Die Nachricht hat alle überrascht, manche geschockt: Wie die Schön-Klinik mitteilte, wird der Krankenhaus-Standort am Ostufer zum Jahresende überraschend geschlossen. Alle 200 Mitarbeiter müssen sich einen neuen Job suchen. Was aus dem Gebäude wird, steht derzeit in den Sternen. Vorzeichen der plötzlichen Schließung gab es nicht. Weil das ehemalige Krankenhaus des Strauß-“Leibarztes” Argirov großzügig mit öffentlichen Geldern unterstützt wurde, könnte eine Zweckentfremdung allerdings eventuell schwierig sein.
Auch die schönste Lage der Welt hilft nicht, wenn Gesundheit zum Geschäft wird (Photo Schön-Klinik)
Weil die Anzahl der Betten, in denen schon Franz Josef Strauß, Edmund Stoiber oder unlängst Uli Hoeneß behandelt wurden, angeblich nicht ausreicht, um die Kosten zu decken, sieht sich die Geschäftsleitung der Schön Kliniken gezwungen, zum Jahresende zu schließen. Die Klinikleitung teilte gestern nach einer Mitarbeiterversammlung unvermittelt mit: “Die Schön Klinik Starnberger See GmbH & Co KG wird zum Jahresende 2016 den Klinikbetrieb in Kempfenhausen einstellen. Die Klinik konnte trotz Investitionen von mehr als 50 Millionen Euro in den vergangenen 15 Jahren nicht auf Erfolgskurs gebracht werden. Alle Mitarbeiter wurden am Donnerstag, 13. Oktober, in einer außerordentlichen Versammlung informiert.“
Für das Ostufer war die Klinik ein Juwel. Man konnte sich sicher sein, bei Herz- oder Kreislauferkrankungen schnell und ortsnah Spezialisten zu finden. Die Krebsabteilung war bekannt. Auch bei CT-Terminen gab es – auch für Kassenpatienten – hier manchmal schneller einen Termin als in den größeren Krankenhäusern. Viele Berger fühlten sich sicher, eine Notfallklinik in solcher Nähe zu haben. Damit ist es jetzt vorbei.
Weiter heißt es in der Mitteilung der Klinik: „Wir haben in den vergangenen Jahren alles versucht, um den Klinikbetrieb erfolgreich zu führen. Die Entscheidung ist uns daher nicht leicht gefallen, aber wir mussten am Ende anerkennen, dass die immer enger werdenden Rahmenbedingungen für einen wirtschaftlichen Betrieb mit unserem Anspruch an höchste medizinische Qualität nicht zu vereinbaren waren“, Von der Schließung ist die gesamte Belegschaft betroffen. Arbeitnehmervertretung und Klinikmanagement sprechen über einen Sozialplan. Die Patientenversorgung erfolgt ohne Einschränkung bis Jahresende 2016. Danach wird der Klinikbetrieb eingestellt.
Das Herzstück de Schön-Klinik, die Villa Osa in Kempfenhausen (1909)
Bei der Entscheidung könnte es unter anderem eine Rolle gespielt haben, dass ein vom Gemeinderat genehmigter Erweiterungsbau aufgrund der erfolgreichen Klage einer Anwohnerin vor dem Verwaltungsgerichtshof nicht gebaut werden konnte (die Entscheidung fiel 2014). Die zentrale Villa ist erst gut 100 Jahre alt und wurde erbaut von Augusta de Osa, der Witwe des kolumbianischen Botschafters in Paris (was immer die auch nach Berg verschlagen hat).
Der bulgarische Prominenten-Arzt, Romanautor und Strauß-Freund Valentin Argirov, der 1965 in Deutschland Asyl als politisch Verfolgter beantragt hatte, kaufte die Klinik in den 80iger Jahren und baute sie – mit viel öffentlicher Unterstützung – in ein diskretes Nobelkrankenhaus mit guten CSU-Kontakten aus, in dem (Folge der öffenlichen Förderung) aber auch Kassenpatienten behandelt werden mußten. Der “Spiegel” zitiert den Spruch aus der CSU-Führung: “Hast du mit der Leber Zoff, geh zu Doktor Argirov”. 2003 verkaufte Argirov das Anwesen, in das der Freistaat laut Spiegel schon in den 80iger Jahren rund 30 Millionen investiert hat – an die Schön-Gruppe. Jetzt ist also Schluß.
Einiges über die schon vor der Klinikgründung turbulente Geschichte der Osa-Villa finden Sie im QUH-Blog hier: http://quh-berg.de/armut-und-dramen-in-kempfenhausen-219051463/
Schade. Aber wenn es nicht anders geht, kann man das Gebäude nicht als exklusives Alten- und Pflegeheim nutzen?