Lillyfee statt Af …

Was wir in den letzten Woche oft vergessen haben: Demokratie lebt von den Menschen, die sich für sie engagieren, sich einmischen, sich aufregen, Veranstaltungen organisieren, viel ihres Lebens dafür opfern, um für ihre Meinung zu kämpfen und mit ihrem Gesicht dafür einstehen  … die Meisten, ohne einen persönlichen Vorteil davon zu erwarten. Die QUH sprach – jenseits aller Parteipolitik – mit der einzigen Bundestagskandidatin aus der Gemeinde Berg, der Berger Gemeinderätin Verena Machnik über ihre persönlichen Erlebnisse im Wahlkampf. Sie kandidiert als Direktkandidatin und auf dem Listenplatz 18 der Grünen. Beim letzten Mal hätte das für einen Einzug in den Bundestag gereicht … diesmal braucht sie dafür jede Stimme.

Der Wahlkampf, der kein leichter war

QUH: Hallo Verena, wie lief denn der erste Bundestagswahlkampf für dich?

Verena Machnik: Der kurze Wahlkampf war intensiv, herausfordernd, ganz schön anstrengend und oft sehr kalt! Mit meinem großen Team an Ehrenamtlichen im ganzen (echt großen) Wahlkreis als Rückenwind haben wir trotzdem so viel auf die Beine gestellt – das war eine tolle Erfahrung und ich habe unglaublich viel gelernt. Ich bin in diesen turbulenten Zeiten mit so vielen Menschen ins Gespräch gekommen – das war wirklich schön!

QUH: Gab es ein schönstes Erlebnis?
Verena Machnik: Das EINE schönste Erlebnis gab es nicht – dafür waren es zu viele gute Momente… Ein paar Beispiele: Der gerade schon erwähnte Zusammenhalt im Team – so viele unterschiedliche Menschen, die sich mit ihren individuellen Stärken und Fähigkeiten eingebracht haben, weil sie an eine gemeinsame lebenswerte Zukunft glauben! Und kleine Gesten wie die mitgebrachte Butterbreze, weil man im Wahlkampf oft recht unregelmäßig ans Essen denkt. 

Richtig gut fand ich die Möglichkeiten, mit jungen Menschen an Schulen über Politik zu sprechen – das große Interesse und der Input, den ich mitgenommen habe, stimmen mich sehr zuversichtlich! Für mich nachhallend: Das lange Gespräch mit einem 62-Jährigen, der noch nie (!) gewählt hat und es sich jetzt zum ersten Mal überlegt. Insgesamt: Die vielen, oft sehr persönlichen Gespräche mit Menschen, mit denen ich wahrscheinlich sonst nicht in Kontakt gekommen wäre – und der damit verbundene Einblick in Lebensrealitäten, die Menschen in politischer Verantwortung bei ihren Entscheidungen berücksichtigen sollten.  Zusammengefasst: Zu erleben, dass uns bei all den negativen Nachrichten und dem manchmal schon sehr  spaltenden Wahlkampfgetöse viel mehr verbindet als trennt. 

QUH: … und eine schlechteste Erfahrung?
Verena Machnik: Der blanke Hass, den mir einzelne, vollkommene unbekannte Menschen entgegengebracht haben. 

QUH: Wie kam es denn zur Idee mit dem „Hearoa hoit ma zam“ – Plakat?
Verena Machnik: Gerade in Höhenrain war die Zerstörung, die Beschmierungen und die Beschimpfungen auf den Plakaten aller demokratischen Parteien extrem. Dem wollte ich den Geist des Zusammenhalts entgegensetzen, den ich aus Höhenrain kenne und sehr schätze. 

QUH: Insgesamt waren besonders die Grünen-Plakate Objekt mancher unschöner „Meinungsäußerung“? Was denkt man da?
Verena Machnik: Man sieht einfach, was passiert, wenn aus sprachlicher Hetze aktive Taten werden. Das Grünen-Bashing der letzten Jahre zeigt Wirkung – und leider müssen Frauen besonders darunter leiden. Man braucht insbesondere als Grüne ein „dickes Fell“. Aber ich selbst habe die teilweise sehr frauenfeindlichen Beleidigungen nicht persönlich genommen – für meine Familie und andere mir nahestehende Menschen war das schwerer … Gerade die bekannten Vertreter von demokratischen Parteien sollten bei allen inhaltlichen Differenzen wieder zu einer gemäßigteren Sprache finden. Und ja, ich meine damit insbesondere Markus Söder, dessen eigene Parteimitglieder selbst unter der von ihm befeuerten, zunehmenden aggressiven Stimmung in diesem Wahlkampf leiden müssen. Was mir unabhängig von meiner Partei wichtig ist: Noch setzen sich viele Menschen in den verschiedenen demokratischen Parteien und Vereinigungen ehrenamtlich mit Zeit und Energie für unsere Gesellschaft ein. Da würde ich mir insgesamt mehr Wertschätzung wünschen. 

QUH: Was machst du als erstes, wenn du am Sonntag gewählt wirst?
Verena Machnik: Egal wie es ausgeht: Erstmal werde ich mein Team und unser gemeinsames Engagement in den letzten Monaten feiern! Wenn ich gewählt werde, buche ich den Montag-Mittag-Zug nach Berlin. Wenn nicht, freue ich mich auf Schlaf – und Zeit mit meiner Familie und Freunden, die ich in der letzten Zeit ziemlich vernachlässigt habe. 

QUH: Danke Verena für das offene, persönliche Gespräch. Und viel Glück für den Wahlsonntag!

Aus Höhenrain erreichte uns währenddessen noch das vielleicht rührendste aller Wahlkampfplakate, es fordert Lillyfee statt Af ….:

Souverän: Lillyfee statt Af …

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