Berger Street View

Heute hat die viel diskutierte Einspruchsfrist gegen die Erfassung deutscher Straßen bei Google-Street-View begonnen.

Die Kanzlerin hat schon vermelden lassen, dass sie nichts zu verbergen und nichts dagegen habe, ein Berger Kaufmann hingegen hat jenseits dessen bereits versucht, der QUH zu untersagen, Bilder seiner Anwesen in “Berg oder anderswo” zu veröffentlichen. Allerdings steht dem deutsches Recht entgegen, genauer der Paragraph § 59 UrhG, der da lautet:

„Zulässig ist, Werke, die sich bleibend an öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen befinden, mit Mitteln der Malerei oder Grafik, durch Lichtbild oder durch Film zu vervielfältigen, zu verbreiten und öffentlich wiederzugeben. Bei Bauwerken erstrecken sich diese Befugnisse nur auf die äußere Ansicht.“


Ist und bleibt legal: Bild vom Windrad auf der Maxhöhe samt Nutztieren

Der Bundesgerichtshof hat klargestellt, dass es allgemein kein Recht am Bild der eigenen Sache gibt, das über die Befugnisse des Eigentümers hinausgeht, anderen den Zugang zu ihr zu verwehren. Dieses Recht heißt Panoramafreiheit. Von einer öffentlichen Straße darf also jeder jedes Gebäude fotografieren und die Aufnahmen verwerten. Ohne dieses Recht wäre Fotografieren fast unmöglich, und auch die Presse könnte anders kaum mehr arbeiten.

Plötzlich aber haben alle Angst vor “Google-Street-View”. Der Server, von dem man das Einspruchsformular herunterladen kann ( https://streetview-deutschland.appspot.com/submission ), war heute zeitweise überlastet. Die Postadresse wäre: Google Germany GmbH / Betr. Street View / ABC-Straße 19 / 20354 Hamburg. Hektik ist allerdings nicht geboten: Berg ist noch lange nicht an der Reihe, erfasst zu werden. Zunächst werden nur 20 deutsche Großstädte per Kamera aufgenommen. In Bayern sind nur München und Nürnberg betroffen. Und wenn die Bilder einmal online sind, genügt später eine kurze Nachricht an google (Button: “ein Problem melden”), um das eigene Haus nachträglich unkenntlich machen zu lassen. Was die Google-Kameras weltweit schon Amüsantes eingefangen haben, kann man auf der Seite http://www.streetviewfun.com abrufen.

Beispielsweise kann man mit Streetview leicht weltberühmt werden. Die 10-jährige Azura Beebeejaun aus der Middle Road in Worchester stellte sich gerade tot, als der Street-View-Wagen vorbeifuhr. Mittlerweile ist ihr Bild im Internet weltweit bekannt.

Die ganze Geschichte unter: http://www.dailymail.co.uk/news/article-1302422/A-body-Google-Street-View-Dont-worry-just-girl-playing-dead.html

Kommentieren (2)

  1. QUH-Gast
    19. August 2010 um 13:54

    Durchleuchtung der Persönlichkeit? Das Google-Auto – eine besondere „Suchmaschine“ Dass sein Wohnort, sein Haus oder seine Wohnung im Internet erscheint und für jedermann von überall her anzusehen ist, das mag nicht jeder. Aus Prinzip nicht? Nicht nur! Es könnte ja sein, dass beliebige Dritte durch Kombination mit Adressbucheinträgen oder durch Adressenkäufe ermitteln, dass genau Sie da wohnen! Um das in Erfahrung zu bringen, braucht es neue Google-Aufnahmen? Viele Firmen, auch Hilfsorganisationen, von denen wir tagtäglich behelligt werden, wissen bereits, wer und wo wir sind, auch ohne fotografisches Ansichtsexemplar unseres Domizils, ohne street view. Sie schicken uns Post, Mails oder rufen uns an. Als Kunden vieler Unternehmen und Großkonzerne haben wir schon mehrfach unsere Adressen preisgegeben. Es sind aber keine wirklich persönlichen Daten, oder? Cui bono, wem nützt also die Google-Aktion?

    Mit der Kamera durch die Straßen zu fahren und Häuser von außen aufzunehmen, könnte vielleicht interessant sein für Immobilenmakler, denen die bodennahe Detail-Ansicht von Google-Earth bislang noch nicht genügt hat und denen nun überregional alle möglichen und unmöglichen Immobilien aller Art neu in der Straßenansicht gezeigt werden. Aber die Fassaden allein sind für eine taugliche Werteinschätzung einer Immobilie nicht wirklich erhellend. Wen interessiert also wirklich, was Google da gerade macht?

