Berg auf dem Weg zur Armensiedlung – die 21. Sitzung des Berger Gemeinderates

Was haben die wichtigsten sozialen Einrichtungen in dem Millionärsdörfchen Berg, nämlich, das Rathaus, die Schule und der größte Verein miteinander gemeinsam? – Richtig! Sie sind alle mehr oder weniger und provisorisch in Containern untergebracht. Davon soll es jetzt an signifikanter Stelle am Ortseingang noch mehr geben … wenn es nach dem Willen der Gemeinderatsmehrheit geht. Der Reihe nach:


Neuester Erweiterungsbau am Rathaus: auch das Bauamt wurde diese Woche mit Containern erweitert

Zunächst Ankündigungen und Anfragen: am 17.12. wird es im Berger Rathaus eine Infoveranstaltung für interessierte Windkraft-Investoren geben. Später in der Sitzung wurden die Gesellschaftsverträge für die zu gründende Betreibergesellschaft abgesegnet. Am Freitag ist Termin beim Notar.

Außerdem werden an der Assenbucherstraße in Leoni die Büsche ausgeschnitten, sodaß – eine alte Forderung der QUH – endlich wieder Sichtachsen zum See geschaffen werden. GR Ammer regte an, ähnliches auch am Bismarckturm zu versuchen, wozu mit dem Eigentümer, der Stadt München, gesprochen werden muss.

GR Sebald (EUW) kritisierte eine weitere Ungerechtigkeit bei der Berechnung des Abwasserentgeltes: während Landwirte kräftig für ihre versiegelten Flächen zur Kasse gebeten werden, wenn sie Wasser auf Straßen leiten, bekommen sie keinen Cent dafür, dass sie auf ihren Flächen das Wasser versickern, das von den Straßen abfließt. Eine Landwirtschaftsklausel gäbe es nicht. Achselzucken.

Dann stellte der MTV – endlich!, darf man sagen – ein Konzept für die Weiterplanung des Trainingsgeländes von Berg Nord vor.


Ewiges Provisorium: Umkleidecontainer beim MTV Berg am Lohacker

MTV-Chef Andi Hlavaty (CSU) erläuterte, dass der MTV der mitgliederstärkste Verein der Gemeinde sei. Er legte beeindruckende Zahlen vor: Fast 1400 Mitglieder, davon über 500 Turner, die keine eigene Sportstätte haben. Am Trainingsgelände des MTV gibt es deshalb ein Baufenster für ein Sportfunktionsgebäude, in dem für gut 1 Million Investition eine Turnhalle, die Geschäftsstelle, vier Umkleiden und – ganz wichtig – sogar Toiletten für Sportler und Zuschauer untergebracht werden könnten. Ein Viertel der Kosten könnten die Turner bekanntermaßen selbst tragen. Eine Containerlösung wurde auch vorgestellt: Kostenpunkt: 94.000€ für ein hässliches Provisorium.

BM Monn nannte die Situation am Gelände “eine Misere”, doch da völlig ungelöst sei, ob das Rathaus gegenüber einen Platz finden kann, wollte er sich auf eine “große” Lösung nicht einlassen. Er schlug vor, 80.000€ in den nächsten Haushalt für Container einzustellen. Die Räte folgten diesem Vorschlag mehrheitlich. Allein GR Ammer (QUH) fühlte sich derart “an Indien” erinnert und stimmte gegen den Containerkompromiss. Ein wenig mehr “Lobbyarbeit” hätte dem MTV wahrscheinlich nicht geschadet.

Berg wird seinen Charakter als Containerdorf also bald auch am Ortseingang präsentieren. Schlimmer: Die vielen hundert MTV-Turner haben weiterhin keine Heimat. Immerhin gibt es dann beim größten Verein der Gemeinde für alle Fußballkinder, Schützen, Skater und Trainierer mehr als 1 (in Worten: ein) Dixieklo.


Nein, kein Lager, sondern Grundschulcontainer bei Biberkor … nach langer Nutzung wird die Grundschule nun gebaut

Dann zeigte der Rat seine menschliche Seite. Ein Haus am Ebrachweg, das zumindest seit 1923 mit einer gültigen Baugenehmigung steht, soll – nach Ansicht des Landratsamtes – wegen eines neuen Dachstuhles keinen Bestandsschutz mehr haben. Die Verwaltung folgte in ihrer Abwägung dieser Rechtsauffassung. Dagegen gab es aus allen Fraktionen Proteste und Vorschläge, wie man mit dieser juristischen Absurdität umgehen könnte. Wie durch ein Wunder war nach eingehender Diskussion auf dem Beschlußvorschlag der Verwaltung das Wörtchen “nicht” verschwunden. Dem nachgereichten Bauantrag wurde einstimmig nicht “nicht” stattgegeben.


Unser Dorf soll schöner werden: Bergs gepflegtester Container ist ausgerechnet das Obdachlosenheim am Marstall, um das sich die Bewohner – ganz ohne Zuschüsse – rührend kümmern

Kommentieren (2)

  1. Margot Stieglmeier
    27. November 2014 um 11:34

    Unser Dorf soll schöner werden klar deshalb stellt man diese Monster dem Nachbarn vor die Nase, wie Herr Monn schon 2011 berichtet hat. Für seine Bevölkerung ist es Provokation ein wesentlich kleiners Windrad aufzustellen. Die Nachbarn sind ja Menschen zweiter Klasse, die können den Diso-Effekt ja leichter ertragen. Im übrigen schützt uns euer Bürgermeister nur vor dem Wildwuchs, wo ist da jetzt bitte das Florian prinzip. Eindeutig auf Bergers Seite. Wegen der Windradbeteiligung, da mach ich mir doch von den Scheinchen lieber ein Feuer, wenigsten kann ich dann kurz meine Hände wärmen und weg ist das Geld sowieso.

    https://www.facebook.com/video.php?v=976646322352620

  2. QUH-Gast
    27. November 2014 um 19:43

    Nicht nur schöner, sondern auch billiger! Auf Gegenwind Starnberg findet man ein dolles Video zur Wertvernichtung durch WKAs (welche es selbstverständlich offiziell nicht gibt). Aber man muss gar nicht so weit gucken, es reicht sogar der Immobilienscout: Gar auffallend viele Ladenhüter aus Neufahrn sind dort angepriesen, am lustigsten: Claudia Bader’s Doppelhaus – “Oase der Ruhe” !!!!!!!

    Viel Spaß!