Die letzte Sitzung des Gemeinderates (vor dem Weltuntergang)

Zum Adventskalender kurz scrollen: erst die News. – Weil sich vor Weihnachten die Zeit immer ein wenig in sich selbst zusammenzieht, heute erst mal nur telegraphisch ein Vorbericht: Als ob es keinen Weltuntergang gäbe, beschäftigte sich der Gemeinderat mit 18 der ca. 40 Schwarzbauten auf dem Areal auf der Maxhöhe. Er genehmigte mehrheitlich nachträglich 2 der Schwarzbauten von Dipl. Ing. Dr. h.c. Genz und lehnte deren 16 mehrheitlich ab (gegen zwei Stimmen aus der CSU). Die GR Adldinger (“Dreist!”), Brunnhuber (“Fehlt nur noch die Selbstschußanlage”) und Ammer begründeten in regelrechten Plädoyers ihre ablehnende Haltung. Die Gemeinde hatte die richtigen Paragraphen studiert. Der Rat stimmte mehrheitlich so wie sie es vorgeschlagen hatte.


Öffentlicher Aushang eines Planes des Genz-Areals mit ca. 40 Schwarzbauten, einige davon abgerissen, 2 davon nachträglich genehmigt, 16 vom GR abgelehnt

Außerdem wurde die erneute Planung des schon einmal geplanten Radweges nach Farchach mehrheitlich gutgeheißen. Da sie nur zu 93,75% gelungen ist, wurde sie nur mit 93,75% der Stimmen angenommen.

Kommentieren (12)

  1. Nicola Turnbull
    19. Dezember 2012 um 10:52

    Und vergib uns unsere Schuld…… Wenn man noch nie auf dem Gelände von Herrn Genz war und von 30-40 Schwarzbauten liest , könnte man den Eindruck bekommen , er habe dort die gesamte Natur zubetoniert . Dabei wird hier jeder Hinkelstein und Flaggenmast mitgerechnet , um die Sache aufzubauschen .
    Weihnachten naht , die Welt sehnt sich nach Frieden , und da kann man gleich mal bei sich in der Nachbarschaft anfangen : Die tatsächlichen Gebäude dort fügen sich wunderbar in die Landschaft ein und sind mit Naturstein , viel Holz und in einer Weise erbaut worden , die vielen Tieren Unterschlupf bietet . Ich habe ein paar Jahre dort gewohnt und gearbeitet und mich erfreut an Siebenschläfern , Steinkäuzchen , Fledermäusen usw. , die sich alle in den Scheunen und Gemäuern der ” Schwarzbauten ” eingenistet haben . Der riesige Bienenschwarm im Dach des Mörserturms konnte beim Abbruch leider nur teilweise gerettet werden . Zudem hat Herr Genz weit über hundert Nistkästen auf seinem Areal angebracht, tausende Bäume angepflanzt und jeden Winter hängt er eigenhändig 40 – 50 riesige Futtercontainer für die Wildvögel auf – das muss auch mal erwähnt werden !
    Mir blutet das Herz bei dem Gedanken , dass man dieses eingewachsene Paradies zerstört , und zwar weil ich ein Naturfreund bin , nicht ein Genz – Freund .
    Ich denke sogar , Herr Genz hat die Natur auf der Maxhöhe bewahrt – denn hätte er dort nicht alles aufgekauft , wäre es sicher inzwischen Bauland und tatsächlich alles zubetoniert .
    Der größte Sünder kann Gnade finden vor Gott , aber nicht vor menschlicher Bürokratie !
    Warum keine Amnestie für ALLE Schwarzbauten , errichtet vor 31.12.12 , egal von wem !?! Brummt den Leuten eine ordentliche Strafe auf , steckt das Geld in Kindergärten oder die maroden Straßen und ENDE .
    Man wird ja noch träumen dürfen ….
    Ein gesegnetes Weihnachten wünsche ich allen Beteiligten .

  2. aviator
    20. Dezember 2012 um 8:40

    Sehr geehrte Frau Turnbull, ich teile Ihre Meinung, vermute aber, daß die vereinigte Staatsmacht keine Ruhe geben wird, bevor das Genz-Gelände nicht endgültig zur Ruinenlandschaft geworden ist.

    Ihnen ebenfalls ein gesegnetes Weihnachtsfest.

