Der Filmproduzent

Alfred Hürmer spielt in der AH des MTV Berg und schaut immer wieder gerne bei den Spielen der 1. Mannschaft zu. Seinen Beruf als Filmproduzent stellte er auch schon einmal bei BergSpektiven (damals noch MTV Unternehmerstammtisch) vor.


Alfred Hürmer

QUH: Alfred, wie wird man eigentlich Filmproduzent?
Alfred Hürmer: “Zu meiner Zeit musste man es werden wollen und tun. Eine Ausbildung gab es dafür an den Filmhochschulen nicht. Deshalb wurde ich ursprünglich als Kameramann ausgebildet. Heute kann man dies studieren. Aber auch dann ist man kein Produzent, denn es ist ein Studium und keine Berufsausbildung. Wie in vielen Berufen fängt man als Assistent an und durchläuft einige Stationen, bis man sich an den ersten selbst produzierten Film wagen kann. Diese Stationen sind üblicherweise Produktionsassistent, Produktionskoordinator, Produktionsleiter, Herstellungsleiter und dann Produzent. Der große Unterschied zu den vorherigen Stationen ist, dass man als Produzent nicht nur die finanzielle Verantwortung für einen Film hat, sondern man auch mit eigenem Geld ins Risiko geht.”

QUH: Was machst du denn so den ganzen Tag? oder: Wie sieht ein normaler Tagesablauf bei dir aus?
Alfred Hürmer: “Das hängt ganz davon ab. Ich suche verfilmbare Stoffe und lese etwa 150 Drehbücher im Jahr. Habe ich mich für ein Projekt entschieden, dann ist ein Tag oft mit Gesprächen mit dem Regisseur über die Besetzung und dem Aufwand der geplanten Produktion ausgefüllt. Zu einem späteren Zeitpunkt steht im Vordergrund die Finanzierung eines Projektes, also die Suche nach dem Geld. Das bedeutet Verhandlungen mit Sendern, Verleihern, Weltvertrieben und oft auch Koproduzenten. Ich verhandle und schließe die dazugehörenden Verträge ab. Wenn schließlich die Dreharbeiten für einen Film beginnen, dann bin ich am Drehort (der nie dort ist, wo ich mein normales Büro habe), organisiere mit den Mitarbeitern die Dreharbeiten, kümmere mich um die gute Stimmung bei den Schauspielern und dem Team und schlichte, wenn nötig, Differenzen.”

QUH: Ein schönstes/schlimmes/beeindruckendstes Erlebnis?
Alfred Hürmer: “Natürlich ist in diesem Beruf das Schönste, wenn der Film fertig ist, gut geworden ist und erfolgreich. Erfolgreich kann er beim Zuschauer sein, aber auch auf Festivals. Am liebsten natürlich wenn beides zutrifft. Das kommt aber nicht so oft vor. Das schlimmst Erlebnis ist, wenn der Film richtig schlecht geworden ist und auch das erlebt man in diesem Beruf oder wenn ein Koproduzent plötzlich seinen zugesagten finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommt. Das beeindruckendste Erlebnis ist die Zusammenarbeit mit großen Regisseuren wie zum Beispiel mit Claude Chabrol, Helmut Dietl oder vor längerer Zeit mit Marcel Carné. Sie können Ihre Geschichten so erzählen, daß man etwas von sich selbst und für sich lernt. Das halte ich für eine große Kunst.”


Alfred beim letzten Dreh mit den beiden Hauptdarstellern Miriam Stein und Stanley Weber neben ihm

QUH: Was ist das Besondere daran, diesen Beruf in Berg auszuüben?
Alfred Hürmer: “Besonders ist, dass man in Berg in einer paradiesischen Umgebung lebt und das merkt man auch den hier lebenden Menschen an. Diese schönen Lebensumstände helfen mir aber auch in meinem Beruf.”

QUH: Dein Traumberuf? Oder: Was wolltest du eigentlich werden?
Alfred Hürmer: “Ja, es ist mein Traumberuf. Ich wollte immer “zum Film”. Deswegen bin ich nach dem Abitur an die Filmhochschule in Brüssel gegangen. Nach einigen Jahren als Kamermann für z.B. Edgar Reitz habe ich für mich entdeckt, dass Produzieren noch interessanter ist. Es ist ein Beruf mit so vielen Facetten. Wir sind eng mit den künstlerischen Entscheidungen verbunden, sind Kaufleute, halbe Juristen und Psychologen. Jeder Film bringt neue Herausforderungen. Also, dieser Beruf ist sehr vielfältig, macht viel Freude, aber als Selbstständiger ist man nicht so abgesichert, als wenn man in einer Festanstellung wäre.”

QUH: Bist du politisch aktiv?
Alfred Hürmer: “Filmpolitisch ja, sonst nicht. Ich verstehe mich aber als politischen Menschen, der sich für das, was in der Welt passiert, interessiert und auch oft aufregt.”