Seit Freitag läuft der Vorverkauf für die zweite Ausgabe des Geisterbahn-Festivals am 1. Oktober, das Festival für aktuelle (unerhörte) Musik in Berg. Nach dem restlos ausverkauften Erfolg vom letzten Jahr, als das von der Gemeinde Berg veranstaltete und von den Gebrüdern Acher (Alien Disko) und Andreas Ammer 300 begeisterte Zuhörer in die Villa de Osa lockte, geht es diesmal erst klassisch in den Marstall und dann poppig-alternativ auf ein Geisterschiff.
Die Geisterbahn 2022 (Foto: Jörn Kachelriess)
Diesmal wird das Festival in zwei Teilen stattfinden: einem mit klassischer Musik im Marstall und einem mit unerhörter Musik aus Haiti, London, Japan und Deutschland. Für das Klassikkonzert kann man einzeln Karten erwerben: Sie kosten 10 € (Vorverkauf, nur bar in der Drogerie Höck und bei Dinis “Schöner Lesen” in Berg). Zur Aufführung kommen im “klassischen” Teil (ab 16:00 Uhr im Marstall) Werke eines gleichermaßen bekannten wie unbekannten Komponisten aus Berg: Hans Posegga. … Wer war Hans Posegga?
Der Berger Komponist Hans Posegga mit seiner Familie, den Töchtern Susanne & Silvia sowie seiner Frau Astrid (1974)
Hans Posegga (1917-2002), damals ein viel beschäftigter Filmkomponist, gewann 1971 einen Wettbewerb, den der WDR für die Titelmelodie der “Sendung mit der Maus” ausgeschrieben hatte. In seinem Haus in Assenhausen (das die Maus-Melodie mitfinanziert haben dürfte) zieren die Noten dieser Melodie sogar das schmiedeeiserne Treppengeländer. Aber natürlich hat Hans Posegga nicht nur dieses eine Lied geschrieben. Auf der Webseite, die seine Familie eingerichtet hat, sind insgesamt 986 (!) Kompositionen aufgelistet, darunter Jazzkompositionen, ein Klavierkonzert, ein Oratorium und Kompositionen wie “Die seltsamen Träume des Don Quichotte” für 4 Fagotte.
Das Stuttgarter Quartett “Fagottissimo” hat schon Werke des Berger Komponisten Hans Posegga uraufgeführt und kommt für das Festival eigens nach Berg
“Die seltsamen Träume des Don Quichotte” sowie einige Tanzsuiten werden am 1. Oktober von dem Stuttgarter Fagottquartett “Fagottissimo” aufgeführt, das das Werk vor Jahrzehnten uraufgeführt hatte (die Texte wird Wowo Habdank lesen).
Die Älteren unserer Leser könnten sich außer an die Mausmusik auch noch an den damaligen “Straßenfeger”, die Fernsehserie “Der Seewolf” mit Raimund Harmsdorf, erinnern, zu der der Berger Hans Posegga ebenfalls die Musik komponiert hat: Sie wird im Marstall von dem Jugendorchester “Frisch gestrichen“, das die Werke unter der Leitung von Nils Schad eigens für das Festival einstudiert, aufgeführt. Alle Werke von Hans Posegga sind Beispiele für sein so einfach klingendes musikalisches Credo, das ihn zu einem derart erfolgreichen Komponisten gemacht hat: Ein Komponist sollte einfach “den richtigen Ton im richtigen Moment bringen!”
Seit Wochen probt das Jugendorchester “Frisch gestrichen” unter Leitung des Berger Kulturvereinsvorsitzenden Nils Schad für das Geisterbahn-Festival
Darüber hinaus erklingen es an dem Nachmittag Kompositionen von Max Richter und Arvo Pärt (Solist Julian Schad). Auch sie Beispiele dafür, dass “Neue Musik” durchaus wohltönend sein kann … und natürlich wird auch die Maus-Musik selbst in einer orchestralen Version durch den Marstall klingen.
Klassische Musik vom “Maus”-Komponisten in Berg (Screenshot WDR)
Mehr über Hans Posegga lesen Sie im QUH-Blog hier: https://quh-berg.de/50-jahre-maus-mit-musik-aus-berg/ oder auf der Seite, die seine Familie für ihn eingerichtet hat: http://www.hans-posegga.de.
Wer sich noch einmal an die Geisterbahn vom letzten Jahr erinnern will: hier geht es zu Fotos und Bericht: https://quh-berg.de/bilder-aus-der-geisterbahn/
Liebe Quh, sehr geehrter Herr Kultureverent,
was kostet es denn den Steuerzahler so eine bombastische Aufführung zu inszenieren? Ich denke der Eintrittspreis wird das nicht tragen können?
Lieber anonymer Gast,
Danke für ihre Einlassung. Die Bundesregierung hat im letzten Jahr in der Tat Förderungen für “aktuelle Musik im ländlichen Raum” ausgeschrieben, um Kultur jenseits der Metropolen zu unterstützen. Ich habe mich im Namen der Gemeinde Berg in monatelangen Genehmigungsverfahren beworben, um in unserer Gemeinde ein größeres Event veranstalten zu können. Das Projekt wurde als eines von 40 Veranstaltungen aus über 200 Bewerbungen von einer Jury als förderungswürdig befunden.
