Heute ist Gemeinderatssitzung. Es geht in der öffentlichen Sitzung um Bebauungspläne. QUH-Gemeinderat Jokl Kaske, dem solche Themen eh ein Gräuel sind, wird entschuldigt fehlen … er ist seit 4 Wochen auf Milos in Griechenland, um für die QUH die internationale Lage zu beobachten. Von dort aus schickte er uns aus aktuellem Anlass folgenden, persönlichen Korrespondenten-Bericht zur Lage:
“Ich beobachte seit knapp 4 Wochen die Situation auf der griechischen Insel Milos und diskutiere fast täglich mit Einheimischen über die Krise. Die Stimmung ist sehr gespalten. Auffällig ist, dass selbst erzkonservative Kreise viel Verständnis für Tsipras aufbringen, da sie das Gefühl haben, dass die derzeitige Konstruktion mit der EU kaputt ist.
Die provozierte Staats- und Finanzkrise Griechenlands und die harten Vorgaben Brüssels seien eigentlich eine Strategie zur Vermeidung einer noch größeren internationalen Bankenkrise. Es gebe keinen Sinn, zusätzliche Kredite aufzunehmen und sich noch mehr zu verschulden. Damit würden nur die Zins- und Tilgungsraten an die internationalen Gläubigerbanken bedient und nichts komme dem Land selbst zu Gute. Letztlich ist die Beurteilung der Lage aber selbst für Intellektuelle zu komplex, um das Ganze in ganzer Konsequenz absehen zu können. Das Referendum wird allerdings begrüßt, weil es mehr Klarheit bringt – egal was dabei herauskommt.
Die Brüsseler Bürokraten, einschließlich der jeweiligen Dagobert Ducks der Länder, sähen nur auf das Geld, würden dabei aber die geostrategische Position Griechenlands völlig ausblenden. Griechenland ist mit seiner zumeist orthodoxen Bevölkerung der letzte christliche Aussenposten der EU Richtung Osten. Erdogan scharre schon mit den Hufen, um die Schwäche des Landes zu seinen Gunsten zu nutzen. Ein Großteil der Flüchtlingsströme werden ungefiltert durch die Türkei geschleust und landen in Hellas, das vergleichbar mit Italien, die Ströme auffangen müsse, während die übrige EU sich über Aufnahmequoten streite und zu keinem Ergebnis komme. Griechenland ist auch einer der wichtigsten NATO Partner wenn es um die Expansionsgelüste Putins gehe. Er ist mit seiner Schwarzmeerflotte in wenigen Stunden am Bosporus.
Aus all diesen Gründen sollte es jedem EU Bürger ca. 10 Euro seines Steuergeldes Wert sein, einem Schuldenschnitt Griechenlands zuzustimmen um einer neuen, unbelasteten Regierung zu ermöglichen, einen vernünftigen klugen Neuanfang des Landes umzusetzen. All die Vorgänger seien von den ca. 2000 superreichen Familien dominiert worden und hätten die Reformen bewusst verzögert.
Man kann gespannt sein, was diese Woche und das Referendum bringt.
In Griechenland wird viel Elend durch den Zusammenhalt der Generationen vom Opa bis zum Enkel aufgefangen. Mit den in den letzten Wochen leer geräumten Konten wird es wohl möglich sein, einige Zeit über die Runden zu kommen.
Auf der Insel Milos und generell auf den Inseln stellt sich die Lage nicht ganz so dramatisch dar, wie in Athen oder Thessaloniki. Der Tourismus, der wichtigste Einkommensfaktor des Landes, ist ungebremst. Die Touries erhalten Geld an den Automaten in bisherigem Umfang. Die Hotels und Restaurants sind voll. Die Landwirtschaft, der zweitgrößte Faktor, funktioniert gut, versorgt das Land und exportiert.
Speziell auf Milos gibt es zusätzlich den Bergbau (seltene Erden, Bauxit, Perlit, Gold) der internationale Märkte beliefert und in dem knapp die Hälfte der Bevölkerung beschäftigt ist.
Von hier aus betrachtet, fällt vor allem auf, wie auffallend negativ die Berichterstattung der ARD ist, des deutschen “Staatsfernsehens”: viele unausgegorene Kommentare angeblich dazu Berufener, einschließlich Günther Jauch mit all seinen illustren Gästen, allen voran Edmund Stoiber am letzen Sonntag, den ich mir per Satellitenfernsehen ansehen durfte. Der ebenfalls anwesende griechische Professor, erschien mir trotz seiner Verteidigerrolle souverän und gelassen.
In diesem Sinne
Grüße vom Melker”