Das 22. Bäumchen: der schönste Baum der Gemeinde

Heute, am 4. Advent, gibt es keine Geschichte zum Baum, denn wir wissen schlechterdings keine. Dafür handelt es sich um den schönsten Baum, den wir auf unseren Fahrten und Wanderungen durch die Gemeinde gefunden haben: Es ist eine Eiche, die abseits der Wege auf einer Quh-Weide bei Aufhausen steht und so mächtig ist, dass sie – trotz all ihrem Gewicht – über der Landschaft zu schweben scheint.

Ein Baum als Naturgewalt: Die Eiche von Aufhausen

Was für alle Bäume gilt, gilt für diesen insbesonders: ein einziger Baum kann den Sauerstoffbedarf von circa einem Dutzend Menschen decken. Bis zur Industrialisierung war so das Gleichgewicht zwischen CO2 produzierenden Menschen und Pflanzen, die aus diesem CO2 Nährstoffe und Sauerstoff produzieren gegeben. Es gibt Rechnungen, nach denen ein einziger Baum pro Stunde 1 Kilogramm Sauerstoff produziert. Der Anteil an Sauerstoff in der Luft liegt bei über 20%, der von CO2 derzeit bei etwa 0,04% (vor der Industrialisierung – also als diese Eiche auch schon ein paar Jahrzehnte alt gewesen sein dürfte – lag es unter 0,03%).

Als dieser Baum zu wachsen begann, lag die Industrialisierung noch in weiter Ferne

Den schönsten Baum von Berg, der sich selbst schon einen kleinen Hügel “erwachsen” hat, auf dem er thront, finden Sie, wenn Sie in Aufhausen Richtung Sibichhausen abbiegen, dann den nach ein paar hundert Metern (auf der Höhe des Bauernhofs) im spitzen Winkel nach links abbiegenden Feldweg nehmen. Dort am Ende einer Halballlee steht einsam und allein, im Sommer nur von Kühen bewundert unser schönster Baum der Gemeinde. Geschätztes Alter: mindestens 350 Jahre. Er stammt also aus dem 17. Jahrhundert. Das war zu einer Zeit, als es noch nicht einmal einen bayerischen König gab (Bayern wurde erst 1806 zum Königreich).

Die QUH wünscht allen Lesern einen schönen 4. Advent und allen Bäumen ein langes Leben. Den heutigen Baum finden Sie in der digitalen Welt hier: https://www.google.de/maps/@47.9425176,11.361799,315m/data=!3m1!1e3 . 

Dass gerade die Eiche zum mythischen Baum der Deutschen geworden ist, hat übrigens auch der Dichter Friedrich Rückert nie verstanden.

Die deutsche Eiche

Wie ihr zu dem Wahn gekommen,
Deutsche, daß für euern Baum
Ihr die Eich’ habt angenommen,
Zu begreifen weiß ich’s kaum.

Sie ein Bild von euerm Reiche?
Welch ein krüpplig Jammerbild!
Denn verkümmert wie die Eiche
Wächst kein Baum im Lenzgefild

Warum nicht, die höher strebet,
Buche mit dem Riesenschaft;
Oder die so zierlich schwebet,
Birke, säuselnd geisterhaft?

Beide, die dem Blick zu Troste
Schmückt der Lenz mit frühstem Laub,
Das nicht zittert vor dem Froste,
Dem die Eiche wird zum Raub.

Und dann nagt der Maienkäfer
Scharf dem Maienfroste nach;
Und dem armen deutschen Schäfer
Bleibt ein spärlich Schattendach;

Wo im hohen Sommergrase,
Hohes träumend, er sich streckt;
Bis im Herbstwind auf die Nase
Fallend ihn die Eichel weckt.

Friedrich Rückert