A late evening in the future
Im Nachhinein war es doch ein ziemliches Wagnis, Becketts “Das letzte Band” ausgerechnet in einem Wirtshaussaal auf die Bühne zu bringen – aber es funktionierte. Allerdings wäre gleich die Intro beinahe schiefgegangen – Bierbichler, noch nicht ganz in den alten Zausel Krapp verwandelt, kam durch den Saaleingang herein, nahm wortlos seinen Platz auf der Bühne ein und musste feststellen, dass noch Getränke serviert wurden. Kurz beobachtete er, dann ging er freundlich-autoritär dazwischen: “Kaske, das war zu früh! Licht an, bis alle Bedienungen fertig sind.” Das ging denn auch recht schnell, und Bierbichler schaffte es als Herr der Pausen, sich durch beharrliches Schweigen Ruhe und Aufmerksamkeit zu verschaffen, seine kleine Multimediaecke aufzubauen und die in Becketts sehr exakten Regieanweisungen vorgeschriebene Banane zu verspeisen. Wundersam die Wandlungen, die Bierbichler vollzog – zunächst alterte er coram publico, indem er sich bedächtig einen Schnurrbart anklebte, ein Toupet aufsetzte und sich einen Bauch vor den Bauch schnallte, um wiederum sogleich verjüngt per Video zu erscheinen und dann im Laufe des Stücks angesichts der Erinnerungen Teile der Camouflage wieder abzuwerfen. Zum Dahinschmelzen auf dem Video: “Ihre Augen waren nur Schlitze, der grellen Sonne wegen. Ich beugte mich über sie, damit sie im Schatten wären, und sie öffneten sich. Pause. Leise: Ließen mich ein.” Just in dem Moment, als er Spule neun ankündigte, schlug die Kirchturmuhr neun Mal. Ganz besonders: der Gesang. Das war Dorftheater der anderen Art. Danke für den Vorstoß!