Allenthalben wird das Ausbleiben eines Wahlkampfes bemängelt. Dabei könnte man auch behaupten, dass das Fehlen von allzu großen Auseinandersetzungen auch ein Anzeichen für das Funktionieren einer Demokratie ist – so wie in Berg, wo die Fraktionen derzeit auch recht gut zusammenarbeiten, die Politik eher funktioniert. Ein Bundespolitiker oder ein Kandidat hat sich – mit Ausnahme vom emsig chancenlosen SPD-Marathonläufer – bei uns in der Gemeinde noch nicht sehen lassen. Man muss also auf die Details achten.
Volksnah im Wartehäuschen: die SPD und Martin Schulz in Oberberg
Betont zurückhaltend gibt sich der Herausforderer Martin Schulz. Seine Berger Heimat hat er auf kleinen Plakaten und an volksnahen Punkten wie Bushäuschen gefunden. Überhaupt die Bushäuschen: diese werden seit diesem Jahr ja endlich öfters angefahren. Ein Umstand, den sich die lokale SPD immer wieder auf die Fahnen schreibt. Zu Unrecht! Für die Verbesserung des Fahrplanes setzten sich seit Jahren auch QUH, EUW, CSU und andere zusammen ein. Zumindest macht sich Herr Schulz farblich hier recht nett.
Abgehoben vor geschlossenen Palästen: die CSU vor einem ihrer Werke in Kempfenhausen
Fast ein bißchen höhnisch ist dieses Plakat der CSU vor dem ehemaligen Klinikum in Kempfenhausen. Bekanntermaßen war die Argirov-Klinik im Hintergrund, die in diesem Jahr geschlossen werden musste, lange Zeit der Lieblingskurplatz der Christsozialen (und ihrer Freunde), der mit viel öffentlichen Geldern unterstützt (manche sagen gar bevorzugt) und dann zu Geld gemacht wurde. Dann kam die Schließung. So ganz unschuldig ist die bayerische CSU also vielleicht nicht an dem Drama des geschlossenen Krankenhauses. Fazit: Kliniktechnisch war die CSU mal “Klar für” unsere Gemeinde. Das Endergebnis sehen Sie im Hintergund: eine Spekulationsruine.
Berger Extremisten, ganz eng beieinander.
Zumindest politisch relevant ist vor dem Kempfenhauser Krankenhaus das Plakat der Partei “Die Linken”, von deren Existenz in Berg bislang wenig bekannt war. Ganze 84 Zweittimmen bekam sie in der Gemeinde bei der letzten Bundestagswahl. Zum Vergleich: die hier über ihr hängende, völlig irrelevante “Bayernpartei” kam auf 31, die CSU auf 2.362 Stimmen. Trotzdem ist das Mahnen an die Probleme im Pflege- und Gesundheitswesen an dieser Stelle mehr als sinnfällig. – Allen aus der Seele sprechen möchten hingegen die Grünen, die “Heimat bewahren – Natur schützen” wollen:
Auf verlorenem Posten: die Grünen vor dem Bauplatz in Oberberg
An genau der Stelle, wo Kerstin Täubner-Benicke versucht Stimmen zu fangen, steht sie auf verlorenem Posten. Zwar ist es dem Gemeinderat gelungen, den König-Ludwig-Brunnen hinter ihr (die Heimat?) zu bewahren, das eingewachsene Grundstück hinter dem Plakat wurde hingegen verkauft, ein Bebauungsplan aufgestellt, Es werden dort Arztpraxen und Wohnungen entstehen. An beiden Verfahren war übrigens die lokale Partei der Grünen nicht so wirklich inhaltlich beteiligt. Ob es Frau Täubner-Benicke vom bayerischen Listenplatz 30 in den Bundestag schafft, darf man bezweifeln. Bleibt noch die FDP:
Wahlkampf mit allen (auch illegalen) Mitteln: die FDP vor Kempfenhausen
In ihrer früheren Hochburg Berg (immerhin noch 11.9% bei der letzten Wahlpleite, 530 Zweitstimmen) setzt die FDP auf eine “Materialschlacht” und auf alle, auch auf illegale Mittel. Sie hat von den kleinen Parteien die größten Plakate, mehr Großplakate als die CSU und gefühlt insgesamt mehr Plakate als alle anderen Parteien zusammen in Berg aufgestellt. Um mit dem schönen, farblosen Gesicht ihres Spitzenkandidaten Stimmen zu fangen gehen sie (soweit wir es sehen als einzige Partei) auch über die Grenzen des Erlaubten hinaus … Erlaubt sind Wahlplakate nämlich nur innerhalb geschlossener Ortschaften: dieses der steht viele Meter vor dem Ortsschild von Kempfenhausen in der “neutralen” Zone.