Corona is in the house – ein Bericht einer (halb) positiven Familie in Quarantäne

Das Virus kommt jeden Tag näher, ist längst in Berg angekommen. Man hört jetzt die Nachrichten von Freunden: Die oder der sei getestet worden. Die einen negativ, einige auch positiv. – Wie aber fühlt es sich an, wenn man in der Familie CoVid 19-Fälle hat? Wie lebt man miteinander, wie organisiert man den Haushalt? Vor allem, wenn Teile der Familie vom Virus betroffen sind, andere nicht. Und der Hund muss trotzdem raus? – Eine Berger Familie schildert uns eindrucksvoll – und auch um allen etwas Angst zu nehmen – ihren Alltag hinter den vom Virus verschlossenen Türen. 

Selbst genähte Masken (Foto: Susanne Nunn)

“Wir haben auf einmal so viel mehr Zeit …
Wir haben auf einmal weniger Raum! …
Wir sind ein Coronaquarantäne-Haushalt.
So beginnt jetzt die Geschichte unserer Familie in Berg, die seit 3 Wochen eine neue Form des Zusammenlebens probt, proben muss.
Wir beschlossen, als sich die Infektionskrise  zuzuspitzen begann, unsere Kinder nach Hause zu bitten – “ob wir nicht etwas übertreiben?” –, aber sie kamen noch rechtzeitig, bevor die Flughäfen und Grenzen schlossen. Dann drohte die Ausgangssperre, und die Partner der Kinder gesellten sich dazu. So sind wir zu einer Gruppe von 7 Erwachsenen und einem Hund angewachsen.
Ein leichter Schnupfen hier, ein bisschen Husten da, nichts besonders Auffälliges im Frühjahr mit den bekannten Temperaturschwankungen? … – bis zu dem Tag vor zwei Wochen, an dem ein Mitglied über Kopfweh und Halsschmerzen klagt und am darauffolgenden Tag leicht erhöhte Temperatur bekommt …- Coronaalarm! Der Test verlief positiv, und das Ergebnis kam umgehend.
Der Rest der Familie ist sofort in Alarmbereitschaft.
Das Gesundheitsamt ordnete einen Gruppentest an. 2 Tage später: 3x positiv, 4x negativ … -und das trotz 3 x Doppelzimmer und generell enger häuslicher Gemeinschaft.–> Quarantäne für alle!
Wir verstehen die virale Entwicklung nicht! Das hochansteckende Virus will sich hier nicht komplett verbreiten. Ein Segen? Ein Fluch? Wir wissen natürlich nicht, wie jeder einzelne Körper damit umgehen wird, hoffen aber natürlich auf einen ähnlich harmlosen Verlauf wie bei den anderen und damit auf eine gute Immunisierung, denn dass wir einer Ansteckung entgehen, ist unwahrscheinlich.
Bis heute, Tag xx seit Ausbruch, keine Veränderung der familiären Fallzahlen.
Neben einer virusbedingten Kurzatmigkeit war das fremdartigste Symptom: der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns. Beides baut sich aber langsam wieder auf!
Jeder hört täglich aufmerksam in sich hinein, doch wirkliche Symptome können wir ‘Noch-nicht-Infizierten’ nicht feststellen. Ohne Symptome macht ein Test jedoch keinen Sinn, und man möchte ja auch das System nicht unnötigerweise überlasten.
Versorgungsprobleme gibt es Gott sei Dank noch keine. Die Vorratshaltung deckt Einiges ab, und täglich übernehmen Freunde und Nachbarn den Einkauf von Frischwaren. 7 hungrige Erwachsene und ein Hund: Da geht schon was.
Unser liebes Nachbarsmädel führt pflichtbewusst jeden Nachmittag unseren Hund aus … eine neue Freundschaft … und: Wie erkläre ich Quarantäne dem Hund?