  3. gartenhausbewohner
    20. Dezember 2012 um 11:00

    Akzeptabel wenn jeder baut was er will… …ist es nicht.
    Zum Glück gibt es für mögliche Bebauungen einen gesetzlichen Rahmen. Ich fände es unglaublich, wenn aufgrund herbeigezauberter Argumente die genannten Schwarzbauten (ja, auch die bauliche Kleinkunst) nachträglich genehmigt werden würde. Da wäre dann ja jeder normale Bauantragssteller der dumme und mittelfristig würde ein solches Vorgehen einem unglaublichen Wildwuchs den Boden bereiten.
    Mein persönlicher Dank an die Gemeinderäte die mehrheitlich richtig handeln.
    Verständnisloses Kopfschütteln für die zustimmenden Gemeinderatsmitglieder!!!

  4. Armin Held
    20. Dezember 2012 um 11:30

    Das eigentliche Ziel nicht aus dem Auge verlieren Schließe mich den beiden ersten Vorrednern an. Bestimmt will hier niemand einen Kreuzzug im Namen der Gerechtigkeit führen, das Wort hat heute keinen guten Klang mehr. Aber es stimmt schon, je mehr man davon überzeugt ist, für die „Gute Sache“ zu kämpfen, desto mehr sollte man aufpassen, dass man nicht zu weit geht. Sonst wird die Kur am Ende noch schlimmer als die Krankheit.
    Immerhin: Ungefähr siebzig Prozent der „Schwarzbauten“ ließen sich relativschmerzfrei und umweltfreundlich entsorgen, wenn man bedenkt, dass weiße Marmor-Nackedeis nicht wirklich toll in eine bayerische Landschaft passen.
    Ansonsten bin ich der Meinung, Strafe muss sein, aber mit Augenmaß. Hier kann die Gemeinde ein Vorbild für Fairness geben, das zu einem guten „Gedenkstein“ für den ganzen Ort werden könnte. Leicht wird das wahrscheinlich nicht, aber es würde sich bestimmt lohnen. Denn bei allem Stress, der sich inzwischen bei einigen verständlicherweise aufgebaut hat, wollen wir doch das letztendliche Ziel nie aus den Augen verlieren: Der einzig wahre Sieg über unsere Feinde besteht darin, sie zu Freunden zu machen.
    Ich wünsche allen Verantwortlichen die Salomonische Weisheit, die hierfür wohl gebraucht wird.
    Liebe Grüße an alle Beteiligten!

    • quh
      20. Dezember 2012 um 19:49

      Der gute Wille Leider geht es ja bei Genehmigungsverfahren recht selten um freie Willens- oder Gewissensentscheidungen. Gerade beim Baurecht sind – anders als man das von außen oft meint – die Grenzen der Entscheidung recht eng gesteckt. Wenn beispielsweise der Gemeinderat ein Bauwerk im Außenbereich im Landschaftsschutzgebiet genehmigen würde, so würde dieser Entschluß sofort von der Aufsichtsbehörde (in erster Instanz das Landratsamt) kassiert. Im Innenbereich gibt es Spielraum, den hat der Gemeinderat dann auch genützt und die beiden Gebäude dort nachträglich genehmigt, obwohl sie unter Mißachtung von Gesetzen, Vorschriften und anders lautenden Bauanträgen gebaut wurden.

  5. Nicola Turnbull
    21. Dezember 2012 um 9:50

    Die Entscheidung des Gemeinderates ist sicher gerecht und rechtlich absolut in Ordnung . Und niemand wird behaupten , dass der erste Preis für Ehrlichkeit oder gute public relations an Familie Genz gehen sollte .
    Trotzdem ist es schade um die schönen Bauten – WAS könnte man da Tolles draus machen ! Allein die Traktorensammlung ! Ein einmaliges Museum könnte das werden , mit Rundweg vorbei an Klein Tirol , und an Silvester würde ich Gebimmel am Glockenturm mit Glühwein für alle veranstalten ….obwohl ” man ” mich für solche Ideen vielleicht verflucht , wenn auch nicht verklagt :-))
    Außer der Abrissfirma hat niemand etwas davon , wenn da alles platt gemacht wird – kurzzeitige Schadenfreude mancherorts nicht mitgerechnet .
    Ich wohne inzwischen weit weg , und die ganze Affäre tangiert mich im Grunde genauso wenig wie die Zerstörung der Buddha – Statuen von Bamiyan – aber die Welt wird nicht besser , wenn irgendwo etwas schönes vernichtet wird .
    GERECHTIGKEIT ist ein vornehmes Ziel , ich bin auch dafür .
    Aber WO in Deutschland geht es wirklich gerecht zu ?!
    Tja , ” wenn ich König von Berg wär ` ” , wüsste ich schon , wie ich den Radweg nach Farchach bezuschusse …..

