Frische Spuren von Schwarzwild wurden gestern entdeckt: Im Gemeindegebiet Berg war offenbar noch kein Aufkommen von Wildschweinen bekannt – gestern wurden Spuren im Manthal/bei Harkirchen entdeckt. Vermutlich kamen die Tiere durch die Autobahnunterführung bei Buchhof zu uns.
Wildsau
Das Jägerlatein ist ganz klar von der Jägersprache abzugrenzen. Während ersteres gerne im Erzählstil übertreibt und mit dem Angerlatein vergleichbar ist, gibt uns die Jägersprache eher Rätsel auf. Begriffe wie Rauschzeit, Bache, Überläufer, Rotte, Wurfkessel etc. stellen für den Laien eine harte Nuss dar.
CSI Kempfenhausen
Dabei ist es gar nicht so schwer: Die Wildschweine, deren Spuren der Jäger Christian Ebert heute in seinem Revier auf Berger Flur entdeckt hat, leben gesellig in “Rotten”. Christian klärt uns auf: Eine “Rotte” besteht aus “Bachen” (erwachsenen Weibchen), “Überläufern” (Männchen und Weibchen im 2. Lebensjahr) und “Frischlingen”. Erwachsene “Keiler” (männliche Schweine) leben hingegen als Einzelgänger, die sich nur in der “Rauschzeit” (Paarungszeit) zu der Rotte gesellen. Der Beginn der Rauschzeit”wird von den Bachen bestimmt, da die Keiler das ganze Jahr über befruchtungsfähig sind. Sie fällt in die Zeit von Ende Oktober bis März, mit Schwerpunkt im November/Dezember.
Die Rotte wird von der ältesten Bache, der sog. Leitbache, geführt. Die Leitbache bestimmt weitestgehend die Aktivitäten der Rotte: Nahrungssuche, Suhlen, Auswahl der Kessel und den Zeitpunkt der Rauschzeit. Wenn die Leitbache rauschig wird, überträgt sie ihr unruhiges Verhalten auf die anderen Bachen, sodass nach etwa 14 Tagen eine nach der anderen rauschig wird. Der stärkste Keiler “beschlägt” (befruchtet) alle befruchtungsfähigen Bachen und verlässt die Rotte dann wieder. Nach vier Monaten Tragzeit wirft die Bache in einem extra gebauten “Wurfkessel” bis zu zehn Frischlinge. Da die Bache nur über acht Zitzen verfügt, können höchstens acht Junge aufgezogen werden; die anderen überleben nicht.
Sauspiel
Bis jetzt waren die Sauen nur im Forstenrieder Park und nördlich von Starnberg. Am Autobahndreieck Starnberg kamen sie nicht durch. Bisher waren laut Aussagen von Christian Ebert keine Vorkommen in Berg bekannt. Sie sind nicht gefährlich, allenfalls wenn sie Junge haben und gereizt werden.
Großartige Neuigkeiten. Na endlich! Das wird eine hoch interessante Entwicklung, wie sich vielleicht aus einer einzelnen Rotte eine Schwarzwildpopulation in den Berger Forsten aufbaut.
Gleiches konnten wir schon in vielen Teilen Deutschlands sehen.
Das Ostufer vom See bietet mit den vielen Feuchtgebieten und Mischwaldgebieten und dem Wechsel aus sommerlichen Getreideanbau und großen Grünlandflächen ideale Bedingungen, um sich als Wildsau wohl und heimisch zu fühlen.
Was ist daran so großartig?
Die Ausbreitung der Wildschweinbestände wird zunehmend problematisch und von Fachleuten mit großer Sorge verfolgt:
http://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Wald-Forst/Keine-Loesung-fuer-Wildsauplage-und-Gaensescharen_article1404967659.html
Im Forstenrieder Forst wären die Viecher besser aufgehoben als hier in der Gegend, wo es dann vermutlich bald zu unliebsamen Zusammentreffen zwischen Wildschweinen und Autos oder Fussgängern kommen wird.