Ich bedaure es außerordentlich, dass Sie offenbar nicht damit einverstanden sind, dass viele Musiker, die für Berger Bürger ihre Kunst zu Gehör bringen werden, auf dem Festival eine ordentliche Bezahlung bekommen. Der Berger “Kulturetat”, der mir jährlich für Veranstaltungen zur Verfügung steht, wird dadurch übrigens nicht ausgeschöpft werden.
Obendrein tut s mir leid, dass Sie sich offenbar ärgern, dass es in Berg Veranstaltungen von internationalem Niveau gibt.
Und nein: keine Oper, kein Theater, kein klassisches Konzert kann durch den Eintrittspreis finanziert werden.
Andreas Ammer, Kulturbeauftragter der Gemeinde Berg
Hallo zusammen,
ich finde das ganz wunderbar, das möchte ich einfach mal sagen.
Eben so eine Veranstaltung in Berg zu haben, mit internationalen Musikern in so einem aussergewöhnlichen Rahmen. Musik/Kultur ist so vielschichtig und wichtig!
Vielen Dank für das Engagement, Herr Ammer!
Sehr geehrter Herr Ammer, geht es nicht auch ein wenig sachlicher? Der “liebe anonyme Gast” hat mit keinem Wort bestritten, dass Musiker auf diesem – wie auch jedem anderen Festival – eine ordentliche Bezahlung bekommen sollen, noch dass er/sie sich ärgert, dass es in Berg Veranstaltungen von internationalem Niveau gibt.
Ist es in einer Demokratie nicht durchaus legitim, wenn ein(e) Bürger*in nach den Kosten und der Verwendung seiner und unserer Steuergelder fragt?
Beginnen wir einfach mal mit der zweiten Frage: Der Eintrittspreis wird das nicht tragen können? Die Antwort findet sich an sich in einem früheren Beitrag hier im Blog. “Die Geisterbahn #2 ist eine Veranstaltung, die bundesweit im Rahmen eines Projektes zur Förderung aktueller Musik im ländlichen Raum unterstützt wird. Die Gemeinde Berg ist der Veranstalter. Auch der Berger Kulturverein und die Christoph und Stephan Kaske-Stiftung beteiligen sich an den Kosten.” Somit muss der Eintrittspreis wohl auch nicht kostendeckend sein.
Die zweite Frage könnten Sie doch ganz einfach hier beantworten, denn als verantwortungsbewusster Gemeinderat und Kulturbeauftragter der Gemeinde Berg haben Sie sicher einen Finanzierungsplan für die Veranstaltung aufgestellt. Lassen Sie uns doch einfach wissen wie hoch sich die Gesamtkosten belaufen und wie diese durch Projektfördergelder des Bundes, Spenden, Sponsoren, die Gemeinde Berg und die Eintrittspreise finanziert werden (sollen).
Wer will, kann dann immer noch darüber diskutieren, ob die öffentlichen Gelder sinnvoll und verantwortungsvoll eingesetzt wurden. Zur Beruhigung, oder vielleicht auch zur Beunruhigung, es gibt noch zahlreiche andere Ausgaben, über die wir hier diskutieren könnten. Das Ganze nennt sich Demokratie, Bürgerbeteiligung, … und war mal das erklärte Ziel der QUH 😉
KORRIGIERTE FASSUNG. Kaum versandt, sieht man seine Fehler. Wahrscheinlich haben Sie es trotzdem verstanden, hier dennoch die korrigierte Version und allen Leser*innen ein frohes Wochenende!
Sehr geehrter Herr Ammer, geht es nicht auch ein wenig sachlicher? Der “liebe anonyme Gast” hat mit keinem Wort bestritten, dass Musiker auf diesem – wie auch jedem anderen Festival – eine ordentliche Bezahlung bekommen sollen, noch behauptet, dass er/sie sich ärgert, dass es in Berg Veranstaltungen von internationalem Niveau gibt.
Ist es in einer Demokratie nicht durchaus legitim, wenn ein(e) Bürger*in nach den Kosten und der Verwendung seiner und unserer Steuergelder fragt?
Beginnen wir einfach mal mit der zweiten Frage: Der Eintrittspreis wird das nicht tragen können? Die Antwort findet sich an sich in einem früheren Beitrag hier im Blog. “Die Geisterbahn #2 ist eine Veranstaltung, die bundesweit im Rahmen eines Projektes zur Förderung aktueller Musik im ländlichen Raum unterstützt wird. Die Gemeinde Berg ist der Veranstalter. Auch der Berger Kulturverein und die Christoph und Stephan Kaske-Stiftung beteiligen sich an den Kosten.” Somit muss der Eintrittspreis wohl auch nicht kostendeckend sein.
Die erste Frage könnten Sie doch ganz einfach hier beantworten, denn als verantwortungsbewusster Gemeinderat und Kulturbeauftragter der Gemeinde Berg haben Sie sicher einen Finanzierungsplan für die Veranstaltung aufgestellt. Lassen Sie uns doch einfach wissen wie hoch sich die Gesamtkosten belaufen und wie diese durch Projektfördergelder des Bundes, Spenden, Sponsoren, die Gemeinde Berg und die Eintrittspreise finanziert werden (sollen).
Wer will, kann dann immer noch darüber diskutieren, ob die öffentlichen Gelder sinnvoll und verantwortungsvoll eingesetzt wurden. Zur Beruhigung, oder vielleicht auch zur Beunruhigung, es gibt noch zahlreiche andere Ausgaben, über die wir hier diskutieren könnten. Das Ganze nennt sich Demokratie, Bürgerbeteiligung, … und war mal das erklärte Ziel der QUH 😉