Asyl in Berg: Paten-Paare 2 – Rashid und Bernhard

Susanne Polewsky vom Helferkreis Asyl und Integration schickte uns die zweite Folge der Reihe “Paten-Paare” – diesmal geht es um Rashid und Bernhard – und eine Wohnungssuche. Wr veröffentlichen den Text ungekürzt.

Ein Paten-Paar: Bernhard und Rashid

„Patenschaften“ sind ein Kernstück unserer Aktivitäten im Asylhelferkreis Berg. Dabei ist ein intensives 1:1-Unterstützungssystem entstanden: Möglichst jeder Gast hat seinen persönlichen Ansprechpartner. Wir stellen Ihnen einige dieser „Paare“ vor, damit Sie einen Eindruck von den Aufgaben und Möglichkeiten der Unterstützung bekommen. Und vielleicht haben Sie ja Lust, mitzumachen – wir brauchen immer Helfer!

2. Rashid & Bernhard

Rashid ist erst 19 Jahre alt. Seine Lebensgeschichte dafür eigentlich zu lang und zu dramatisch: aufgewachsen als Nomadenkind in Somalia, auch dort schon auf der Flucht vor Gewalt. Seit dem 11. Lebensjahr Vollwaise. Eine Odyssee durch die nordafrikanischen Länder: Von der Pflegefamilie in Äthiopien verstoßen. Im Sudan als illegaler Arbeitsuchender ins Gefängnis geworfen. Zu Fuß durch die Sahara. Von Libyen im Schlauchboot übers Mittelmeer. Von Lampedusa durchgeschlagen bis nach Deutschland. Und hier schließlich zwischen verschiedenen Bundesländern hin und hergeschoben.

Rachid auf dem Eis

Seit Frühjahr 2016 lebt Rashid im Flüchtlingscamp in Berg. Weil sein Aufenthaltsstatus ungeklärt war, erhielt er die ersten Monate kein Geld und durfte auch keine Schule besuchen. Durch die Bemühungen des Helferkreises gelang es dann, ihm die Bedingungen für einen Weg in die Zukunft zu schaffen. Er erhielt einen Platz in einer der neu eingerichteten „Berufsintegrationsklassen (BIK)“ an der Berufsschule Starnberg. Und zugleich erhielt er nun auch einen individuellen Paten – das war Bernhard.

Heute spricht Rashid schon gut Deutsch. An der Berufsschule Starnberg bereitet er sich auf den Mittelschulabschluss vor. In verschiedenen Praktika hat er Gelegenheit, in Berufe hineinzuschnuppern. Sein Pate Bernhard unterstützt ihn: beim Deutschlernen, bei den Hausaufgaben, beim Verstehen und Ausfüllen von Unterlagen und Anträgen, beim Finden von Praktikumsstellen. In der Regel sehen sie sich dreimal pro Woche. Rashid kommt öfter zum Kaffeetrinken oder Mittagessen vorbei und hilft Bernhard auch mal im Garten. Sie haben, wie Rashid sagt, „Spaß zusammen“. Allerdings, so Bernhard: „Viel Zeit verbringen wir damit, die amtlichen Schreiben der Behörden zu verstehen – Landratsamt, Jobcenter, Schule, Krankenkasse. Das Leben in Deutschland ist nicht einfach.“

Rashid ist der einzige Somalier in Berg. Er kommt gut klar mit den anderen Ländergruppen, wohnt mit Pakistani zusammen, spielt Fußball mit den Afghanen. Er hat aber auch in München und Umgebung neue somalische Freunde gefunden. Die trifft er gern in seiner Freizeit, zum Reden und Kartenspielen.

Rashid möchte sehr gern hierbleiben. Er weiß aber nicht, wie es weitergeht. In seinem Asylverfahren hat er ein befristetes Abschiebeverbot bekommen. Weil er in Somalia zwei Brüder hat, für die er sich verantwortlich fühlt, plant er eine mögliche Rückkehr nach Afrika ein – aber nicht direkt nach Somalia, eher in eines der Nachbarländer. Daher überlegt er auch sehr genau, welche Berufsausbildung für ein Leben in der Heimatregion taugt. Hier in Deutschland stehen ihm aber erstmal viele Wege offen. In seinen ersten zwei Praktika hat er offenbar sehr guten Eindruck hinterlassen. Die Chefs würden ihm, wie sie sagten, einen Ausbildungsplatz geben.

Sein größter Wunsch derzeit: eine eigene kleine Wohnung hier im Raum Berg! Im Camp wohnt Rashid zusammen mit vier anderen Menschen auf 50 qm. Da ist es immer unruhig und laut – verständlich bei unterschiedlichen Lebensformen und Schlafrhythmen. Er schläft schlecht und ist daher morgens nicht richtig fit für die Schule. Gern würde er auch mit seinem pakistanischen Freund aus dem Camp ein kleines Appartement teilen. Vielleicht versteckt sich ja ein neues Zuhause noch in einem Berger Adventskalender …?