    Die Aufnahmen, die zunächst mal in zwanzig deutschen Großstädten gemacht werden, nicht landesweit und flächendeckend, sind interessant für Leute, die virtuell herumspazieren wollen und können. Sie können sehen, wie es da aussieht, wo sie persönlich-physisch gerade selbst nicht so leicht hin können oder vielleicht auch nie mehr hinkommen werden – das ist doch eine tolle Sache! Wer seinem Hotelprospekt oder -Internetauftritt für den nächsten Urlaub nicht ganz traut: wo du da genau hinfährst, was für ein Umfeld es ist, das siehst du jetzt ungestylt, allerdings immer nur die Fassaden – falls sie nicht gelöscht wurden. Das wäre allerdings verdächtig!

    Darum geht´s aber Google gar nicht. Google geht es nur um Google. Es ist eine gigantische Marketing-Idee, ein Riesenprojekt, das das Unternehmen Google endgültig bis in die letzten Straßen und Sackgassen bekannt machen soll! Wenn Google das Projekt jemals flächendeckend durchzieht, dann ist Google endgültig überall in aller Munde, bis in die letzten Winkel seines heiß umkämpften Marktes, den es angeblich sowieso schon zu 80 % beherrscht.

    Wie viele warten schon darauf, ob und wann das Google-Auto vielleicht auch bei ihnen vorbeifährt? Auch wer es nicht mag, alle machen bereits irgendwie mit! Alle Medien und Nachrichten-Sendungen und auch die „große Politik“ mit vielen parteigebundenen und -übergreifenden Äußerungen machen wie von selbst mit, Datenschützer an erster Front! Sie alle lassen sich mit ihren öffentlichen Bedenkenträgereien, mit engagierten Befürwortungen oder Widerstands- und Widerspruchsaktivitäten allesamt vor den einen großen Google-Werbe-Karren spannen!

    Genau das wollte Google! Das Ziel ist quasi schon erreicht, bevor die ersten Google-Autos überhaupt losgefahren sind! Und alle sind darauf herein gefallen! Eine möglichst heftige öffentliche Diskussion in Deutschland, wo man sich wieder einmal besonders moralisch aufwirft wie in keinem anderen Land – sie nützt Google nur. Es ist ein wahrer Goooogle-Hype!

    Auch wer sich wehrt, ist dabei. Du kannst dich abmelden. Wer aber schweigt oder nicht ausdrücklich „nein“ sagt, sagt „ja“. Dieser Abstimmungsmodus ist historisch bekannt.

    Verständlich ist die Unsicherheit derjenigen, die Sorge haben, ob die gesammelten Bilddaten nicht eines Tages irgendwie zu ihrem Nachteil verwendet werden könnten. Man kann ja nie wissen.
    Dass aber ernsthaft in die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen eingegriffen wird, geschweige denn, dass die Persönlichkeit des Einzelnen durchleuchtet würde, ist nicht zu sehen, einfach Panikmache – von zufälligen Personenaufnahmen der peinlichen Art abgesehen.

    Christlich-menschlich gesehen: Der unendliche Wert der einzelnen Menschenseele, unsere je individuell unableitbare menschliche Würde als Person und Gottes Geschöpf wird durch irgendein filmendes Kamera-Auto, einer eher läppischen Karikatur der großen „Suchmaschine“ Google, sicher nicht tangiert!

    Weniger Aufgeregtheit, mehr Gelassenheit und mehr christlich-menschliches Selbstvertrauen, bitte!

    Pfarrer Johannes Habdank

  2. QUH-Gast
    24. August 2010 um 17:11

    “Streetview” gibt’s schon in Deutschland – sightwalk.de Über Google Streeview wird in der Tat viel diskutiert. Über http://www.sightwalk.de nicht. Hier ist bereits jetzt verwirklicht, was Google noch nicht darf. Allerdings beschränkt auf sehr wenige Großstädte, z.B. München.
    Beispiel: http://www.sightwalk.de/#pano=277482;city=123939

    Dies nur zur Info.

    Viele Grüße aus meinem Büro in München, das ich somit jetzt schon “streetview-mäßig” zeigen könnte 🙂 ,
    E. Schenck