Hitverdächtiges Wagalaweia für Ludwig II

Mit einem ersten verfrühten Höhepunkt beginnen an diesem Sonntag die Ludwig-Festspiele zu Berg.


Wagner, so wie ihn Ludwig II hörte: in Kammermusikbearbeitung

Die Reihe “marstall-classics” des Berger Kulturvereins (und der Kempfenhauser Christoph und Stephan Kaske Stiftung) gehört zu den erstaunlichen Berger Erfolgsgeschichten. Aus gegebenen Anlaß lädt Gastgeber, Cello-Virtuose & Co-QUH Sebastian Hess am Sonntag Abend (5.6. / 20 Uhr) zum Sonderkonzert mit Titel “Ludwigs Wagner”. Auf dem Programm: “Ludwigs Lieblingsarien” sowie “spektakuläre Bearbeitungen” von Wagner-Overtüren. Cello-Chef Sebastian wird am Klavier begleitet von Olaf Dreßler. Die QUH sprach bei den Probenarbeiten mit dem Solisten.


QUH mit Hund: der Kempfenhauser Cellist Sebastian Hess in Wagner-Pose

QUH: Hallo Sebastian, bei den letzten marstall.classics wurde eine Flöte zur Schiffssirene … was haben wir diesmal an Überraschungen zu erwarten?”
Sebastian Hess: Diesmal stehen wir natürlich in der Verantwortung, anlässlich des 125ers Ludwigs Wagnermanie in Berg adäquat darzustellen. Auch wenn die marstall.classics und die QUH in der Vergangenheit brillante Zusammenarbeiten mit der Bayerischen Staatsoper hatten (z.B. bei der Sprachoper “Unser Oskar”), können wir leider nicht das Nationaltheater an den See karren. Deshalb, um meine Lieblinge von Monty Python zu zitieren: now to something completely different.”

QUH: Beim letzten Mal gab es leichtfüßigen Barock, diesmal schwer Wogendes mit Wagner. Ich bin verblüft, Wagner und Kammermusik, geht das?
Sebastian Hess: Der iPod des späten 19. Jahrhunderts war die Bearbeitung der Highlights aus langen Wagneropern in Notenform. Diese Bearbeitungen waren weit verbreitet. Das war Musik, die von großbürgerlichen Wohnzimmern bis in die Münchner Residenz ständig nachgespielt wurde. Auch Ludwig hat sich einzelne Stücke (Beleuchtung inklusive) in seiner Linderhof-Grotte am Cello vorspielen lassen. Authentischer können wir die Versionen, die der Kini gehört hat, also kaum nachempfinden. Und alle unser Notenmaterial stammt aus dem historischen Archiv von Wagners Verleger.

QUH: Die Beziehung von Ludwig II zu Berg ist klar. Was verbindet Wagner und Berg?
Sebastian Hess: Die Tatsache, dass Richard Wagner in Kempfenhausen die Tochter Franz Liszts (die nachmalige Cosima Wagner) ihrem Ehemann, dem großen Dirigenten Hans von Bülow ausgespannt hat (während er hier vor Ort am Tristan werkelte), muss als perfektes Lokalkolorit doch genügen.

QUH: Wie ich dich kenne, wirst du dich mit der berüchtigten Wagnerschen Düsternis und Schwere nicht allzu sehr aufhalten?
Sebastian Hess: Schwer ist’s eben nicht, eher luftig, manchmal spektakulär und erstaunlich schön. – “Träume” aus den Wesendonck-Liedern auf einem Cello hat man noch selten gehört, und ein oder zwei Überraschungen von Wagners Schwiegervater haben wir auch noch im Köcher. Was wir machen, ähnelt eher einem virtuellen Soundtrack zu Viscontis “Ludwig”, denn einer Wagner Oper. Und wenn man Wagners Highlights in den (sehr respektvollen) Bearbeitungen seiner Zeitgenossen nimmt, dauern sie selten länger als 4-5 Minuten: kein Wunder also, dass RW ein Popstar seiner Zeit war.

QUH: Sebastian, wir danken dir für das Gespräch und freuen uns auf das Konzert.”

Kartenbestellung unter mail@kulturverein-berg.de