Die Weber-Villa von oben aus betrachtet
Schon mehrfach machte sie Schlagzeilen – erst neulich war wieder zu lesen, dass sie erneut verkauft werden soll (ja, ja …), und für heute Abend steht eine Voranfrage dazu auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung. Es geht um die Villa des Architekten Gerhard Weber, die 1956 erbaut wurde. An ihr scheiden sich bis heute die Geister – manche lieben den klaren Bauhausstil, andere stören sich am Flachdach.
Wir befragten dazu den Berger Architekten Markus Link, der für den möglichen neuen Bauherrn (ja, ja …) die Anfrage eingereicht hat.
QUH: Herr Link, die Weber-Villa wurde vor nicht allzu langer Zeit vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege auf die Denkmalliste gesetzt. Was ist das Besondere an ihr?
Markus Link: Wir haben hier einen sauberen und klaren kubischen Baukörper, ganz in der Tradition des Neuen Bauens. Das Haus ist von architektonisch künstlerischer Bedeutung, ein schlüssiges Objekt – und eines der seltenen Exemplare für diese Architektur bei uns im Voralpenland. Es erfüllt alle Kriterien für den Denkmalanspruch, dafür gibt es eine mehrseitige Begründung.
QUH: Der Architekt war ja auch kein Unbekannter.
Markus Link: Nein, Gerhard Weber war einer der letzten Bauhaus-Schüler und später bei Mies van der Rohe. Er hat zum Beispiel das Nationaltheater in Mannheim, die Staatsoper Hamburg oder auch das Atomei in Garching gebaut. Mitte der Fünfzigerjahre wurde er dann Professor an der TH in München.
QUH: Ist das Haus überhaupt noch bewohnbar?
Markus Link: Das Wetter nagt natürlich an der Substanz. Es stand jetzt länger leer, und es ist an der Zeit, dass etwas unternommen wird, damit es nicht verfällt.
QUH: Wie viel darf denn überhaupt verändert werden? Immerhin ist es als Denkmal ja geschützt.
Markus Link: Ein Denkmal ist nie einfach zu handhaben. Die Denkmalschutzbehörde will idealerweise möglichst viel unverändert belassen, ein neuer Nutzer hat jedoch andere Ansprüche als der Erbauer. Das Haus ist stark auf Gerhard Weber zugeschnitten – zwei Drittel des Hauses sind Büro. Die Küche hingegen ist winzig und genügt heutigen Ansprüchen nicht. Der Denkmalschutz ist jedoch gegen eine grundlegende Veränderung des Grundrisses, wir können aber in Maßen daran arbeiten. Wir brauchen einen Konsens, ein schlüssiges Gesamtkonzept – das ist ein Prozess.
QUH: Welche Veränderungen planen Sie mit dem zukünftigen neuen Besitzer denn genau?
Markus Link: Um sowohl dem Denkmalschutz als auch dem Bedarf des neuen Nutzers gerecht zu werden, planen wir einen Entlastungsbaukörper. Der soll architektonisch eigenständig sein – also keine Nachahmung der Villa und soll auch nicht als Anbau an der Villa kleben, jedoch mit ihr verbunden werden. Der Denkmalschutz würde diese Lösung befürworten, allerdings müssen erst die Gemeinde und das Landratsamt zustimmen.
QUH: Da sind wir gespannt. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Link!
Ein kurzes Porträt über Gerhard Weber und seine Bauten finden Sie hier: http://www.architekten-portrait.de/gerhard_weber/index.html
Bauhausarchitektur sieht anders aus. Die innere räumliche Organisation hat dem Haus auch die äußerliche Gestaltung verliehen. Ein Blick auf die Meisterhäuser in Dessau
genügt, um zu verstehen. Das Weberhaus in diese Tradition zu stellen, halte ich für gewagt. Kubus und Flachdach als Kriterien sind sicherlich nicht ausreichend, um den Denkmalschutz zu bemühen. Das Haus hat diesbezüglich auch niemals die gebotene Beachtung gefunden. Wenn der Denkmalschutz die Diskussion um zeitgenössische Architektur in der Gemeinde Berg beflügeln sollte, dann würde ich dem Erhalt zustimmen, wenn unter diesem Siegel das Haus auch zeitgenössichen Wohnansprüchen – und dazu gehört auch eine energetische Sanierung – angepasst werden kann. Das sollte bei dieser Größe auch ohne Ergänzungsbau möglich sein.
Bauhaus Das stimmt natürlich – in der Begründung heißt es auch nicht, es sei Bauhausarchitektur, sondern der Bau wird etwa mit der modernen Architektur eines Sep Ruf in Verbindung gebracht. (Weber war aber wirklich Bauhausschüler!) Die energetische Sanierung ist sicher Thema. Nicht so leicht, da zu entscheiden … Der Bericht ist auch gleich fertig.
Bauhaus oder nur Haus? Egal in welche Schule das Gebäude gehört. Sicher ist, dass es ein – aus meiner Sicht gelungener – Versuch ist, die hiesige See-Architektur, die ja nicht wie immer schnell und falsch behauptet wird, eine oberbayerische ist, sondern die eine Villenarchitektur darstellt, um ein Element aus dem Umfeld der klassischen Moderne zu bereichern. Solche Bauten gibt es im ganzen Voralpenland nur wenige. Umso wichtiger, dass endlich ein Weg (und ein Investor) gefunden wird, der die sicherlich weder einfache noch billige, aber im Endeffekt wunderschöne Aufgabe übernimmt, dieses Kleinod zu erhalten.
So ein Quatsch… … “energetische Sanierung”, dass ich nicht lache! Wollen Sie etwa auf die Backsteine eine Dämmschicht pappen? Am besten wohl “denkmalgerecht” eine mit Klinkerverblendung? Dann geht Ihnen die schöne Villa nach ein paar Jahren buchstäblich baden, wenn sie nicht gar ganz absäuft, um dann als Schimmel-Sondermüll beseitigt zu werden. Wer in Starnberg mit offenen Augen umhergeht, wird nicht wenige einstmals schöne Gebäude sehen können, die heute das moderne Panther-Muster der Wulst-Punkt-zugeklebten Hauskreaturen zeigen. Mit Denkmalsschutz hat das soviel zu tun, wie Windräder mit Umweltschutz.
Dem kann ich nur zustimmen. Wäre es nicht schade, wenn die Weber-Villa durch eine Satteldach-Villa gemäß der Ortsgestaltungssatzung Allmannshausen ersetzt wird?
Schimmel Warum diese Aufgeregtheit bei der Kommentierung, wenn es um energetische Sanierung geht. Ich habe nicht mit einem Wort geschrieben, dass man die Mauerwerksfassade mit “Fototapete” und Hartschaum sanieren sollte. Der Katalog für solche Maßnahmen ist mittlerweile etwas größer als Ihr Vorstellungsvermögen oder Wissen um diese Dinge. Es gibt mittlerweile eine Fülle von Baudenkmälern, die ohne Schimmelbildung aus dieser Prozedur herausgekommen sind. Mein Tipp: Erst informieren und dann kommentieren.