Noch mehr Fragen

F: Haben Sie sich schon auf einen Hersteller festgelegt?
A: Das Verrückte ist, dass man schon im Genehmigungsverfahren den Hersteller und das Modell angeben muss. Man hat nachher keine Freiheiten mehr, Angebote und Verhandlungen müssen vorher laufen. Bei uns ist es eine Enercon E 115, ohne Getriebe.


Robert Sing, der Geschäftsführer der Bürgerwind Berg Verwaltungs GmbH beantwortet alle Fragen

F: Die 6m/s – wenn die Windgeschwindigkeit höher ist, steigt der Ertrag – kann man das nicht anders rechnen als mit der durchschnittlichen Windgeschwindigkeit? Kann man das auf den internen Zinsfuß übertragen?
A: Es gibt ganz verschiedene Studien zur Langzeitentwicklung. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Windgeschwindigkeit aufgrund der Klimaerwärmung nach unten geht. Man muss mit einem Langzeitmittel rechnen.

F: Die Windgutachten werden ja nicht veröffentlicht – dort wird mit P-50-Werten gerechnet. In dem Gutachten wird mit dem wahrscheinlichsten Wert gerechnet?
A: P-50 mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% wird der Wert unterschritten, aber auch überschritten. Sie werden kaum Projektplaner finden, die mit solchen Werten rechnen. Je mehr Wind weht, desto mehr Leistung wird erzielt. Bei Starkwindereignissen und Windstille wird deutlich mehr Ertrag erzielt als bei einer mittleren Windgeschwindigkeit. Die Gutachten werden während der Zeichnungsfrist ausgelegt, jeder kann sie dann ansehen. (!!!)

F: Warum ist die Zeichnungsfrist so kurz? Was ist, wenn das EK nicht erreicht wird?
A: Weil wir 2015 ans Netz gehen müssen. Wenn wir es in der Zeit nicht schaffen, wird ein Netzanschluss erst 2016 möglich – die Vergütung würde um 1,2 % sinken.
Wenn das Geld nicht zusammenkommt: Wir haben viele Anfragen, es gibt auch Kommunalwerke, die Interesse hätten, sich zu beteiligen. Aber primär sollen ja Leute vor Ort bedient werden.

F: Wäre es nicht möglich, mit weniger Fremdkapital zu arbeiten?
A: Die Eigenkapitalrendite ist deutlich höher bei der derzeitigen Zinslage. Bei 30 % steht das Ganze auf soliden Beinen.

F: Hat man sich die Mühe gemacht, bei nicht funktionierenden WKA nach den Ursachen zu suchen? Die gemessenen Windgeschwindigkeiten sind alle nicht sehr unterschiedlich. Kann man das hochrechnen auf die neuen Anlagen und vergleichen? Wie hoch ist das Risiko?
A: Diese gescheiterten Projekte sollte man detailliert vergleichen. Oft wurden Genehmigungen verkauft und von jemand anderem weiterentwickelt. Wir könnten die vier Anlagen sofort für einen siebenstelligen Betrag verkaufen. So geht das teilweise fünf, sechs Mal, dann kommt am Ende nicht viel raus. Es ist ein großes Plus, dass die Genehmigung bei der Gemeinde Berg liegt – das ist ein großer Unterschied. Das Wichtigste ist natürlich, dass der Wind weht. Laufende Kosten und Betriebsführung, Pacht etc müssen im Rahmen bleiben – so etwas bringt ein Projekt schnell zum Wanken.

F: Wäre es nicht auch ein Zeichen der Gemeinde, als Kommanditist einzusteigen?
A Monn: Ich wage zu sagen, dass die Gemeinde wahrscheinlich die Summe einbringt, die sie bisher investiert hat und dann zurückbekommt. Die Obergrenze ist 1 Mio €. Das LRA hat auch voll Zustimmung signalisiert.

F: Solaranlagen produzieren im Sommer teilweise so viel Strom, dass sie abgeschaltet werden. Wie haben Sie es berücksichtigt, dass Sie vielleicht den Strom nicht losbekommen?
A: Es gibt eine Netzanschlussanfrage, in die die maximalen Leistungsberechnungen einfließen. Wir speisen ins Mittelspannungsnetz ein und haben zwei Netzeinspeisungspunkte. Nach den Netzberechnungen sehe ich keine Gefahr, dass wir Abschaltungen haben. Für den Fall gibt es zwei Abrechungsverfahren – es gibt Rückerstattungen, der Netzbetreiber ist verpflichtet, das Netz so auszubauen, dass es trägt.

F: Ich vertrete eine dieser fünf Klagen, bin der zweite Vorsitzende des Vereins zum Schutz der Waldhäuser Gräben. Wahrscheinlich wird es nicht bei der ersten Instanz bleiben, man kann nur durch weitere Instanzen gehen. Wir stützen unsere Klage nicht nur auf deutsches Recht, es kann bis zum Europäischen Gerichtshof gehen und einige Jahre dauern.
Adelzhausen wollte auch einen Bürgerpark machen, aber niemand wollte investieren. Daraufhin wurde die gesamte Anlage verkauft an eine Bank, die die Anlage in eine Fond gegeben hat. was machen Sie, wenn Sie zu wenige Investoren haben?

A: Das hat nicht die Gemeinde geplant – man sollte genau schauen, was dort wirklich passiert ist. Es gab einen Projektentwickler, der nur eine Gewinnmaximierung wollte, was sein gutes Recht ist – hier haben wir andere Voraussetzungen. Die Vorgehensweise war anders. Wenn uns das passieren würde, müsste die Gemeinde Berg meistbietend verkaufen – aber das ist nicht vorgesehen.

F: Das Risiko bleibt ja bei den Investoren und der Bank, solange die Anlagen nicht ans Netz gehen. Warum warten Sie nicht, gewissen Entscheidungen ab? Wäre es keine Option gewesen, erst vorsichtig eine Anlage zu bauen?
A: Wir würden niemals WKA bauen, wenn wir alle Klagen erst abwarten würden. Wichtig ist, mit Sachverstand zu schauen, wer überhaupt klageberechtigt ist. Der Verein zum Schutz der Wadlhauser Graben bräuchte erst die Anerkennung als Naturschutzverband – dann dürfte er aber nicht vor dem Wertverlust der Grundstücke warnen. Kleinere Anlagen oder eine Anlage wären nicht sinnvoll, da die Kosten deutlich höher wären.