Über dem Abgrund: Friedi Kühne

Berg hat einen weiteren Weltmeister unter seinen Einwohnern – zumindest zwei Tage die Woche: Der Slackliner Friedi Kühne (34) wohnt seit zwei Jahren in Farchach, hat aber seinen Hauptwohnsitz noch in Bad Aibling, wo er herkommt. Über seinen Werdegang hat er ein Buch veröffentlicht – das den Anfang eines kleinen Intermezzos über Gedrucktes aus Berg hier im Blog bildet. Es trägt den Titel “Über dem Abgrund. Slacklinen am Limit”. Die Bilder sprechen für sich.

Friedi Kühne beim Free Solo (c) Aidan Williiams

Friedrich “Friedi” Kühne ist eigentlich hauptberuflich Profislackliner und verdient sein Geld mit Vorträgen und Shows. Während Corona musste er sich neu orientieren und arbeitet jetzt in Teilzeit als Englisch- und Mathelehrer an der Montessori-Schule Biberkor, wo auch seine Frau Homa, die er in Teheran kennengelernt hatte, Sport in Neigungsgruppen unterrichtet. Wir stellten Friedi ein paar Fragen.

QUH:  Friedi, du bist ja mehrfacher Weltmeister – wie viele Titel hast du?
Friedi Kühne: Ehrlich gesagt weiß ich das gar nicht so genau. Ich schätze mal, es sind etwa zwölf. In der Slacklineszene gibt es viele unterschiedliche Kategorien – die längste Highline zum Beispiel. (Eine Highline ist eine Slackline, die in mindestens 10 m Höhe hängt, Anm.d. Red.)

In Armenien zwischen zwei Strommasten ohne Kabel und Spannung (c) Aidan Wiliams

QUH: Wahrscheinlich hast du bei dir zu Hause kein Wohnzimmerregal mit Pokalen und Medaillen?
Friedi Kühne: (lacht) Nein, so etwas gibt es bei uns nicht. Manchmal gibt es einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. In der Slackline-Szene wird das mehr über Soziale Medien festgehalten.

QUH: Da gibt es ja auch nicht unbedingt Publikum, vor allem nicht beim Free Solo, also dem Slacklinen ohne Sicherung?
Friedi Kühne: Publikum gibt es natürlich bei Festivals oder Shows. Aber ein Free solo ist allein für mich, nicht für ein Publikum.

Slacklinen am Limit (Foto aus einem Video von (c) Kyle Lovett)

QUH: Dein Buch trägt ja den Untertitel “Slacklinen am Limit”. Was heißt Limit für dich, wo ist dein Limit?
Friedi Kühne:
Naja, man kann immer alles steigern. Aber in dem Moment ist es so, dass einfach niemand bisher etwas Krasseres gemacht hat. Es zählen Länge, Höhe, Tricks, und ganz wichtig sind auch die extremen Orte – das kann ein Garten sein, eine Schlucht oder Hochhäuser.

QUH: Apropos extreme Orte – du bist ganz schön rumgekommen?
Friedi Kühne:
Das kann man so sagen – ich habe bestimmt 60, 70 Länder bereist.

2019 in Moskau – urbaner Highline-Weltrekord (c) Serge Shakuto

QUH: Wenn du Kinder hättest, würdest du ihnen das beibringen?
Friedi Kühne:
Das Slacklinen auf jeden Fall – das ist das schönste Mittel für Balance. Auf gar keinen Fall aber das Highlinen.

Früh übt sich – Friedi als Kind in Bad Aibling (c) Diethard Kühne

QUH: Aber wie hat denn deine eigene Mutter reagiert?
Friedi Kühne:
Meine Mutter ist froh, dass ich eine Leidenschaft habe und etwas, das ich gerne mache. Vom Free Solo war sie natürlich nicht begeistert.

Slacklinen in Farchach

QUH: Hättest du denn auch mal Lust, in Berg aufzutreten?
Friedi Kühne:
Auf jeden Fall! Ich brauche nur einen geeigneten Ort, 10 Meter Höhe  und die Erlaubnis der Grundstückseigentümer. Und man kann mich natürlich auch für Vorträge in Firmen oder auf Events engagieren.
QUH:
Vielen Dank, Friedi, und viel Erfolg mit dem Buch!

(Beitragsfoto: Aidan Williams)

 

Friedi Kühnes wirklich eindrückliches Buch “Über dem Abgrund. Slacklinen am Limit” ist im Conbook Verlag erschienen und kostet 16,95 €.