Mit dem Tod des Königs ist die Tragödie noch lange nicht beendet. Wahrscheinlich werden die Leichen von König Ludwig II. und Dr. Gudden zuerst in die fast einen Kilometer entfernte Bootshütte des Fischers Lidl (Seestraße 11) gebracht. Einer anderen Theorie nach werden sie in das näher gelegene Badehaus des Schlosses transportiert. Die Regierung läßt dieses jedenfalls noch am gleichen Tag abreißen.
Um 2 Uhr Nacht erfährt es die Presse: Extrablatt – Der König ist todt!
Die Starnberger Gerichtskommission, die spätestens gegen 2 Uhr nachts am Unglücksort eintrifft stellt angesichts des königlichen Leichnams fest: “Über Verletzungen … ist negativer Befund zu konstatieren.” Bei Dr. Gudden findet man hingegen Schlag- und Kratzwunden, ein Fingernagel ist abgebrochen; man findet ihn am Mantel des Königs wieder.
Die Totenmasken von König Ludwig (links) und Dr. Gudden (samt der Beule über dem rechten Auge)
Fraglich ist freilich, ob es eine unabhängige Untersuchung der Leichen gegeben hat. Der Oberlamtgerichtsrat Arnold beschwert sich: “Dem Amtsarzt war es nicht gestattet, die Leichen aufzudecken, geschweige denn auf die Todesursache hin zu untersuchen. Es wurde von ihm nur erwartet, daß er den bereits mehrfach konstatierten Tod nochmals bestätigt.”
Um 6 Uhr morgens wird Ludwigs Bruder Otto I. zum König erklärt und wegen dessen Regierungsunfähigkeit ihr Onkel Kronprinz Luitpold als Prinzregent eingesetzt.
Auszug aus dem regierungstreuen Sterbebuch der Pfarrei Aufkirchen: unter No. 16 ist vermerkt: “Seine Majestät Ludwig II”, Beruf “König v. Bayern”, unter Todesursache rechts: “Hat sich in seiner Geisteszerrüttung selbst in den Tod gestürzt.” / Bei N.. 17 “Dr. Bernhard von Gudden” steht “Ist bei dem Versuch, den König zu retten, ertrunken.”
Während die Berger Unglücksstelle gut 10 Mal von unterschiedlichen Kommissionen mit unterschiedlichen Ergebnissen untersucht wird, nimmt die Berger Bevölkerung Abschied vom König. Der Zutritt zum Schloß ist bei den chaotischen Zuständen ungehindert möglich. In München wird Prinzregent Luitpold “Königsmörder” gerufen; Preußen sichert ihm im Falle eines Aufstandes zu, “jeden Schutz zu gewähren”.
Die genaueste Skizze der Spuren am Unglücksort stammt vom Bezirksbautechniker Franz Xaver Haertinger, der den Ort als letzter untersuchte
Am Ufer finden sich die Schirme von Dr. Gudden und König Ludwig, sowie der Mantel des Königs mit dem abgerissenen Fingernagel des Königs. Dann führen Spuren 16,5m direkt in den See, wo ein Kampf stattgefunden haben könnte. Weitere Fußspuren führen – lt. Haertinger – von dort nach Nordosten. Sie gehen bei ca. 1,30m Wassertiefe, dem möglichen Todesort Ludwigs in in Schleifpuren über, die von den mit dem Rücken nach oben im Wasser treibenden Leichen stammen könnten.
Schematische Darstellung der unterschiedlichen Spurensuche von Haertinger (gelb) und der Gerichtskommission Starnberg (rot) durch in der Ausstellung über Dr. Gudden in Kloster Benediktbeuren
Königin Sisi in Feldafing weilend hält den Prinzregent für schuldig am Tod. Sie dichtet: “Seht den heuchlerischen Alten / Drückt ihn sein Gewissen nicht? Thut so fromm die Hände falten, / Sauersüß ist sein Gesicht.”