Der Termin steht: Am 20. Juli 2024 wird das neue Seebad in Unterberg eröffnet. Über einen schwimmenden Steg, der über den See um all die unzugänglichen Seegrundstücke herum führt, ist es direkt mit dem Erholungsgebiet Kempfenhausen verbunden. So jedenfalls hat es sich das “Public Planing Lab” der TU München ausgedacht. Ein Plakat für die Eröffnung im nächsten Jahr hat man gleich mitgestaltet.
Das Seebad Berg: Eröffnung am 24.6. 2024? (©TUM)
Das Seebad ist nur der Endpunkt einer viel größeren Utopie: Der durch Hecken verbaute Starnberger See soll der Allgemeinheit wieder zugänglich gemacht werden. Entstanden ist diese nur auf den ersten Blick allzu kühne Idee am Münchner Lehrstuhl für “Urban Design”, wo den angehenden Baureferendaren der Abschlussklasse die Lage in der Gemeinde Berg als Planungsaufgabe gestellt wurde.
Hintergrund ihrer Gedanken ist die Tatsache, dass zwischen Kempfenhausen und Berg der Zugang zum See für Nicht-Seegrundbesitzer fast unmöglich und durch hohe Hecken durchängig verbaut ist. Nur der neue “Seeabstieg”, den die QUH initiiert hatte, bietet hier eine angenehme Ausnahme. Zwar würde die Bayrische Verfassung Gestaltungsmöglichkeiten bieten: In Artikel 141 heißt es “Staat und Gemeinden sind berechtigt und verpflichtet, der Allgemeinheit die Zugänge zu den Bergen, Seen und Flüssen und sonstigen landschaftlichen Schönheiten freizuhalten und allenfalls durch Einschränkung des Eigentumsrechts freizumachen.”, doch praktisch hat sich noch niemand an diese Aufgabe gewagt. – So mag die Idee zum “schwimmenden” Steg entstanden sein, der vor den Grundstücken über den See führt. Für ihn gibt es ein bereits realisiertes oberbayrisches Vorbild!
Ausdrücklich verfassungskonform: Ein Steg, um den Starnberger See für alle “freizumachen” (©TUM)
Ein solcher Plan klingt zwar phantastisch, aber am Tegernsee ist er bereits Realität geworden. Auch in der Gemeinde Tegernsee war der Seezugang durch Privatgrundstücke größtenteils verwehrt. Die Gemeinde beschloss deshalb im Jahr 2009, vor den privaten Grundstücken einen Steg zu bauen. Es kam, wie es zu erwarten war: Erst gab es eine Protestwelle der Seegrundbesitzer, dann eine Klagewelle und schließlich ein Referendum, in dem sich die Tegernseer mehrheitlich für einen Steg aussprachen. Alle Klagen wurden zurückgewiesen. Jeder See steht juristisch dem “Gemeingebrauch” offen: Theoretisch darf eigentlich jede*r ein Seegrundstück betreten: “Zum Baden und Schwimmen darf grundsätzlich auch jedermann nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz (BayNatSchG) Ufergrundstücke in der freien Natur ohne behördliche Genehmigung und ohne Zustimmung des Grundeigentümers oder sonstigen Berechtigten unentgeltlich betreten (Art. 27 Abs.1 und 2 BayNatSchG).” Praktisch ist so etwas freilich schwer vorstellbar. Am Tegernsee wurde dieser Tatbestand in Architektur umgesetzt: 2013 wurde direkt vor die privaten Badestege der protestierenden Seegrundbesitzer ein hölzerner Steg gebaut, Heute ist der “Seesteg Tegernsee” ( https://www.mein-tegernsee.de/foto-des-tages-seesteg-tegernsee/1418/ ) eine der Hauptattraktionen des Millionärsdorfes.
Endlich für jede*n zugänglich: einer der schönsten Plätze des Voralpenlandes am Starnberger See in Unterberg
Bürgermeister Rupert Steigenberger war bei der Präsentation der Ideen im Januar in München persönlich anwesend. In einer Podiumsdiskussion äußerte er sich vorsichtig skeptisch, aber auch angeregt: “In jedem Plan steckt etwas, was durchaus Realität werden kann”. Die Unsterblichkeit wäre ihm sicher: Auch am Tegernsee heißt der Steg nach dem Bürgermeister, der ihn durchgesetzt hat: Janssen-Steg.
Am 16. März wird diese und andere Ideen der Planungsgruppe in Berg öffentlich bei einer Veranstaltung im Gasthof Die Post vorgestellt: https://quh-berg.de/16-3-ergebnispraesentation-public-planning-lab/ Wer sich im Vorfeld etwas detaillierter informieren möchte, kann dies unter nachfolgender Internetadresse www.arc.ed.tum.de/ud/public-planning-lab-isb/ bzw. über diesen QR-Code tun:
Direkt zu diesen und anderen Ergebnissen der Planungsgruppe kommen Sie hier: https://www.arc.ed.tum.de/ud/public-planning-lab-isb/public-planning-lab-2022/