Ja, es gibt sie noch: Künstler die so radikal sind, dass man sich von offizieller Seite nicht einmal getraut, ihren 75. Geburtstag zu würdigen. – “Am Starnberger See lebt der Dichter Herbert Achternbusch“, – so unverfänglich begann einstmals 1977 der Film und auch das Buch “Servus Bayern” von Herbert Achternbusch. Aber dann ging es los …
Ganz in weiß: Herbert Achternbusch sagt “Servus Bayern” 1977
… und es ging nicht so nett weiter, denn eigentlich gebe es keinen Grund hier zu leben: “… in der linden Fönluft liegen Eis und Tod (…). Staat und Staatsvolk liegen sich in den Armen und er sieht das Lebendige erfroren.” – Damals lebte Herbert Achternbusch legendär beim Bierbichler in Ammerland und behauptete: “Diese Gegend hat mich kaputt gemacht, und ich bleibe so lange, bis man ihr das anmerkt.”
Ganz in schwarz: Herbert Achternbusch im Berger Marstall 2009
In der Tat versuchte man Achternbusch fertig zu machen: “Dieser Film ist schlicht und ergreifend eine Sauerei”, behauptete damals der bayerische Innenminister. Später weigerte sich ein anderen Innenminister Achternbusch die bewilligten Filmfördergelder auch auszuzahlen. Der Film “Das Gespenst” wurde beschlagnahm und ist in Österreich bis heute (!) verboten. Kein Wunder, dass das Bayerische Fernsehen es zum 75. Geburtstag eines der bekanntesten bayerischen Künstler nicht wagt, einen Achternbusch-Film in Gänze auszustrahlen. Deshalb präsentiert die QUH hier zwei Internetlinks:
Den Film “Servus Bayern” findet sich hier:
Der anarchistische, illegal und halbdokumentarisch auf dem Oktoberfest gedrehte “Bierkampf ist hier anzusehen:
Anders als im offiziellen Bayern genießt Achternbusch am Ostufer einen legendären Ruf. In Berger Privatsammlungen finden sich zahlreiche “Achternbuschs”:
Für dieses Bild wurde extra ein Wohnzimmer umgebaut: wandfüllender “Elefant” von Achternbusch in Oberberg (Privatsammlung)
“Herakles. Ich bin ein Sklave der Freiheit”, zuletzt 2009 im Berger Marstall ausgestellt, Privatsammlung Kempfenhausen (Ausschnitt)
Gestern feierte Herbert Achternbusch in München seinen 75. Geburtstag. An offiziellen Feierlichkeiten hat er nicht teilgenommen. Mit der Produktion von Kunst hat Herbert allerdings inzwischen abgeschlossen. Er betrachtet sein Werk als “vollendet”. Die QUH gratuliert herzlich und wünscht noch ein langes Leben.
Herbert Achternbusch kommt im QUH Blog oft vor; unter anderem hier /?p=3915 .