Die Küche ist ständig belagert. Gekocht wird wie der Teufel: Ein gutes Essen hält immer noch Leib und Seele zusammen, und ein Gläschen Prosecco hebt die Stimmung! Es wird viel und phantasiereich gespielt, gelesen, gestrickt und genäht. Der Garten fürs Frühjahr hergerichtet, ein Hochbeet angelegt. An Schlechtwettertagen droht der Hausputz, die alte Bügelwäsche, ausmisten und ordnen.
Bewerbungsgespräche, Schulunterricht und Uni laufen besser oder schlechter online ab, aber stehen nicht still. Das Abi zu verschieben, war das eine gute Ansage? Die Lehrer handhaben die Wissensvermittlung online völlig individuell … teilweise in Online-Unterricht, teilweise jedoch auch sehr lapidar nur mit Arbeitsblättern und wenig Hilfestellung … Die Eigenverantwortung in Sachen Abiturvorbereitung ist gerade schon sehr groß!
Der Familienvater im Homeoffice, Gott sei Dank möglich, auch nicht für jede Berufsgruppe.
In der Krise merken wir jedoch, wie priviligiert wir hier an unserem Wohnort diese Situation durchleben dürfen: Wir haben viel Platz, viel frische Luft um uns herum, einen Garten, eine noch weitgehend gesicherte Versorgung und ein helfendes Miteinander.
Und natürlich ist nicht immer alles eitel Sonnenschein, natürlich gibt es innerhalb der engen Gruppe Spannungsfelder, wenn so viele Menschen ungewollterweise seit 3 Wochen zusammenleben, davon  fast 2 Wochen in und ums eigene Haus.
Das Terrain und die Ausstattung werden erhöht beansprucht, der Lärmpegel steigt, und die gewohnten Abläufe ersetzen gruppendynamische Prozesse … höflichst formuliert !
In der 1. Woche hatte bereits eine unserer Töchter eine Liste geschrieben : “Regeln des harmonischen Zusammenlebens – die Liste kann individuell ergänzt werden!” Wir haben es nicht übertrieben, aber jeder hat so seine Vorstellungen.
Eine Zeitlang ist dieser Ausnahmezustand lustig, familienförderlich oder nicht, aber bald werden wir uns intern und die Gesellschaft an sich sich wieder nach der gewohnten Normalität zurücksehnen.
Viele Videoclips, Rätsel, YouTube-Videos füllen unsere Speicher und versuchen, uns zu unterhalten und informieren… – gibt es tatsächlich so viel freie Zeit ,so viel Langeweile … Langeweile ist wichtig, damit kreative Prozesse in Gang kommen, das wurde uns schon im Kindergarten gelehrt … zahlreiche innovative Hilfsprojekte entstehen, an denen man sich beteiligen oder sie unterstützen kann. Bravo für all die guten Ideen – shame on you, die daraus ihre reine Profitgier stillen.
Hoffentlich gibt es bald einen leicht zugänglichen Antikörpertest, damit wir uns spekulationsfrei über Ansteckungsrisiken im öffentlichen Raum bewegen können. Damit diejenigen, die die Infektion gut überstanden haben, zur Normalität zurückkehren und diejenigen unterstützen können, die Hilfe benötigen, bis es einen Impfstoff gibt, der alle schützt.
Ich wünsche mir auch Forschungsergebnisse über die virologische Entwicklung und Immunität – das Leben ist doch ein einziges Wunschkonzert!
Bleibt’s weitgehend gesund oder durchlauft einen harmlosen Infektionsweg.
Respektiert die Vorsorgemaßnahmen zum Schutze aller, vor allem der Risikogruppen.
So hoffen wir doch alle, baldmöglichst zu einem reformierten Neustart zu gelangen..
Liebe Grüße aus der Coronagruppe”
Danke! – Wir (und sicher auch alle Leser) wünschen alles erdenklich Gute!
Zu den fortlaufend aktualisierten Corona-Tips aus Berg geht es hier: https://quh-berg.de/handreichung-zu-ladenoeffnungen-und-dienstleistungen-in-der-gemeinde-berg/