Für die kommenden Tage wird eine Kältewelle vorausgesagt … ob gar der See zufrieren wird? – Im Februar vor 90 Jahren war genau dies Anlass für ein ganz besonderes Ereignis von geradezu kosmischen Ausmaßen.
Denn vor 90 Jahren wurde für einen Moment ein absurder Traum des jetzigen Ministerpräsidenten Söder (CSU) wahr: der gefrorene Starnberger See war für einen Nachmittag das Zentrum der Weltraumfahrt. Ein bastelnder Visionär mit Namen Max Valier stellte mit seinem Raketenbob RAK BOB II auf dem zugefrorenem See einen Geschwindigkeitsrekord auf. Mit ca. 400 km/h raste ein von ihm gebauter und mit 18 Raketen angetriebener Schlitten über das Eis des Sees, der damals noch Würmsee hieß. Ein ähnliches Triebwerk schickte später die ersten Raketen in den Weltraum.
Weltrekord 1929: Mit der Rakete über den Würmsee
Zuvor waren andere Versuche Valiers, raketengetriebene Gefährte fahren zu lassen, größtenteils gescheitert. Weder auf Schienen noch auf Rädern gelang das Experiment … aber als im Winter 1929 die bayerischen Seen zufroren, wagte Valier erst auf dem Eibsee und dann auf dem Starnberger See den erfolgreichen Versuch, ein Fahrzeug mit Raketen zu beschleunigen. Auf dem Eibsee gelang Valiers Frau Hedwig, der ersten Frau in einem raketengetriebneem Fahrzeug, die Fahrt mit dem RAK BOB I: Sie fuhr 100m weit mit 45km/h. Auf dem Starnberger See gelang dann am 9. Februar der unbemannte Weltrekord mit über 400 km/h.
6m lang 40 cm breit: Max Valier und sein von “Eisfeldraketen” angetriebener Schlitten RAK BOB II
Der Raketenschlitten wurde bei einem Eisfest vor dem UNDOSA-Bad unbemannt gestartet, von 18 Raketen beschleunigt. Er kam von seiner Bahn ab, rammte einen Bootssteg und wurde dabei schwer beschädigt. Der Raketen-Schlitten blieb zwar eine technologische Anekdote, dennoch war seine Fahrt ein Meilenstein nicht nur für die deutsche Raketenindustrie. Deshalb werden Valiers Schlitten heute noch im deutschen Museum ausgestellt.
Max Valier selbst, der auch theoretische und fiktionale Werke über die Raumfahrt geschrieben hat, setzte – ohne alle Unterstützung der Rüstungsindustrie – seine Forschungen fort und starb im Jahr nach seinem Rekord beim Test eines anderen Triebwerkes. Er hatte sich von einem amerikanischen Erdölkonzern überreden lassen, einen Paraffinantrieb zu testen, der explodierte. Max Valier ist auf dem Münchner Westfriedhof begraben und gilt offiziell als erstes Opfer der Weltraumfahrt.
Vom Bob über den Starnberger See bis fast in den Weltraum
Zukunftsweisend und doch eine technische Sackgasse: Raketenauto von Max Valier