Corona und die Polizei

In diesen Tagen fällt es häufig schwer, genau zu verstehen, was wann in welchem Fall erlaubt und verboten ist. Wie viele Menschen dürfen einen bestimmten Laden betreten, mit wie vielen kann ich Joggen gehen oder Fußball spielen, darf ich überhaupt an der frischen Luft ein Bier trinken und wenn ja, mit wie vielen – und wo genau? Einige Menschen sind der Regeln müde geworden, andere wollten sich noch nie daran halten. Und hier kommt die Polizei ins Spiel. Wie ist und war die Corona-Zeit für die Polizisten und Polizistinnen? Wir fragten unseren “Oberpolizisten” Polizeirat Bernd Matuschek, den Dienstellenleiter der Polizeiinspektion Starnberg.

Bernd Matuschek, Dienststellenleiter der PI Starnberg

QUH: Herr Matuschek, Sie leiten die Polizeiinspektion Starnberg. Für welche Bereiche sind Sie genau zuständig?
Bernd Matuschek: Die Polizeiinspektion (PI) Starnberg ist für die Stadt Starnberg und die Gemeinden Berg, Pöcking, Feldafing und Tutzing zuständig. In dem Dienstbereich leben über 50.000 Menschen. Daneben hat die PI Starnberg auch die wasserschutzpolizeilichen Aufgaben für den Starnberger See zu übernehmen und ist somit für den gesamten Starnberger See verantwortlich. Für die wasserschutzpolizeilichen Aufgaben stehen zwei Boote zur Verfügung.

QUH: Gab es seit dem ersten Lockdown viele coronabedingte Einsätze? Gibt es besonders problematische Stellen? Wie steht unsere Gemeinde Berg im Vergleich da?
Bernd Matuschek: Coronabedingte Einsätze waren sehr zahlreich. Seit März 2020 waren das mehrere Hundert Einsätze. Die Zahl der gefertigten Anzeigen gegen Corona-Vorschriften beträgt aktuell etwas über 500.

QUH: Wie steht unsere Gemeinde Berg im Vergleich da?
Bernd Matuschek: Die Gemeinde Berg ist die drittgrößte Gemeinde im Dienstbereich und nimmt auch den dritten Platz bei den Corona-Einsätzen ein, knapp hinter Tutzing. Hotspots waren die jeweiligen Bereiche um und an den Stegen sowie Parkanlagen.

QUH: Wurden bestimmte Stellen – zum Beispiel Stege – aktiv durch die Polizei kontrolliert oder rückten Sie nur aus, wenn es Anzeigen gab?
Bernd Matuschek: Es gab Zeiten, da fuhren die Kollegen von einem Einsatz zum nächsten, weil uns viele Anrufe der Bevölkerung erreicht haben. Die Zahl der an uns gemeldeten Verstöße ließ oftmals keine Möglichkeit, eigeninitiativ tätig zu werden. Zur Bewältigung der Lage wurde die Anzahl der Streifendienste temporär erhöht. Zudem bekamen wir auch Unterstützungskräfte von der Bereitschaftspolizei und dem Einsatzzug aus Fürstenfeldbruck unterstellt. Wenn Kapazitäten frei waren, wurden natürlich schon die Hotspots vermehrt kontrolliert. Aber man kann nicht überall gleichzeitig sein.

QUH: Gab es mehr Verstöße gegen die Kontaktbeschränkungen oder gegen die Ausgangssperre?
Bernd Matuschek: Verstöße gegen die Ausgangssperre/Ausgangsbeschränkung lassen sich viel leichter feststellen, deshalb liegen die Verstöße gegen Kontaktbeschränkungen weit zurück. Zudem muss man sagen, dass die Polizei ja nicht eigeninitiativ an Haustüren geklingelt hat, um die Kontaktbeschränkungen zu überprüfen.
Auf die Kontaktbeschränkungsverstöße wurden wir in aller Regel von anderen Bürgern hingewiesen. Zumeist spielten hier Ruhestörungen und erhöhter Alkoholkonsum eine Rolle.

QUH: Sind die Leute einsichtig oder haben Sie es manchmal auch mit sogenannten Aluhüten zu tun?
Bernd Matuschek: Der große Teil der Bürger ist sehr einsichtig und meines Wissens hat kein Kollege:in einen Aluhut bei einem Einsatz gesehen.
Man hatte es aber zuweilen schon mit einigen wenigen Menschen zu tun, deren Argumentationskette sehr realitätsfremd erscheint.

QUH: Sie tragen ja bei den Einsätzen und auch im Auto Masken – gibt es weitere Veränderungen im Alltag von Polizeibeamten?
Bernd Matuschek: Wir tragen unsere Masken nicht nur im Dienstfahrzeug sondern auch im Dienstgebäude. Lediglich wenn man sich in seinem Büro am Arbeitsplatz befindet, darf man die Maske abnehmen. Selbstverständlich halten wir uns, wie alle anderen auch, an die Corona-Vorschriften. So ist momentan der gemeinsame Dienstsport in unserem Sportraum nicht gestattet.

QUH: Ist man durch Corona psychologisch mehr gefordert?
Bernd Matuschek: Ob wir psychologisch mehr gefordert sind als sonst, möchte ich nicht behaupten.

QUH: Gingen vielleicht manch andere Delikte eher zurück??
Bernd Matuschek:  Laut unserer Kriminalstatistik hatten wir einen spürbaren Rückgang solcher Delikte, die zumeist in der Öffentlichkeit stattfinden. Als Beispiele nenne ich hier den Bereich der Sachbeschädigungen und der Körperverletzungen.

QUH: Vielen Dank für das Interview, Herr Matuschek!

 

Kommentieren (1)

  1. A.K.
    13. März 2021 um 11:22

    Die Polizei “dein Freund und Helfer”, so habe ich das in meiner Jugend gelernt.

    Jetzt werden Jugendliche gejagt, behandelt wie Schwerverbrecher. Weil sie sich trotz Verbot treffen, um nicht zuhause hinterm Computer und beim Homeschooling verrückt zu werden. Herr Söder sagte so schön, “Wir sind hier ja nicht in China!”. Nun ich frage mich schon, ob hier noch die Verhältnismäßigkeit stimmt. Eine klare Ansage nach Hause zu gehen, etwas Verständnis für Pandemie-geplagte VIERZEHN-Jährige, vielleicht sogar ein offenes Ohr oder eine Info an die Eltern. Statt dessen werden Bußgelder verhängt, die kein Vierzehnjähriger zahlen kann.

    Ich denke: ” JA! Wir sollten uns alle psychologisch gefordert fühlen, um in diesen Zeiten nicht unseren gesunden Menschenverstand oder gar unser Mitgefühl zu verlieren.”

    Die Polizei Präsenz ist ja gut, aber vergessen wir nicht, dass wir Menschen sind, auch Jugendliche.