Fanfaren und Trompeten! – Heute würde einer der bekanntesten Schauspieler des 20. Jahrhunderts, der eine Zeit seines Lebens in Berg verbracht hat, seinen 100. Geburtstag feiern können. – Wir sprechen vom großen Heinz … nein nicht Rühmann … sondern Heinz Schubert! – – – Heinz wer?
Dabei kennt jeder Heinz Schubert, allerdings wurde er eine lange Zeit seines Lebens mit seiner populärsten Rolle verwechselt: dem unerträglichen, seine Familie terrorisierenden, reaktionären Ausländerhasser “Ekel Alfred Tetzlaff” aus der WDR-Serie “Ein Herz und eine Seele”. Als dieses “Ekel” brachte es Heinz Schubert 1974 sogar auf das Spiegel-Titelbild:

Ganz anders als seine Rolle: Heinz Schubert (1925-1999)
Bevor er den “häßlichen Deutschen” so überzeugend spielte, dass die deutschen Zuschauer es im abkauften und seine Rolle mit dem Schauspieler verwechselten, war Heinz Schubert Mitglied an Brechts legendärem “Berliner Ensemble” gewesen. 1973 besetzte dann der Regisseur Wolfgang Menge die Hauptrolle in der WDR-Serie “Ein Herz und eine Seele” mit ihm. Die Sendungen wurden am Tag der Sendung vor Publikum live aufgezeichnet, enthielten viele improvisierte Momente (und Schimpftiraden auf Sozis und Ausländer). Es wurden von 1973 bis 1976 25 äußerst erfolgreichen Folgen in der ARD ausgestrahlt. Bis heute werden sie mit dem Warn-Hinweis, dass manche der Äußerungen ein heutiges Publikum verstören könnten, immer wieder wiederholt.
Familie Tetzlaff Mitte der 70er (v. l.) Else (Elisabeth Wiedemann), Alfred (Heinz Schubert), Rita (Hildegard Krekel) und Michael (Diether Krebs)
Vor der “Ekel”-Zeit 1967/68 lebte Heinz Schubert mit seiner 5-köpfigen Familie in der Zugspitzstraße in Aufkirchen. Seine Tochter Petruschka, lebt noch in Berg und wird heute Abend mit den Kindern und Kindeskindern den Geburtstag “eines der prägendsten Schauspieler unserer Zeit” (WDR) feiern. “Schubi” wurde er von allen nur genannt.

Wirklich ein Herz und eine Seele: Familie Schubert 1968 in Berg, links Petruschka Thomas, heute noch Bergerin
Nach seiner Zeit als Alfred Tetzlaff startete Heinz Schubert gleich mehrere neue Karrieren. Mit seinen Photos von Schaufensterpuppen wurde er als auch bildender Künstler bekannt und damit sogar zu 1977 zur Kasseler Avantgardeolympiade, der “documenta” eingeladen.

“Theater im Schaufenster” – Heinz Schubert als Photokünstler
Als Schauspieler arbeitet er fortan mit den allergrößten Regisseuren des Neuen Deutschen Filmes wie Alexander Kluge (“Der starke Ferdinand”) oder Hans-Jürgen Syberberg (“Hitler, ein Film aus Deutschland” dort in einer Doppelrolle als Hitler und Himmler) zusammen. All dies sind, die heute international mehr geschätzt werden als in Deutschland, da sie eindeutig als Avantgarde einzuordnen sind.

Heinz Schubert in “Hitler, ein Film aus Deutschland” von Hans-Jürgen Syberberg
Heinz Schubert, der Brecht-Schauspieler, war sich aber auch gleichzeitig für die Rolle als “Hadschi Halef Omar” in einigen Karl May Verfilmungen nicht zu schade. Besonders viel Spaß machte ihm offenbar die Rolle als Petterson in der Audiofassung des Kinderbuches “Petterson und Findus”. Er wurde als Mitglied in die “Akademie der Künste” gewählt, 1993 erhielt er als Auszeichnung “Die goldene Kamera” und einen Grimme-Preis für seine Rolle in Dieter Wedels “Der Große Bellheim”.
Ein Schauspieler und seine vielen Gesichter … aus Berg bald auch wieder in Berg
Die QUH bereitet gerade zusammen mit der Familie und dem Archiv der Akademie der Künste eine Ausstellung über Heinz Schubert vor, die am 6. Februar im Berger Marstall eröffnet werden wird.
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