“I wui Si ned desillusioniern!” – antwortete gestern in breitem Bayrisch Dr. Karlheinz Zeilberger, der Anti-Doping-Beauftragte des Bayerischen Leichathletikverbandes, beim 30. MTV-Unternehmerstammtisch auf die Frage, wie viele der Olympia-Athleten 2008 denn wohl gedopt seien.
Sprach harte Wahrheiten aus: Dr. Karlheinz Zeilberger, Anti-Doping-Kämpfer zu Gast beim MTV-Unternehmerstammtisch
Dann nannte Dr. Zeilberger, der schon dreimal die deutschen Athleten als Arzt bei der Winterolympiade betreut hat, doch eine Zahl: Er gehe davon aus, dass 60% der erfolgreichen Olympiateilnehmer systematisch Doping betreiben. In Worten: Sechzig Prozent!
Das Prinzip MTV-Unternehmerstammtisch:
1 Pult, 2 Redner, 2 Gläser Wasser, 1 Thema. Null Powerpoint.
Dr. Zeilberger mit Christian Kalinke, dem Gastgeber.
Schon bei einer geheimen Umfrage unter deutschen Sportlern hätten laut einer Studie zwischen 25 und 46% der Sportler zugegeben, verbotene Mittel zu benutzen. Aktuelle Leistungen wie bei der Tour de France, wo die Sportler 460 Watt Leistung erbringen, um den Anstieg nach L’ Alpe d’Huez zu bewältigen, seien ohne ausdauerfördernde Mittel schlechterdings nicht möglich. Von den heutigen Verdachtsmomenten gegen den Tour-Zweiten Frank Schleck wusste da noch niemand.
Ob man denn auch im Fußball von Doping ausgehen müsse, wollte Gastgeber Christan Kalinke, Präsident der MTV-Fußballer, noch wissen. “Ja, auch im Fußball” müsse man von Doping ausgehen. Gerade spanische Mannschaften hätten – lt. Dr. Zeilberger – erstaunliche Ausdauer. Und die Ermittlungen gegen den spanischen Doping-Arzt Fuentes seien sicher nicht zufällig genau in dem Moment eingestellt worden, als ruchbar wurde, dass auch Mannschaftssportarten betroffen seien. Zeilberger nannte dies – in Anspielung auf die spanischen Fußballclubs, die das “Real” (Königlich) im Namen tragen, “ein königliches Problem”.
Und noch etwas legte Zeilberger nahe: Eltern, die ihren Kindern Nahrungszusatzstoffe geben, mit denen die schulischen Leistungen und die Konzentrationsfähigkeit angeblich verbessert werden können, würden ihre Kinder geradezu auf Doping und Drogen vorbereiten, weil ihnen vermittelt werde, dass man Leistung mittels Tabletten erreichen könne – und damit meinte er sowohl die Vitamin C-Brause im Winter als auch die isotonischen Getränke nach dem Fußball. Wenn kein wirklicher Mangel bestehe, könne man alles, was man brauche, durch die richtige Ernährung bekommen.
Übrigens: Trotz schönsten Freitag-Abend-Biergarten-Amseesitz-Wetters war der Saal im Starnberger “4 Jahreszeiten” brechend voll. Weiter so, Christian!
(Fotos: H-P. Höck)