Vor genau 10 Tagen kam Michelle Obama nach Berg. In einem Paket. In dem Moment, als Bergs 3. Bürgermeisterin Elke Link (QUH) das Paket mit den Belegexemplaren ihrer Übersetzung von Michelle Obamas Autobiographie erhielt, endete eine monatelange Schweigepflicht … vertragsgemäß durfte Elke in den vergangenen Monaten weder über ihre Arbeit, erst recht nicht über den Inhalt des Buches reden, an dem sie den Sommer über mit fünf weiteren Übersetzerkollegen und -kolleginnen (Harriet Fricke, Tanja Handels, Andrea O’Brien, Jan Schönherr, Henriette Zeltner) gearbeitet hatte. Es heißt, die Obamas haben für “Becoming” und ein weiteres Buch von Barack Obama von dem Verlag Penguin Random House annähernd 65 Millionen Dollar bekommen. Ein Gutteil soll gespendet werden. Für die Übersetzer gab es nur ein branchenübliches Honorar.
Made (u.a.) in Berg: der Bestseller des Herbstes, die Übersetzung von Michelle Obamas Autobiographie
Da Elke Link nebenbei auch einer der Hauptautorinnen dieses QUH-Blogs ist, war es nicht ganz einfach, sie zu einem Gespräch zu überreden, aber wir haben es geschafft:
QUH: Hallo Elke, die Übersetzung der Obama-Autobiographie war eine höchst geheime Aktion. Wie lief das alles ab?
Elke Link: “
Wir wurden zuerst telefonisch vom Lektorat gefragt, ob wir Lust und vor allem Zeit für den Auftrag haben – ein Kollege aus München hatte mich freundlicherweise empfohlen. Absolutes Stillschweigen war geboten – wir mussten eine Geheimhaltungsvereinbarung unterzeichnen, durften also mit niemandem über Inhaltliches sprechen oder gar Texte weitergeben. Originaltext und fertig übersetzte Kapitel wurden über einen sicheren Server ausgetauscht. Wir hatten auch die Möglichkeit, über eine geschützte Plattform Fragen in unsere Runde zu stellen und uns über bestimmte Begriffe zu einigen. Das war eine sehr gute Zusammenarbeit bei der Übersetzung und auch mit dem Lektorat.“
QUH: Viel Zeit blieb ja nicht.
Elke Link: “
Die zugeteilten Abschnitte waren durchaus im Rahmen des „normalen“ Übersetzen machbar – allerdings mit sehr wenig Vorlauf. Der Text war zwar angekündigt, aber wir hatten ihn noch nicht. So mussten wir alles in weniger als einem Monat lesen, recherchieren und die Übersetzung abgeben, teilweise auch noch Textänderungen des Originals anpassen. Wir bemühen uns natürlich bei jedem Buch, genau zu arbeiten, die Fakten zu checken und den Ton zu treffen. Aber Michelle Obamas Buch hat uns alle in den Bann gezogen – es war inhaltlich, politisch wie historisch sehr interessant und außerdem wirklich gut geschrieben.”
QUH: Wenn du sie etwas hättest fragen können … was wäre das gewesen?
Elke Link: “Fun fact: Wie sie es ständig in den Highheels aushielt – aber das hat sie wohl schon mit Queen Elizabeth besprochen – bei ihrem Fauxpas, als sie den Arm um die Queen legte.“
Elke Link auf der Frankfurter Buchmesse am Stand ihres Verlags
QUH: Michelle wurde mit diesem Bestseller reich. Wie ist das mit Übersetzern?
Elke Link: “
Wir sind reich an Erfahrungen und Einsichten – unser Berufsverband, der VdÜ, bemüht sich um bessere finanzielle Bedingungen.”
QUH: Wie von Michelle Obama wünscht man ja auch von dir, dass du in Zukunft noch mehr politische Verantwortung übernimmst. Konntest du von ihr etwas für deine eigene Arbeit lernen?
Elke Link: “Nein. Michelle Obama hat ihren Megajob als Anwältin aufgegeben, als ihr Mann den Präsidentschaftswahlkampf begann. Das kann ich meinem Mann nicht zumuten (grinst), doch das ist natürlich nicht im Mindesten vergleichbar. Aber noch hat der Bürgermeisterwahlkampf ja nicht begonnen.”
QUH: Wir haben gehört, dass du jetzt sogar im Supermarkt auf diesen Job angesprochen wirst?
Auf diese letzte Frage fängt Elke Link auf ihre typische Weise zu lachen an und sagt: “Jetzt war ich dank Michelle mal eine Woche lang ‘berühmt’.’“