  6. aviator
    21. Dezember 2012 um 16:25

    Wer unter euch ohne Sünde ist …. Sehr geehrte Frau Turnbull,

    die nunmehr bevorstehende, mittels staatlicher Gewalt durchzusetzende Zerstörung der Genz-Bauten ist eine moralische Bankrotterklärung. Der Haß auf Herrn Genz ist aber offensichtlich so groß, daß die Vernichtung der Bauwerke und die gnadenlose Demütigung des Erbauers beschlossene Sache zu sein scheint.

  7. Nicola Turnbull
    21. Dezember 2012 um 18:57

    Dear Aviator ich fürchte , Sie haben recht .
    Und da ich live miterleben musste , wie der Mörserturm verschwand –
    dieses einmalig schöne Bauwerk – bin ich dankbar , dass mir der Anblick weiterer Vernichtungsaktionen erspart bleibt .
    Natürlich ist der Erbauer selbst schuld an dieser ganzen Misere ,
    das ist die besondere Tragik hierbei .
    Aber die Welt wird DESWEGEN wahrscheinlich nicht untergehen 🙂

    • oskar maria graf
      21. Dezember 2012 um 21:40

      Fürwahr, welch Tragik! Da muss dieser aufrechte Mann, der nichts als ein bisschen Schönheit in die oberbayerische Landschaft bringen will, und diese Schönheit von den niederen Augen derer darum herum bewahrt, … ein Mann, der dafür sorgt, dass kritische Gemeinderäte in ihrer Existenz bedroht werden, der Beamten, die ihre Pflicht tun, von ihrer Karriere befreien will, der Journalisten, die die Wahrheit schreiben, mit Klagen überzieht, der sich jahrzehntelang um kein Gesetz des Staates, in dem er angeblich leben will, gekümmert hat, der alle paar Monate seine vollmundigen Versprechen bricht, dieser arme und doch so großzügige Mann, den man nicht mal mehr spenden lassen will, für den – ach! – nicht einmal Gesetze geändert werden, die besagen, dass man im Außenbereich nicht bauen darf. Gesetze, an die sich all die Dummen drumherum gehalten haben (oder ihre Gebäude eben wieder abgerissen wurden). Wie furchtbar leer die Landschaft drum herum. Sinnlos ohne Mauern, Statuen, kaum Glocken. Welch Tragik, welche Tränen, welch Weltkulturerbe Trutzburg wird hier von ignoranten, gesetzestreuen, ehrenamtlichen Gemeinderäten ohne jede Vision mit den Fingern ihrer Abstimmung in den Orkus gestoßen. Wie schön wäre das bayerische Oberland, wenn es von Türmen, Mauern, bronzenen Gesetzestafeln, Eliteuniversitäten und schlecht nachgemachten Statuen übersät würde … und endlich würden die Kühe überall zwischen den Statuen in roten Sandsteinburgen wohnen können statt in schnöden Ställen. Und endlich keine Gemeinderäte mehr, keine Journalisten (übrigens auch keine Blogs in denen unzensiert das Hohelied des großen Meisters gesungen werden kann) Nein, es gibt keine Gerechtigkeit mehr auf der Welt. Auch mir kommen die Tränen, sie fließen dahin, ein reißender Strom, der alles mit sich reißt.

    • jumbo
      21. Dezember 2012 um 23:49

      Auf den Punkt gebracht! Bravo, Oskar Maria Graf.

      Florian Gehlen

  8. QUH-Gast
    24. Dezember 2012 um 11:44

    Wie wär’s denn, anstatt Abbruch je nach Größe des jeweligen Schwarzbaus bis zu € 1 Mio. Bußgeld zu erheben? Das würde selbst den Unternehmer Genz finanziell nicht ganz unberührt lassen und der Gemeinde einen satten Extra-Haushalt ermöglichen.

    Ein Pragmatiker

    • quh
      24. Dezember 2012 um 11:56

      Theorie und Praxis lieber Praktiker. Am Praktischsten ist es, einfach Gesetze, die das Miteinander in einer modernen Demokratie regeln, ohne Ansehen der Person so anzuwenden, wie sie vernünftigerweise existieren. Ablasshandel ist in einem demokratischen Gemeinwesen nicht soooo verbreitet. Und damit frohe Weihnachten allen Bürgerinnen und Bürgern.