkirchen oder -wenn möglich- im Marstall. Dann sind wir auch schon am Ende der Fahnenstange. Für aktive Bürger einer aktiven Gemeinde nicht gerade ein überschäumendes Angebot. Mit etwas weniger Zynismus gibt es ja Aussichten, Orte der Kommunikation zu schaffen. Riedl wäre-das habe ich bereits gesagt- eine große Chance. In Münsing, nur ein Steinwurf von uns, ergibt sich nun eine ähnliche Chance, weil es da ebenso wie in Berg Leute gibt, die mehr fordern und das mit gutem Recht. Und in Münsing ist mit der Poccigesellschaft eine Gruppierung vorhanden, die nicht für Pocci ausschließlich, sondern für ein breites Spektrum von Veranstaltungsmöglichkeiten einen Standort sucht. Der Kunstverein Berg hatte ja eine ähnliche Initiative. Ich möchte den Museumsbegriff für unsere Breiten etwas offener definieren. Ein Haus, das sich so nennt zeigt weder Zahnbürsten von Loriot nicht Unterhosen von.., Pocchi hat zum Beispiel wunderbare Aquarelle vom See hinterlassen und wer die Ausstellung von den Max Brüdern gesehen hat, weiß um die Bandbreite aus Vergangenheit und Gegenwart, die hier bis heute keinen verbindlichen Ort hat, gezeigt zu werden.
    Bernried, Kochel, Murnau u a Orte bieten Großes, in diesem Netz haben
    können kleinere Kommunen durchaus das Ganze bereichern. Warum also nicht das Ostufer. Deshalb plädiere ich für eine gemeinsame Anstrengung hier in Berg oder Münsing, weil es in anderen Kommunen schon längst passiert ist.

    Wer das Argument der Finanzierung dagegenhält, den frage ich, wozu 2 Feuerwehrfahrzeuge (Empfehlung 7 Grd ) in Allmannshausen eine wärmegedämmte Garage in Form eines Einfamilienhauses benötigen. Geld ist da. Scheinbar will keiner so recht wissen, wo es verbrannt wird.
    Volker Cornelius, Berg