Maria Fiedler wird verabschiedet

Letzten Freitag hat Maria Fiedler zwei ihrer langjährigen Mitarbeiterinnen verabschiedet. Diesen Freitag geht der Verabschiedungsreigen weiter: Diesmal ist es die Direktorin selber, die verabschiedet wird. QUH traf Frau Fiedler einige Tage vor dem Schuljahres-Endturbo zwischen abgehängten Bildern und halb leer geräumten Regalen.


Die Direktorin in ihrem Element: Maria Fiedler begrüßt Schüler und Gäste zum Abschluss der Projektwoche Zirkus im vergangenen Schuljahr

QUH: Frau Fiedler, endlich raus aus der Schule – gilt das auch für eine Direktorin?

Nur bedingt. Ich freue mich darauf keinen Zeitplan mehr zu haben und nicht mehr fremdbestimmt zu sein. Aber die Kinder werden mir wahnsinnig fehlen. Als ich 1998 an die Oskar Maria Graf Schule kam, habe ich mich bewusst für das Arbeiten mit Kindern entschieden. Bis dahin war ich verstärkt auch in der Lehrerausbildung an der Uni tätig. Dass ich lieber mit Kindern als mit Erwachsenen arbeite, hat vielleicht auch etwas mit meiner Größe zu tun, (Maria Fiedler lacht) aber vor allem mit meiner Begeisterung für Kinder.

QUH: Würden Sie denn noch einmal Lehrerin werden?

Ja. Sofort. Und auch wieder an der Grundschule. Die meisten Eltern denken ja, die vierte Klasse sei die wichtigste in der Grundschule. Ich bin der Meinung die erste Klasse ist die allerwichtigste. Hier werden sämtliche Grundsteine gelegt. In der Ersten entscheidet sich, ob ein Kind Freude an der Schule hat oder nicht.

QUH: Schule soll Spaß machen?

Freude. Spaß ist etwas anderes. Ich habe immer versucht, bei den Schülern die Freude am Leisten zu wecken. Voraussetzung dafür ist eine gute Schulatmosphäre und die ist von ganz vielen Faktoren abhängig: motivierten Lehrern, einer guten Ausstattung, einem Erziehungskonsens mit den Eltern, tägliche Höflichkeitsformen, Gewaltprävention und vieles mehr.


Mittlerweile sind alle Bilder hinter dem Schreibtisch abgehängt

QUH: Welche Herausforderung sehen Sie für die Grundschule in der Zukunft?

Ich beobachte, dass die Schule immer mehr Erziehungsarbeit übernehmen muss. Konsequente Erziehung ist anstrengend. Immer mehr Eltern ziehen sich zurück. Schuld daran sind Verunsicherung oder Berufstätigkeit. Aber die Grundbildung bleibt Aufgabe des Elternhauses, daran wird auch die so oft geforderte Ganztagsschule nichts ändern. Wir versuchen die Eltern von Anfang an mit ins Boot zu holen und ermutigen, unsere Schüler bewusst von den Eltern Elternzeit einzufordern.

QUH: Sie gehen im 40. Jahr ihrer Berufstätigkeit in den vorgezogenen Ruhestand. Was kommt jetzt?

Ja. Ab 1. August bin ich in der Freistellungsphase der Altersblockteilzeit, aber noch zwei Jahre Rektorin. Was jetzt kommt – Zeit für meinen Mann und Unternehmungen, die uns am Herzen liegen. Wandern, lesen, reisen. Und … (Maria Fiedler jubelt)… zum ersten Mal Wegfahren während der Schulzeit.

QUH: Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute.