Gestern in Berg

Gestern Abend in Berg: Man musste sich entscheiden zwischen BergSpektiven zum Thema Krisenbewältigung, der Lesung des deutsch-iranischen Schriftstellers SAID und den Freibierfässern, die Franz “Dada” Bachmayr anlässlich seines 50. Geburtstags spendiert hatte.

Doch eins nach dem anderen: Die Krisenbewältigung begann mit einer Krise – zum ersten Mal war ein Gast nicht erschienen. Denn Krisenfachmann Wolfgang Salewski hatte kurzfristig abgesagt. Und der Saal war brechend voll.

Christian bot daher in seiner Not dem Publikum zunächst an, ihn selbst zu befragen. Doch völlig unnötig – die als “local hero” geladene Sissi Closs aus Berg, (Teilzeit!)Professorin an der HS Karlsruhe und Inhaberin der Firmen Comet Computers und Comet Communications, erzählte bravourös von ihrem Werdegang mit dem damals neuen und für Frauen ungewöhnlichen Studiengang Informatik, ihrem Drang zur Selbstständigkeit, ihrer Firmenkulturentwicklung und wie sie die Hochschule Karlsruhe von dem Modell einer “Teilzeitprofessur” überzeugte. Zentrales Thema ihres Firmenentwurfs ist Flexibilität – in alle Richtungen. Ihre Talente kann sie über flexible Arbeitszeitmodelle halten, und sie kann insbesondere berufstätige Mütter auf diese Weise gut im Arbeitsalltag unterbringen. Christian Kalinke, der sonst für seine Machosprüche immer viel Geld ins “Schweinderl” werfen muss, fragte perplex: “Heißt das etwa, dass Männer bei dir diskriminiert werden?” Was Sissi unter dem Gelächter des Publikums natürlich verneinte.

Nach zwei Stunden beendete Christian Kalinke den Abend mit der Bemerkung, das Gespräch mit Sissi Closs sei so heiter und gehaltvoll gewesen, dass etwaige Fragen an ihn nun völlig überflüssig seien…

Unterdessen in der Buchhandlung: SAID las Gedichte und Erzählungen und drohte dem Publikum, er werde einfach immer weiterlesen, wenn keine Zwischenfragen kämen (“Der Germanist ist der große Feind der Literatur!”). Die kamen in der Tat zunächst sehr zögerlich, so dass die Zuhörer in den Genuss vieler Texte kamen, bevor dann doch lebhaft über das Leben zwischen zwei Sprachen (“Ich beherrsche die deutsche Sprache nicht, sie beherrscht mich.”), Motive des Übergangs und der Identität (Ich hasse Pässe!”) sowie seine Verehrung für Knut Hamsun (“Ich leide an der Hamsun-Krankheit.”) und Walt Whitman (“Schönheit ist das Ergebnis einer Bewegung.”) gesprochen wurde. Genau bis 21:15 durfte der Abend dauern – der Reisewecker stand auf dem Tisch.


Geli, Dada, Sabine

Und zum Abschluss des Abends traf man sich bei Dada, der zu seinem 50. geladen hatte.

Vor dem endgültigen Abschied und dem Umzug in die Starnberger Alm …

(Fotos: H.-P. Höck)