Die Ortsmitte von Berg, die heutige Grafstraße ohne Jeeps und Asphalt. “Ortspartie in Oberberg” steht handschriftlich auf der Rückseite dieses Photos. Außerdem ein Stempel: “Verkehrs-Verband Starnbergersee e.V.”. Keine Jahreszahl. Es lohnt sich genauer hinzusehen:
Detail
Rechts im Bild das heutige “Oskar Maria Graf Stüberl”, damals noch “Colonialwarenhandlung Bäckerei & Mehlberei (?) von Hans Hintersberger vormals Maxl Graf“. Daneben die Überraschung, ein Beweis, dass Berg damals schon Ausflugsort war: das “Kaffee zum Bauernstüberl Inh. Fr. Mary Hoffmann“, das damals im linken Teil des Graf-Hauses untergebracht war. Ganz klein erkennt man im Garten (rechts neben dem heute noch gedeihenden Baum) noch ein Schild “Kaffee Bauernstüberl”. Vor der Linde zwei schüchterne Mädchen.
Auf der linken Straßenseite, wo heute eine andere Frau Hoffmann, nämlich Bettina Hoffmann, ihr “Café Frühtau” betreibt, residierte, wie ein Schild an der Hauswand vermerkt, der “II. Bürgermeister”. Darunter ein zweites Schild: “Feuerwehr-Kommando & Feuermelde-Station”.
Dass Berg damals nicht nur Idylle war, sieht man (auch als Nicht-Oskar-Maria-Graf-Leser”) an dem Müll und dem Kot, der mitten auf der Straße liegt.
Offene Fragen zum Bild: Von wann ist es genau (sicher nach 1906, solange lebte Max Graf)? Wer war damals II. Bürgermeister? Wer könnten die kleinen Mädchen sein, die so nett in die Sonne blinzeln?
Eingrenzung des Datums Wie lange residierte denn die Feuerwehr in diesem Haus? Das sollte doch in den Annalen irgendwo festgehalten sein? Und welche 2. Bürgermeister kommen in dem vermuteten Zeitraum in Betracht? Hat einer von ihnen im betreffenden Haus gewohnt? Da das Bild offenbar vom Verkehrsverband stammt, kann ich mir nicht vorstellen, dass es während/in den ersten Jahren nach dem 1. Weltkrieg aufgenommen wurde. Tourismus war zu diesen Zeiten wohl eher zweitrangig. Weist das Bild irgendwelche Hinweise auf den 1. Weltkrieg auf? Gibt es in den Kirchenregistern etwas zu Frau Mary Hoffmann? Ist das ein Briefkasten im mittleren Bild links von der Eingangstür? Wenn ja, wie lange wurden solche Briefkästen verwendet? Zeigt das Foto doch mal einem professionellen Fotografen oder einem Historiker. Vielleicht können diese etwas z. B. anhand des verwedeten Papiers sagen. Das Foto zeigt starke Vignettierung in den oberen Ecken trotz m. E. relativ langer Belichtungszeit (Kinder weisen im Gegensatz zum Hintergrund eine Bewegungsunschäfte auf, obwohl sie wahrscheinlich relativ still gestanden haben dürften). All dies scheint auf eine noch nicht fortgeschrittene Fototechnologie hinzudeuten. Irgendwas müßte doch rauszubekommen sein.
Schreibt doch mal, was Ihr bereits herausgefunden habt…
Nachtrag:
Habe die alte Schreibweise für “Colonialwarenhandlung” mit “C” bemerkt. Eine Anfrage beim Duden ergab folgendes:
Die Schreibung mit C findet sich, soweit wir feststellen können, in den deutschen Fremdwörterbüchern bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Im ersten Duden-Wörterbuch, das 1880 erschien, ist bereits nur die K-Schreibung verzeichnet, die sich wohl über die regionalen Schulwörterbücher verbreitet hat. Eine erste übergreifende offizielle Rechtschreibregelung, die dann diese Schreibung sozusagen amtlich machte, wurde für den deutschen Sprachraum erstmals im Jahr 1902 beschlossen.
Dies spricht also auch eher für ein frühes Entstehungsdatum, wenn man davon ausgeht, dass die Ladenschilder, die damals aufgrund der schlechten Witterungsbeständigkeit sicherlich einmal im Jahrzehnt erneuert werden mußten, stets an die aktuelle Rechtschreibung angepaßt wurden. U. U. ist das Schild aber auch emailliert gewesen, dann hätte es natürlich länger als nur 1-2 Jahrzehnte gehalten…
Das Datum Lieber “Gast”, das sind gute Hinweise. Zumindest über den 2. Bürgermeister, der hier wohnte müßte einiges herauszubekommen sein. Allerdings sind wir hier in der Redaktion – wegen des Adventskalenders – derzeit vollauf mit historischen Recherchen in alle Richtungen beschäftigt. Wir versuchen aber, dran zu bleiben. Oder vielleicht weiß sonst jemand was?
Nächstes Jahr sind alle Bilder historisch Nächstes Jahr werden alle Bilder unserer Heimat im 5 -Seenland und speziell in den Wadlhauser Gräben aus dem Jahre 2012 historisch sein. Wenn die Windparks gedeihen wird sich das 5 Seenland komplett verändert haben. Und keiner kann das Rad dann wieder zurückdrehen.
Wie man sieht wachsen ja Bäume nicht von heute auf morgen.
Die Änderungen der jetzigen Gesetzeslage und des EEG werden wohl erst nach der Wahl und damit zu spät kommen.