Anders gefragt: Kümmert es noch jemanden, wenn ein Dichter stirbt?
Kurz vor der “subito santo” Heiligsprechung von Pater L.
kam gestern jedenfalls noch eine andere Meldung:
nämlich die vom Tod von Peter Rühmkorf (1929-2008),
gleichzeitig Büchner-Preisträger und Ulrike-Meinhof-Freund,
lebenslanger Frauen-, Jazz- und Hanfliebhaber,
fulminanter Tagebuchschreiber (“TaBu”) und Virtuoslyriker,
dem als ersten Menschen ein Reimwort zu “Menschen” einfiel:
“Die schönsten Verse der Menschen
Nun, finden Sie schon einen Reim
Sind die Gottfried Benn’schen” (1959),
Eines seiner Motti:
“Also heut: Zum Ersten, Zweiten, Letzten:
Allen Durchgedrehten, Umgehetzten,
was ich, kaum erhoben, wanken seh,
gestern an und morgen abgeschaltet:
Eh dein Kopf zum Totenkopf erkaltet:
Bleib erschütterbar – doch widersteh!” (1979)
Einen “Grabspruch” hat sich Rühmkorf unlängst noch selbst gedichtet:
“Schaut nicht so bedeppert in diese Grube.
Nur immer rein in die gute Stube.
Paar Schaufeln Erde und wir haben
ein Jammertal hinter uns zugegraben.”
Im gleichen Band “Paradiesvogelschiß” (rowohlt 2008) finden sich auch seine:
“Erwägungen für ein Grabmal.
Erwägenswert vielleicht
eine Biogasanlage:
Kleines Flämmchen noch nährend
über den flüchtigen Anlaß hinaus,
bis der irdische Stoff sich erschöpft hat.”
Aber klar, dafür hätte er nie eine Baugenehmigung bekommen.
Womit wir bei der Sitzung von heute Abend wären,
wo in gefühlten 784 Bauanträgen über das Wohl
und Wehe von ganzen Biographien entschieden werden muß.
Nein, Peter Rühmkorf hat mit unserem Dorf nicht das geringste zu tun.